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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gewesen war. Er trug noch immer dieselben gelben Kniehosen und dieselbe grüne Jacke, und auf seinem lockigen braunen Haar saß noch immer dieselbe rotgefiederte Kappe.
    Als hätte der kleine Mann die beobachtenden Blicke gespürt, wandte er seinen Kopf in Richtung Tür. In seinem haselnußbraunen Blick lag ein seltsamer Ausdruck: neugierig, wissend und leicht spöttisch. Travis' Herz blieb stehen. Trifkin wußte, daß er da war!
    Travis unterdrückte einen Schrei, wich zurück und rannte zur Wendeltreppe. Helles Gelächter folgte ihm. Er sah nicht zurück. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit stolperte er die Stufen hinunter, lief zur Seitentür und eilte durch die Halle. Diesmal hatten seine ungeschickten Schritte eine Reihe gemurmelter Flüche und Beschwerden zur Folge. Er erreichte Falken, kniete nieder und schüttelte den Barden an der Schulter.
    Falken stöhnte, er schlug langsam die Augen auf. »Was ist denn, Travis?«
    »Ich habe sie gesehen, Falken«, flüsterte er. »Das waren keine Kostüme. Sie waren … sie waren real.«
    »Wovon sprichst du?«
    Mit wenigen Worten berichtete Travis, wie er die Glöckchen gehört hatte und ihrem Klang gefolgt war und was er durch das Schlüsselloch gesehen hatte. Doch noch während er das alles beschrieb, erschien es ihm zusehends absurder. Er verstummte. Falken sah ihn mißbilligend an.
    »Du hast geträumt, Travis«, sagte der Barde ziemlich ärgerlich. »Ich will dir gern zugestehen, daß das Schauspiel seltsam genug war, um einem Alpträume zu bescheren. Heutzutage scheinen Schauspieler der Meinung zu sein, sie könnten allen möglichen Blödsinn aufführen und es dann als Kunst verkaufen. Viel schlimmer ist, daß die beschränkten Adligen zu stolz sind, um deutlich zu sagen, daß sie es nicht verstehen, und darum die Schauspieler mit Gold überschütten, um ihre Ignoranz zu verbergen. Das ist ein Zauberkunststück, aber wohl kaum Magie. Und jetzt schlaf weiter.«
    Ohne auf eine Erwiderung zu warten, drehte sich der Barde zur Seite, schloß die Augen und schnarchte bald wieder. Travis legte sich hin und versuchte seinem Beispiel zu folgen. Falken hatte vermutlich recht. Das Schauspiel war von eigentümlicher Intensität gewesen, daher war es kein Wunder, daß es auf seine Träume übergegriffen hatte. Doch sobald er die Augen schloß, sah er wieder die tanzenden Ziegenmänner und Baumfrauen, und er erinnerte sich, daß er schon einmal derartige Geschöpfe gesehen hatte. Aber der Blick war so flüchtig gewesen, daß er damals zu der Überzeugung gelangt war, in Wirklichkeit gar nichts gesehen zu haben. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher, was er glauben sollte.
    Es war in Bruder Cys Erlösungsshow in Castle City gewesen, und er hatte sie hinter dem Vorhang gesehen.

32
    Diesmal war es Falken, der Travis weckte. Der Barde schüttelte ihn – etwas gröber, als eigentlich erforderlich gewesen wäre – und grinste, als Travis sich aufsetzte.
    »Und, letzte Nacht noch irgendwelche seltsamen Erscheinungen gehabt?«
    Travis' Zunge wollte ihm nicht gehorchen. »Nur diesen seltsamen Geschmack in meinem Mund.«
    »Das haben Feste nun mal so an sich.« Er half Travis auf die Beine. »Komm, suchen wir uns was, womit wir die Folgen der gestrigen Zecherei wegspülen können.«
    Trotz der frühen Stunde waren die Bewohner der Festung bereits auf den Beinen und die große Halle fast leer. Ein Aschenweib stocherte im Kamin herum, ein paar Mädchen streuten frische Binsen auf den Boden. Travis folgte Falken ein paar Stufen hinunter und durch eine Tür nach draußen. Hier, hinter der Festung, erstreckte sich ein von zerfallenden Mauern umschlossener Hof. Die Sonne war gerade über dem See aufgegangen und brachte den Morgennebel und den Qualm der Kochfeuer zum Glühen.
    Falkens gestrigen Worten zum Trotz wurde im unbedeutenden Königreich Kelcior nicht ununterbrochen gefeiert. Die Zecher des vergangenen Abends waren jetzt mit einer Vielzahl von Arbeiten beschäftigt. Ältere Frauen kochten in einem großen Eisenkessel Maische für Bier. In einem mit einem Strohdach ausgestatteten Stall voller Pferde säuberten Jungen die einzelnen Boxen. Mehrere Männer arbeiteten daran, eine durchhängende Mauer zu stützen, andere schärften Schwerter, reparierten Geschirre oder hämmerten über einem heißen Feuer Hufeisen in die richtige Form. Einer der struppigen Tiermänner führte eine Herde Schafe durch ein Tor in der Hofmauer, während ein ihm folgender Hund fröhlich bellte.
    Travis und

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