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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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genausowenig wie er sich bewegen konnte. Das Runentor vor ihm war ein Abgrund aus Finsternis, und er stand genau an seinem Rand. Was soll ich tun? Aber er konnte nichts tun. Ein Schritt, und er würde für alle Ewigkeit fallen.
    Die sie umgebende Dunkelheit geriet in wallende Bewegung, dann schoben sich die Feydrim in das Mondlicht vor dem Portal.
    Ihre Zahl war nur schwer zu schätzen, sie glitten immer wieder in die Schatten hinein und traten heraus, was jede genaue Zählung unmöglich machte, aber das spielte auch keine Rolle. Denn eines war sicher. Es waren viel mehr, als zwei Männer bekämpfen konnten.
    Die Feydrim kamen näher.
    Beltan hieb mit dem Schwert zu, als eine der Kreaturen einen Sprung nach vorn machte. Sie wich der Klinge aus und huschte zurück in die Schatten; Haß funkelte in ihren Augen. Jetzt sprang ein Feydrim aus der anderen Richtung hervor – sie testeten den Ritter, schätzten ihn ein –, und Beltan drehte sich um, um ihn abzufangen. Sein Schwert durchschnitt die Luft, aber die Bewegung war steif und ungeschickt. Der Feydrim sprang zurück, um der Klinge zu entgehen, aber nicht bevor er mit seiner Klaue zugeschlagen hatte. Beltan sog zwischen zusammengebissenen Zähnen schmerzerfüllt die Luft ein. Eine dunkle Linie zog sich über seine Wange, und aus den Schatten kam ein gutturaler Laut, fast schon ein Schnurren. Sie mochten den Blutgeruch.
    »Travis?« Beltans Stimme klang angespannt. »Travis, ich weiß nicht, wie lange ich sie zurückhalten kann.«
    Travis wollte antworten, er wollte das Stilett aus dem Gürtel ziehen und dem Ritter helfen. Das Juwel im Knauf pulsierte blutrot. Aber er war zu einer Statue erstarrt. Er konnte sich zu keiner Handlung entscheiden.
    Eine graue Gestalt sprang aus den Schatten neben dem Tor und streckte die Krallen nach Travis’ Kehle aus.
    »Laßt ihn in Ruhe!«
    Der Ruf des Ritters zerriß die kalte Luft. Er stellte sich vor Travis und stieß mit dem Schwert zu. Der Feydrim stürzte quiekend in den Schnee. Er wand sich mit Beltans Klinge in den Eingeweiden, dann zuckte er noch einmal und blieb reglos liegen. Der Feydrim war tot, aber jetzt stand Beltan ohne Waffe da. Er wollte sich das Schwert zurückholen, aber zwei andere Feydrim fauchten und schoben sich auf allen vieren über die Leiche. Sie starrten den Ritter mit gelben Augen an, dann stießen sie sich ab und warfen sich auf ihn.
    Beltan grunzte und taumelte unter dem Gewicht der Ungeheuer zurück. Sie griffen mit Zähnen und Klauen an, zerfetzten Stoff und Haut, aber er ging nicht zu Boden. Der Ritter stieß einen Schrei aus, der zugleich voller Wut und Schmerz war, dann grub er einer der Kreaturen seine Daumen in die Augen. Das gelbe Licht verblaßte, eine farblose Flüssigkeit tropfte heraus, und der Feydrim kreischte auf. Beltan schüttelte den Kadaver ab, dann legte er dem anderen die Finger um den Hals. Und noch während der Feydrim ihm mit den Hinterkrallen die Seite aufriß, zerquetschte ihm der Ritter den Hals mit bloßen Händen. Das Genick brach mit einem berstenden Laut, der an zersplitterndes Eis erinnerte, dann warf Beltan den erschlafften Körper beiseite.
    Die Feydrim umkreisten die beiden Männer; sie waren vorsichtig geworden, aber sie zogen sich nicht zurück. Travis starrte den Ritter an. Beltan war unsicher auf den Beinen, er krümmte die Schultern. Mit einem Arm hielt er sich die Seite, während der andere schlaff herabhing. Sein Gesicht war blutverschmiert, genau wie seine Hände und seine Kleidung. Nicht alles Blut stammte von ihm, das meiste aber doch.
    Beltan grinste ihn an.
    »Ich habe sie geschlagen, Travis«, sagte er heiser. »Ich habe sie geschlagen.«
    Dann verdrehte der Ritter die Augen und fiel rücklings in den Schnee. Unter seinem Körper breitete sich eine Lache aus die im Mondlicht wie schwarze Tinte auf Pergament aussah – eine allerletzte Rune.
    Nein! rief Travis in Gedanken, obwohl kein Laut über seine Lippen drang. Beltan!
    Er wollte zu dem Ritter eilen, aber seine Glieder hatten genausogut aus einem Eisblock geschnitzt sein können. Die Feydrim schlichen geduckt um ihn und den Gefallenen herum, und mit jeder vollendeten Umdrehung wurde der Kreis enger. In wenigen Augenblicken würden sie ihm die Kehle zerfetzen, ihn in Stücke reißen. Es spielte keine Rolle mehr. Nichts spielte eine Rolle mehr. Beltan war tot, und er hatte tatenlos zugesehen.
    Der Kreis war vollendet. Die Feydrim streckten ihre spindeldürren Arme nach Travis aus. Er hätte sie

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