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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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hatte ihm nicht den kleinsten Hinweis gegeben.
    Dann geh und triff deine Wahl. Leben oder Tod.
    Aber er hatte darauf doch gar keinen Einfluß, oder? Wie sollte er eine Entscheidung fällen können, wenn nichts davon in seinen Händen lag?
    Travis wußte es nicht. Er wußte bloß, daß er zum Tor gehen mußte. Ob nun im Guten oder im Bösen, sein rastloses, zielloses Wanderleben hatte ihn hierhergeführt, in dieses mondbeschienene Tal in einer anderen Welt. Wenn er es hinter sich lassen wollte, mußte er es durchqueren. Das war der einzige Weg.
    Travis wollte sich wieder den Bergen und seinem Schicksal zuwenden, verharrte dann aber. In der stummen Einsamkeit des Tales bewegte sich etwas. Die Gestalt kam näher, und Travis sog erstaunt die Luft ein. Er ging dem näherkommenden Ritter durch den Schnee entgegen.
    Beltans Bewegungen waren steif, als würde ihn die Kälte – oder etwas anderes – behindern. Lange Beine stapften durch den Schnee, dann überbrückte der Ritter die restliche Entfernung zwischen ihnen. Er blieb stehen, seine breite Brust hob und senkte sich, sein Atem beschwor Eisgeister herbei.
    »Beltan, was tust du denn hier?« fragte Travis.
    Der Ritter bemühte sich, zwischen zwei Atemzügen Worte zu finden. »Ich komme mit dir.«
    Travis fing an, den Kopf zu schütteln. Das war seine Aufgabe, er mußte sich dieser Gefahr stellen, er konnte niemanden darum bitten, ihm dabei zur Seite zu stehen. Dann zögerte er. Wie hätte Beltan ihn finden können, wenn es nicht so sein sollte, wenn sie nicht gewollt hätte, daß es auf diese Weise geschieht? Außerdem war er dankbar, seinen Freund an diesem einsamen Ort zu sehen. Travis lächelte – und das trotz der Angst vor dem, was man von ihm verlangte.
    »Ich bin froh, daß du da bist, Beltan.«
    »Ich habe dir doch gesagt, daß ich dich beschütze, Travis.«
    Die beiden Männer umarmten sich, und einen kurzen Augenblick lang existierte Wärme in dem gefrorenen Ödland. Dann schob Travis seinen Freund weg. Beltan blickte sich um und erschauderte.
    »Was ist das für ein Ort, Travis?«
    »Die Schattenkluft«, flüsterte er.
    Und er nahm seinen Weg durch den unversehrten Schnee wieder auf, und Beltan schloß sich ihm an.
    Minuten vergingen oder gar Stunden – vielleicht war es auch weniger als der Bruchteil eines Augenblicks –, und dann waren sie an ihrem Ziel angelangt. Vor einem zerklüfteten Wall aus schwarzem Felsen blieben die beiden Männer stehen. Fal Threndur: die Eisenzahnberge. An seinem ersten Tag auf Eldh hatte Travis sie erblickt. Er hatte es damals nicht wissen können, aber selbst als er in die entgegengesetzte Richtung’ gereist war, war er ihnen nähergekommen. Vielleicht machte es sogar einen gewissen Sinn, daß die Dinge hier ihr Ende fanden.
    In den Berg war eine riesige Eisenplatte eingelassen. Das Runentor. Der Zugang nach Imbrifale.
    Wind und Zeit hatten die Oberfläche des Runentors rauh geschliffen, aber abgesehen von drei runden Vertiefungen von jeweils der Größe einer ausgebreiteten Hand war das Metall unversehrt. Travis wußte, was diese Vertiefungen einst enthalten hatten: die drei Siegel, die die Runenmeister vor tausend Jahren geschmiedet hatten. Aber Krond und Gelth waren zerbrochen worden, und jetzt suchte Travis den Boden vor dem Tor ab und fand eine weitere Steinscheibe im Schnee liegen. Er bückte sich und hob sie auf, aber noch bevor er sie berührte, wußte er schon, worum es sich hier handelte. Es war Sinfath, das dritte und letzte Siegel des Runentors, das ebenfalls zerbrochen war.
    »Travis, sieh dir die Schatten an.«
    Beltan sprach leise und alarmiert. Travis richtete sich wieder auf und blickte ins Zwielicht. Überall bewegten sich spindeldürre Gestalten.
    Beltan zog das Schwert und ließ die Schatten nicht aus den Augen. »Was auch immer du hier erledigen willst, Travis, du solltest damit anfangen. Sofort.«
    Travis trat einen Schritt auf das Tor zu. Er streckte die Hand nach der rauhen Oberfläche aus, und zog sie wieder zurück. Was soll ich hier bloß tun? Er wußte es nicht, und Grisla hatte es ihm nicht verraten. Eine Furcht, noch kälter als der Schnee, ließ ihn erstarren.
    Die Dinge in den Schatten waren nun näher herangekommen. Gelbe Augen flackerten wie Flammen ohne Wärme. Mondlicht glitzerte auf grauem Pelz und gebogenen Reißzähnen.
    Beltan stellte sich Rücken an Rücken mit Travis. »Bleib hinter mir«, sagte der Ritter.
    Travis öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus,

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