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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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deren gespaltene Hufe Funken aufstieben ließen, und auf ihr thronte eine furchteinflößende Gestalt. Er war groß und fahl und trug eine Krone aus Eis. Auf der schneeweißen Brust lag eine aus Eisen geschmiedete Halskette, in die ein Stein eingelassen war, der die Farbe seiner Haut hatte. In seinem Blick lag unendlicher, grenzenloser Haß.
    Travis erwiderte den Blick, und er hätte zulassen können, daß er sein Herz erstarren ließ. Statt dessen griff er in die Tasche, holte den Stein hervor und berührte mit ihm das Tor.
    Sei wieder unversehrt!
    Es gab Licht und Donner, dann ertönte ein Wutschrei, der Travis’ Knochen zersplitterte, seine Zähne zerbröckeln ließ und sein Gehirn zu Brei verwandelte.
    Dann kamen Finsternis und eine himmlische Stille.
    Travis blinzelte. Die Schattenkluft lag wieder im Zwielicht, aber jetzt fuhr Wind durch seinen Haarschopf, und obwohl es noch immer kalt war, hatte diese Kälte ihren Biß verloren. Am Himmel zogen die Sterne langsam ihre Bahn, und der Mond schwebte über dunklen Gipfeln.
    Das Runentor war wieder verschlossen, eine glatte Eisenplatte ohne die geringste Spur eines Spalts. Travis betrachtete die drei Vertiefungen, die in das Tor eingelassen waren. Eine davon war nicht länger leer. Dort steckte eine Scheibe aus cremefarbenem Stein: Sinfath, das dritte Siegel, war wieder unversehrt.
    Travis hielt den Atem an. Wo sich einst drei Siegel befunden hatten, gab es jetzt nur noch eines, aber er mußte sich mit der Hoffnung zufriedengeben, daß das ausreichte.
    Ein Stöhnen lenkte seine Aufmerksamkeit von dem Tor ab.
    Travis steckte Sinfathisar wieder in die Tasche und kniete neben Beltan im Schnee nieder. Unter dem trocknenden Blut schimmerte das Gesicht des verwundeten Ritters ganz grau, sein Atem ging stoßweise. Es blieb nicht mehr viel Zeit.
    Aus den Schatten, in denen eben noch die Feydrim umhergeschlichen waren, traten schlanke Gestalten. In federleichtes Tuch gekleidet, versammelten sie sich, und der Ritter wurde in eine sanfte Helligkeit getaucht. Seine Augen waren geschlossen, fast als würde er schlafen. Travis strich ihm das helle Haar aus der blutigen Stirn. Dann streckten die Elfen ihre leuchtenden Hände aus und hoben den gefallenen Ritter aus dem Schnee.

45
    Logrens leere Leiche kippte vom Rand des Podiums und landete zusammengesunken am Boden.
    Grace konnte nicht verhindern, daß sich ihre Lippen zu einem skalpellscharfen Lächeln verzogen. Soviel zur Unsterblichkeit, Mylord.
    Ein Schmerzensschrei hallte von den Dachbalken wider. Grace riß den Kopf herum. Logren war tot, aber die Sache war noch nicht ausgestanden.
    Melias blauer Strahlenkranz flackerte wie eine ersterbende Kerze. Die kleine Frau taumelte und faßte sich an die Stirn, und Falken griff nach ihr. Die Feydrim fauchten freudig, dann kletterten sie auf die Kanten der umgeworfenen Tische, bereit, sich auf ihre Opfer zu stürzen. Die Wächter wichen mit erhobenen Messern und Furcht in den Augen zurück.
    Grace streckte die Hand aus, aber da gab es nichts, das sie hätte tun können, um ihnen zu helfen. Davon abgesehen würden die Feydrim sie und alle anderen auf dem Podium in kurzer Zeit erreicht haben. Doch trotz dieser Erkenntnis verblaßte der Triumph nicht, der Grace erfüllte. Vielleicht hatten sie nicht gesiegt, vielleicht hatten sie das Böse nicht besiegt, zumindest nicht ganz, aber sie hatten sich ihm wenigstens entgegengestellt, ihm Schmerzen zugefügt und sich ihm nicht kampflos ergeben. Sie war sich nicht sicher, ob das etwas zählte. Sie hoffte es aber.
    Melias azurne Aura erlosch, sie brach in Falkens Armen zusammen. Mit entblößten Reißzähnen sprangen die Feydrim vor …
     … schrien vor Schmerzen gepeinigt auf und stürzten zu Boden.
    Ungläubig verfolgte Grace, wie die Kreaturen eingeschüchterten Hunden gleich winselten, sich auf dem Boden wanden und sich selbst mit Zähnen und Krallen Verletzungen zufügten. Etwas war geschehen, etwas hatte ihnen Angst eingejagt. Aber was?
    Die Wächter verschwendeten ihre Chance nicht, indem sie auf eine Antwort warteten. Sie traten vor und stießen den Feydrim, die es über die Barrikade geschafft hatten, die Messer in die Körper und töteten sie. Überall im Großen Saal hielten die geladenen Gäste einander fest, während sie die geduckten Kreaturen anstarrten.
    Grace fühlte ein Kribbeln. Auf der gegenüberliegenden Saalseite fiel ihr ein weißes Oval auf, Aryns Gesicht, in dem sich Furcht und Staunen abzeichneten. In der Mitte des

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