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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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plötzlich ganz aufgeregt. Vielleicht würde sie es ja herausfinden. Und dann?
    Aber das konnte sie entscheiden, wenn – und falls – der Zeitpunkt gekommen war.
    Tressa lächelte Aryn und Grace zu. »Wir werden euch bald wiedersehen, Schwestern.«
    Dann waren die rothaarige Hexe und ihre Königin gegangen. Grace fühlte, wie Aryn ihre Hand fester umklammerte. Dann vergaß sie die Hexen, als sich ein Mann näherte.
    »Durge!«
    Sie wollte aufstehen, aber er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mylady«, sagte er in seinem düsteren Tonfall. »Eine Herrin darf sich nicht vor ihrem Diener erheben.«
    »Ihr seid nicht mein Diener, Durge.«
    »Aber ja doch, Mylady. Und ich bin dankbar dafür.«
    War er wirklich dankbar? Grace musterte den Ritter und sah, was ihm seine Dienste für sie eingebracht hatten. Sein faltiges Gesicht war mit einem Dutzend Kratzer versehen, die gerade im Begriff standen zu verschorfen. Seine Hände waren noch weitaus mehr in Mitleidenschaft gezogen. Und das leichte Nachziehen seines Fußes, das er zu verbergen versuchte, war ein deutlicher Hinweis auf weitere Verletzungen. Doch irgendwie war er allein gegen fünf Feydrim angetreten und hatte sie alle getötet.
    Wie? hatte sie ihn vergangene Nacht gefragt. Wie habt Ihr das geschafft, Durge? Ich hätte aufgegeben, selbst mit Eurem Breitschwert.
    Nein, Mylady, hatte er erwidert. Das glaube ich Euch nicht. Ich glaube, keiner von uns gehört zu den Leuten, die den leichteren Weg wählen. Sterben ist einfach. Es ist das Leben das uns herausfordert.
    Sie hatte ihn bloß erstaunt anstarren können. Leon Arlington hätte es verstanden.
    Trotz seiner Wunden verbeugte sich Durge. »Kann ich etwas für Euch tun, Mylady?«
    Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange. »Ihr könnt Euch ausruhen, Durge. Eure Wunden sind zwar nicht tief, aber Ihr habt viel Blut verloren.« Sie hob einen Finger, um seinen Protest zu ersticken, dann schlug sie einen herrschaftlichen Tonfall an. »Nein, Sir Durge, ich werde in dieser Angelegenheit keine Diskussion tolerieren. Schließlich seid Ihr mein Diener.«
    Er starrte sie an, und obwohl sie sich später dessen niemals hundertprozentig sicher war, glaubte sie zu sehen, wie seine Mundwinkel amüsiert zuckten.
    Durge nickte noch einmal und ging, allerdings verweilte sein Blick vorher einen Moment, und nicht auf Grace. Doch die junge Frau in Nachtblau starrte bloß niedergeschlagen geradeaus. Dann war der embarranische Ritter verschwunden.
    Von dem Strom der Adligen waren nur noch ein paar Nachzügler übrig. Das Gemach war fast leer. Ein Mann in Schwarz kam auf Grace und Aryn zu. Sie standen vor ihm auf, allerdings fiel es Grace rechtzeitig ein, keinen Hofknicks zu machen.
    »Lady Grace, ich danke Euch für Eure Hilfe in diesen letzten Monaten«, sagte Boreas schroff. »Aber ich habe noch eine Bitte an Euch, und ich erwarte, daß Ihr sie mir nicht abschlagen werdet.«
    »Euer Majestät, ich …«
    Er hob eine Hand und wischte ihre Worte wieder einmal beiseite.
    »Unterbrecht mich nicht, Mylady. Im Schloßverlies ist noch immer Platz.«
    Grace fing an zu lachen, hörte aber schlagartig auf, da sie sich nicht ganz sicher war, ob er dies als einen seiner Scherze gemeint hatte.
    »Der Barde hatte recht«, fuhr Boreas fort. »Der Winter ist noch lange nicht vorbei, und es wird lange dauern, bevor die Straßen wieder passierbar sind. Darum ersuche ich Euch, daß Ihr an meinem Hof bleibt, zumindest den Winter über, und danach so lange Ihr möchtet.«
    Grace war sprachlos. Boreas trat einen Schritt näher an sie heran.
    »Was sagt Ihr, Mylady? Werdet Ihr diesem König Gesellschaft leisten?«
    Grace starrte ihn an. Und bevor sie wußte, was sie da tat, warf sie die Arme um ihn und begrub ihr Gesicht an seinem dicken Hals. Das war garantiert nicht das richtige Benehmen bei einem König. Zweifellos würde er seine Wächter herbeirufen. Er tat es nicht. Statt dessen nahm er sie in seine starken, zärtlichen Arme. Dann schob er sie zurück.
    »Guten Morgen, Mylady.«
    Mit diesen Worten ging der König.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Grace drehte sich um und blickte in azurblaue Augen. Die Baronesse erschien älter, und Grace stockte der Atem. Aryn war nicht länger hübsch. Sie war wunderschön.
    »Kommst du, Grace?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Geh voraus, Aryn. Ich komme gleich nach. Ich muß nur … ich möchte noch einen Moment hierbleiben.«
    Die Baronesse lächelte – wieder war das Lächeln zugleich fröhlich

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