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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ist der rechtmäßige Erbe des Throns von Malachor.«
    »Das beantwortet eigentlich meine Frage nicht«, stellte Travis fest.
    Beltan zuckte mit den breiten Schultern. »Ich halte zwar nicht viel von Hexen und Flüchen, aber nur ein Narr würde sich auf den Stuhl Malachors setzen. Oder eine zum Leben erwachte Legende. Und egal, was Falken sagt, das erstere gibt es sehr viel häufiger als das letztere.«
    Dem konnte Travis nicht widersprechen.
    Eine Fanfare erklang, die Menge verstummte, und alles erhob sich, als die Könige und Königinnen der Domänen den Saal betraten. Beltan beugte sich zu Travis herüber und flüsterte ihm die Namen der Herrscher ins Ohr, als sie ihren Platz am Tisch einnahmen.
    Zuerst kam Königin Eminda von Eredane, die eher stolz als majestätisch wirkte. Ihr folgte Lysandir von Brelegond, beziehungsweise eine wandelnde Masse aus Seide und Juwelen, in der vermutlich genug Platz war, um einen König zu verstecken. Als nächstes kam ein hagerer Mann mit tiefliegenden Augen, Sorrin, der König von Embarr. Ihm folgten der alte König Persard von Perridon und König Kylar von Galt. Als der junge König den Saal betrat, stolperte er über eine Falte im Teppich, die sich anscheinend gerade eben erst gebildet hatte. Lord Alerain, König Boreas’ Seneschall, lief zu ihm hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen, und Kylar winkte, als er wieder stand, um zu zeigen, daß ihm nichts passiert war. Ein erleichtertes Seufzen ging durch das Gemach.
    Aus dem Seufzen wurde ein Raunen, als eine Frau eintrat, die so blendend aussah wie Sonnenlicht auf Eis. Travis sah fasziniert zu, wie Königin Ivalaine von Toloria zu ihrem Stuhl schritt. Ihr Gewand hatte die Farbe von Schatten auf Schnee bei Sonnenaufgang, sie trug weiße Juwelen im Haar. König Boreas stürmte wie ein Stier in dem Raum und bot damit einen scharfen Kontrast zu der ätherischen Königin Tolorias. Trotzdem war er so attraktiv, wie er wild war, und er zog die Aufmerksamkeit in keinem geringeren Maße auf sich als Ivalaine. Travis hatte das Gefühl, daß er König Boreas keine Bitte abschlagen könnte. Wahrscheinlich konnte das niemand.
    Die Herrscher standen alle hinter ihren Stühlen. Dann legten sie eine Hand aufs Herz und verbeugten sich vor dem achten und leeren Stuhl. Als sie wieder aufschauten und Boreas zu sprechen begann, hörte man seine kräftige Stimme bis in die letzten Reihen.
    »Sprecht die Rune des Beginns.«
    Aus gegenüberliegenden Enden des Raumes kamen zwei Männer in nebelgrauen Kutten auf den Tisch zu. Eminda von Eredane beobachtete sie mißtrauisch. Der eine Mann war älter, mit strengem Gesicht und kurzgeschorenem, grauem Haar. Der andere war jünger, eher klein, offensichtlich recht muskulös unter seiner Kutte, und hatte ein breites, fröhliches Gesicht. Sie blieben kurz vor dem Tisch stehen, verbeugten sich gleichzeitig und richteten sich wieder auf. Dann sprachen sie im Chor ein einzelnes Wort.
    »Syr!«
    Das Wort hallte so klar und durchdringend wie eine von einem Musikinstrument gespielte Note durch den Saal. Travis’ rechte Hand kribbelte; er konnte die Magie spüren, die durch das Sprechen der Rune freigesetzt worden war, konnte sie sogar sehen. Die Luft im Saal flimmerte, wie die Hitze über einer Fernstraße in der Wüste …
    Travis richtete seine Brille. Die Luft im Saal war wieder reglos. Die Runensprecher befanden sich bereits auf dem Rückweg. Er ballte seine Hand zur Faust. Das Kribbeln war zu einem Jucken abgeklungen. Er wußte aber, daß es nicht gänzlich verschwinden würde. Das tat es nie. Die Kraft war immer da und wartete. Er fragte sich, wie er wohl in einer grauen Kutte aussehen würde.
    Dann konzentrierte er sich wieder auf das Geschehen. Boreas hatte wieder das Wort ergriffen. »… und die Schatten, die nicht nur eine Domäne bedrohen, sondern alle, und überdies ganz Falengarth. Deshalb wurde unter der Ägis aller Gesetze und Traditionen dieser Rat der Könige einberufen, und deshalb seid Ihr hierher gereist. Seid herzlich willkommen, jeder einzelne von Euch.«
    Boreas hob einen großen Pokal in die Höhe. Er war mit feuerrotem Wein gefüllt. »Ich bitte darum, daß wir alle aus diesem Pokal trinken«, sagte der schwarzbärtige König. »Es ist ein Andenken an Malachor, und indem wir daraus trinken, gedenken wir des Erbes des Turms, der nun nicht mehr strahlt. Und außerdem zeigen wir der Welt, daß wir in dem Wunsch vereint sind, der Dunkelheit zu trotzen, die uns bedroht.«
    Einige der Herrscher

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