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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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traten unruhig auf der Stelle, insbesondere Lysandir von Brelegond. Nicht alle schienen Boreas’ Meinung zu teilen.
    Boreas trank, dann reichte er den Pokal an Kylar zu seiner Rechten weiter. Der junge König von Galt nippte daran und verschüttete ein wenig Wein auf dem Tisch, den er mit einem Umhangzipfel wegtupfte, nachdem er den Wein weitergereicht hatte. Travis sah mit Interesse zu, wie die anderen Herrscher tranken. Sorrin von Embarr nahm nur einen winzigen Schluck, während Lysandir am meisten trank, dafür aber jeden Sinn für das Zeremoniell vermissen ließ, als brauchte er einfach nur den Wein. Er gab den Pokal an Eminda weiter.
    Die Königin von Eredane sah unglücklich in den Pokal, als erwartete sie, darin eine tote Ratte vorzufinden oder vielleicht sogar Gift. Die anderen Herrscher beobachteten sie, und Lysandir spielte mit dem Saum seines Wamses. Der ganze Raum hielt den Atem an. Und immer noch trank Eminda nicht.
    Boreas sprach leise, aber trotzdem überall deutlich vernehmbar. »Wisset, daß die Rune des Friedens in der Mitte dieses Tisches ruht. Sie ist vor langer Zeit in den Stein gebunden worden, als die Kunst des Runenbindens in der Welt noch bekannt war. Die Magie der Rune garantiert, daß kein Akt der Gewalt in diesem Saal verübt werden kann, sei er offen oder hinterhältig, egal wie stark die Hand ist, die ihn versucht.«
    Eminda blickte den König von Calavan Finster an. Vermutlich gab sie nicht viel auf Boreas’ Beteuerung. Sie hob den Pokal, nippte kurz daran und gab ihn mit einer ruckartigen Bewegung an Ivalaine weiter. Irgendwie gelang es der Königin von Toloria, das Gefäß elegant entgegenzunehmen. Sie trank wie ein Schwan, der seinen Hals zur Oberfläche eines Sees neigte, und gab Boreas den Pokal zurück. Er hielt ihn hoch in die Luft und stellte ihn dann zurück auf den Tisch. Seine Stimme hallte durch das Ratsgemach.
    »Der Rat der Könige hat begonnen!«
    Die Herrscher setzten sich, und die Zuschauer taten es ihnen gleich. Travis beugte sich zu Beltan herüber. »Ich habe das Gefühl, daß Königin Eminda Boreas nicht besonders gut leiden kann.«
    Beltan schnaubte. »Da kannst du gleich sagen, Wasser hat eine kleine Abneigung gegen seinen alten Freund Feuer entwickelt. Aber sie scheint mit Lysandir ganz gut zurechtzukommen.«
    »Wenn du meinst. Ich bin mir nicht sicher, ob in all den Kleidungsstücken überhaupt jemand drinsteckt.«
    Beltan grinste und drückte Travis’ Hand. Die Geste überraschte Travis, aber die Berührung war ihm nicht unangenehm. Vielleicht war er in dieser Welt ein Niemand, aber wenigstens hatte er einen Freund, ob der nun ein König war oder nicht. Er erwiderte den Druck, und sie blieben eine Zeitlang so sitzen.
    Eine schrille Stimme durchbrach die Stille im Saal. »Und jetzt, Boreas?« Eminda sah den König von Calavan feindselig an. »Jetzt, da Ihr diesen Rat einberufen habt, könntet Ihr uns vielleicht auch den Grund dafür mitteilen. Das ist nicht das erste Mal, daß wir mit kalten Wintern und Straßenräubern zu kämpfen haben. Ich glaube kaum, daß dies die einzigen Gründe sind, für die Ihr uns hierher gezwungen habt. Oder ist Calavan so schwach geworden, daß ein paar räuberische Barone es in Angst und Schrecken versetzen können?«
    Der Luftdruck im Saal schien schlagartig zu sinken, als alle gleichzeitig Luft holten. Selbst aus der Ferne war deutlich zu sehen, daß Boreas’ Knöchel weiß anliefen, als er sich an der Kante des Ratstisches festhielt. Eminda hatte keine Zeit verschwendet. Boreas wollte etwas erwidern, aber seine Stimme wurde vom Krachen der auffliegenden Flügeltür des Ratsgemachs übertönt. Alle Blicke flogen der Gestalt zu, die in den Raum geschritten kam.
    Es war Falken.
    Mehrere Wächter gingen mit gezückten Hellebarden auf ihn zu, aber ein einzelner Blick des Barden genügte, um sie zurückzutreiben. Travis hatte Falken noch nie so gesehen. Er wirkte überhaupt nicht so müde und traurig wie sonst. Nun leuchteten seine Augen wie Blitze aus heiterem Himmel.
    »Was tut er da?« flüsterte Travis Beltan zu.
    »Außer, daß er die Ader auf Boreas’ Stirn zum Platzen bringt? Ich glaube, das werden wir gleich herausfinden.«
    Boreas erhob sich, und seine pechschwarzen Augenbrauen verschmolzen zu einer durchgehenden Zorneslinie. »Ihr werdet mir sofort die Bedeutung dieser Unverschämtheit mitteilen, Falken Schwarzhand. Und dann werdet ihr wieder gehen, bevor ich gezwungen bin, die Wirksamkeit der Rune des Friedens auf die

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