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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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unverkennbar.
    »Das ist das gleiche Symbol, von dem du mir erzählt hast, nicht wahr?« fragte Grace. »Das du auf der Hinreise gesehen hast.«
    Travis nickte wortlos. Er zwang sich, das Symbol zu betrachten. Ja, es hatte den Anschein, als hätte der Zeichner angefangen, darunter zwei sich kreuzende Linien einzuritzen. Ein X.
    »Was ist das noch mal?« sagte Grace hinter ihm. »Das Symbol irgendeines Kultes?«
    Er drehte sich um. »Der Rabenkult. Das ist ein Mysterienkult, wie der Kult von Vathris, nur daß er neu ist. Ich habe in Calavan keine seiner Anhänger gesehen, aber in Eredane gab es eine Menge, und, wie Falken und Melia sagten, in den anderen Domänen auch.«
    »Ich frage mich, was in dem Raum ist?« Grace griff nach der Türklinke, dann hielt sie inne und blickte auf. »Vielleicht sollten wir erst Lord Alerain um Erlaubnis fragen.«
    »Und was sollen wir ihm sagen, was wir dort zu finden hoffen? Kleine Menschen mit Glöckchen?«
    Grace biß sich auf die Unterlippe. »Gutes Argument.«
    Sie drückte die Klinke herunter. Ein Klicken ertönte, und die Tür öffnete sich. Sie sahen in beide Richtungen den Korridor entlang, aber es war niemand zu sehen. Zusammen traten sie durch die Tür.
    Der Raum war ziemlich dunkel – es gab kein Fenster, nur das Licht, das aus dem Korridor hereindrang –, und Travis’ Augen brauchten einen Augenblick, um sich daran zu gewöhnen. Überall um sie herum wuchsen Umrisse in die Höhe, einige rund, andere wiederum rechteckig, flach oder klumpig.
    »Eine Abstellkammer.«
    Grace hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als Travis bereits erkannte, daß sie recht hatte. Der Raum war voller Fässer, Kisten und Säcke – die Umrisse, die er gesehen hatte.
    Er kratzte seinen Bart. »Was ist an einer Abstellkammer so wichtig?«
    Grace schüttelte den Kopf.
    Sie durchsuchten die Kammer noch ein paar Minuten lang, fanden aber nichts Besonderes. Die Kisten enthielten verrottetes Leintuch, und die Fässer waren dem Geruch nach zu urteilen mit einer Art gesalzenem Fisch gefüllt. Die Luft war feucht, und Travis entdeckte bald den Grund dafür. Aus einer Öffnung tropfte Wasser. Diese Öffnung hatte vielleicht einen Durchmesser von einem Meter und führte nach oben in die dicke Steinmauer hinein. Als Travis sie näher in Augenschein nahm, spürte er einen kalten Luftzug im Gesicht. Es war ein Ventilationsschacht. Er erinnerte sich daran, als Kind ein Buch über Schlösser gelesen zu haben, das Querschnitte zeigte, die man diversen Stellen des Gebäudes entnommen hatte. Mittelalterliche Schlösser waren wohl mit Ventilationsschächten durchlöchert gewesen. Sonst wäre in einem feuchten Klima alles in ihnen sofort verrottet.
    Travis und Grace begaben sich zurück in den Korridor und schlossen die Tür hinter sich.
    »Es scheint hier nichts Wichtiges zu geben«, sagte Travis.
    Grace verschränkte die Arme über der Brust. »Aber der Mann, den ich sah, der Anhänger des Rabenkults, er muß sich diesen Raum aus einem ganz bestimmten Grund ausgesucht haben.«
    Travis zuckte mit den Schultern. Er vertrat dieselbe Meinung, aber welche Absichten der Kultanhänger auch verfolgt hatte, der Inhalt dieses Abstellraums gab keinen Hinweis darauf. Ihm kam ein Gedanke. »Grace, vielleicht ist das ja nicht der einzige Raum. Wenn der Mann eine Tür markiert hat, kann er auch andere markiert haben. Wenn wir noch andere finden würden, könnten wir vielleicht die Gründe für sein Handeln herausfinden.«
    Graces Augen leuchteten auf, und sie wollte etwas erwidern. In genau diesem Augenblick drang das Gurren einer Taube durch ein Fenster in der Höhe. Beide blickten auf. Der blaue Himmel hatte eine schiefergraue Färbung angenommen.
    »Oh!« sagte Grace. »Ich muß gehen. Ich habe … ich muß los.«
    »Schon gut«, erwiderte er. »Ich sollte auch zurückgehen. Wir können später nach weiteren Türen suchen.«
    Sie nickte und wandte sich ab, dann drehte sie sich aber noch einmal um und griff unbeholfen nach seiner Hand.
    »Danke, Travis, daß du mich begleitet hast.«
    »Danke, daß du mich darum gebeten hast.«
    Sie drückte seine Hand, ließ sie los und eilte den Korridor entlang. Er blickte ihr lächelnd hinterher. Es hatte fast schon Spaß gemacht, zusammen mit Grace im Schloß umherzuwandern. Dann fiel sein Blick wieder auf das Symbol an der Tür, und das Lächeln erlosch.

15
    Grace war der festen Überzeugung, daß sich Kyrene diesen Ort nicht zufällig für ihr Treffen ausgesucht hatte. Sie bog um

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