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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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an dem sie das Verschwinden des Feydrims aus ihrem Kleiderschrank entdeckt hatten. Travis hatte Falken und Melia von seiner Entdeckung erzählt: daß Grace genau wie er von der Erde stammte. Die beiden hatten das von großem Interesse gefunden und ihm viele Fragen gestellt – war er Grace je zuvor begegnet, kannten sie dieselben Leute, hatten sie dieselben Orte besucht? Doch was sie über Grace und seine Antworten dachten, hatten sie für sich behalten.
    »Möchtet Ihr etwas zu trinken?« fragte Falken.
    »Nein«, sagte sie. Dann holte sie tief Luft. »Das heißt … danke. Ich … ich hoffte, mit Travis sprechen zu können.«
    Travis fiel der Lappen aus der Hand und platschte zu Boden. Erst als Melia das Wort ergriff, wurde er sich bewußt, daß er ihre Besucherin anstarrte.
    »Willst du der Lady nicht antworten, Travis?«
    Travis sprang auf die Füße und wischte sich die Hände am Wams ab. »Natürlich. Mit dem größten Vergnügen, Grace.« Er blickte Melia an. »Wenn das in Ordnung geht?«
    »Ich bin sicher, wir finden eine Möglichkeit, auch ohne dich zurechtzukommen, Travis.«
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte Grace.
    Er folgte ihr aus dem Gemach, die Tür schloß sich, und sie standen allein im Korridor.
    »Es ist schön, dich zu sehen, Grace«, sagte er.
    Grace starrte die Tür stirnrunzelnd an. »Sie läßt dich den Boden wischen?«
    Travis war verblüfft. Ihre Stimme klang so hart.
    »Es war mein Fehler«, sagte er. »Ich habe Schmutz ins Gemach getragen. Wirklich, Melia ist gar nicht so übel. Aber egal, es tut mir leid, daß ich dich nicht besucht habe, Grace, aber ich war beschäftigt. Ich war bei den Runensprechern des Schlosses zum Unterricht.«
    »Schon in Ordnung«, erwiderte sie. »Ich habe auch gelernt … ich meine, auch ich war beschäftigt. Aber ich habe nicht vergessen, was du gesagt hast, daß du die Tür sehen wolltest, die mit dem Symbol, von dem ich dir erzählte.« Sie klang nun zögernd. »Soll ich sie dir noch immer zeigen, Travis?«
    Er bekam eine Gänsehaut. Er war sich nicht sicher, ob er irgend etwas sehen wollte, das möglicherweise mit dem Rabenkult zu tun hatte, aber er nickte trotzdem.
    »Bring mich dorthin.«
    Auf dem Weg durchs Schloß übernahm Grace die Führung. Diener beeilten sich, ihr aus dem Weg zu gehen, obwohl sie es kaum wahrzunehmen schien. Sie bewegte sich voller Selbstbewußtsein und navigierte mühelos durch die vielen Abzweigungen und Gänge. Mehr als nur einmal musterte Travis sie erstaunt aus dem Augenwinkel. Sie gehörte wirklich hierher.
    Erst als sie stehenblieb, wurde er sich bewußt, daß sie sich in einen ruhigeren Teil des Schlosses begeben hatten. Der Korridor endete in einem Alkoven, in dem ein schmales Fenster eingesetzt war. Dahinter schimmerte ein Stück blauer, kristallklarer Himmel. Es hätte beinahe Colorado sein können, obwohl er genau wußte, daß das unmöglich war.
    »Es war hier«, sagte Grace.
    »Was war hier?«
    »Die leisen Glocken.«
    Ein Schauder kroch sein Rückgrat hinauf. Sie brauchte nicht mehr sagen.
    Grace schob sich ein paar aschblonde Haarsträhnen hinters Ohr und trat auf das Fenster zu. Travis folgte ihr und blickte ihr über die Schulter. Durch das Glas sah er von Steinwällen eingezäunte Felder. Eine Meile weiter fielen die Felder ab, und obwohl er es nicht sehen konnte, wußte er, daß es sich hier um das Tal handelte, durch das der Fluß Dunkelwein floß. Jenseits davon befanden sich Calavans nördliche Moore. Er konnte gerade noch eine dunkelgrüne Linie ausmachen, die am Horizont schwebte. Falken hatte sie ihm auf den Zinnen gezeigt: der Dämmerwald.
    Grace drehte sich um. »Es kann nicht weit von hier gewesen sein. Da bin ich mir sicher.« Sie bog in einen links abzweigenden Gang ein, kam zurück und ging weiter geradeaus. Ein Stück weiter bog sie erneut links ab, nickte und beschleunigte ihre Schritte.
    »Da«, sagte sie, als sie stehenblieb. »Da habe ich ihn gesehen.« Sie zeigte auf eine Tür zu ihrer Rechten. Sie war verschlossen.
    »Der Mann in der schwarzen Kutte«, sagte Travis.
    »Ja. Er ließ dies zurück.« Grace griff in den Beutel an ihrer Taille, holte einen in ein Filztuch eingewickelten Gegenstand heraus und schlug das Tuch zurück. Es war ein Dolch mit einem polierten schwarzen Griff.
    Travis sah sich den Dolch genau an, dann gab er ihn ihr zurück und richtete die Aufmerksamkeit auf die Tür. Das ins Holz eingeritzte Symbol war nicht komplett, aber die beiden gebogenen Linien waren

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