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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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vor der breiten Brust. »Glaubt mir, wenn man mit Falken und Melia reist, gewöhnt man sich an Überraschungen. Tatsächlich kann man nicht endlos verblüfft sein. Es ermüdet nur das Gesicht, wenn einem die Kinnlade zu oft herunterfällt.«
    Nun schien die Baronesse Travis in einem neuen Licht zu sehen und betrachtete ihn voller Neugier.
    »Grace«, sagte Travis, um nicht länger im Mittelpunkt zu stehen, »erzähl ihnen, was du mir erzählt hast.«
    Grace nickte, und die anderen hörten ihr zu, während sie vor dem Feuer auf und ab ging und leise berichtete: die Türen, der Dolch, die Trance und der Steinkreis. Als sie flüsterte, wo sie diese Magie gelernt hatte, daß sie und Aryn von Ivalaine und den Hexen unterrichtet wurden, traten Durge und Beltan unwillkürlich einen Schritt zurück. Beltan schien eine Geste mit seiner Hand machen zu wollen, den Daumen und den kleinen Finger ausgestreckt, aber er hielt sich zurück.
    »Es sieht so aus, als wären wir mit Lord Beltans Überraschungen noch nicht ganz fertig«, sagte Durge, als Grace geendet hatte.
    Sie ging zögernd auf ihn zu. »Durge, es tut mir wirklich leid. Ich hätte Euch davon erzählen sollen.«
    Er schaute sie verständnislos an. »Aber warum denn, Mylady? Es steht mir nicht zu, Eure Handlungen zu bewerten. Und es gibt hier Probleme, die mich wirklich etwas angehen.«
    »Wie die Tatsache, daß es auf Schloß Calavere ein Mordkomplott gibt«, sagte Beltan. Seine Miene war nun fast genauso finster wie die Durges. »Wieder einmal.«
    Beltan und Durge hatten noch Fragen, und Grace und Travis bemühten sich, sie so gut es ging zu beantworten. Sie wußten nicht viel, aber bei all den Rätseln waren doch ein paar Dinge klar. Es gab im Schloß einen Plan, einen der am Rat teilnehmenden Herscher zu ermorden, und der Rabenkult steckte dahinter. Travis hatte keine Ahnung, was ein Kult davon hätte, einen König zu ermorden, aber an seiner Beteiligung gab es keinen Zweifel. Grace hatte einen Kultanhänger dabei erwischt, wie er das Rabensymbol in eine Tür geschnitzt hatte, und dann hatte er seine Waffe verloren. Dieser Dolch hatte sie – auf magische Weise – zu einem Megalithkreis geführt. Er mußte einem der beiden Verschwörer gehört haben, die Grace beobachtet hatte. Das bedeutete, daß einer von ihnen Zugang zum Schloß hatte. Aber wer er war, war eine der Fragen, auf die sie keine Antwort wußten.
    »Mir ist noch immer nicht die Bedeutung der Türen klar«, sagte Beltan. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein langes, spärlicher werdendes Haar. »Zugegeben, das heißt nicht viel. Aber wenn mir jemand erklären könnte, was zwei Lagerräume mit einem Mordkomplott zu tun haben, wäre ich sehr dankbar.«
    Aryn hatte bis jetzt kaum etwas zu der Diskussion beigetragen, aber jetzt schien sie aus ihren Gedanken aufzutauchen. »Ich habe eine Idee. Es wird nur eine Minute dauern, aber ich brauche … ich brauche eine hilfreiche Hand.«
    Durge trat vor. »Mylady.«
    Aryn zögerte kurz, dann nickte sie.
    Als die Baronesse und der Ritter kurz darauf in das Gemach zurückkehrten, trug er einen Stapel Pergamentrollen.
    »Was ist das?« fragte Grace.
    »Ich zeig’s dir.«
    Die Baronesse legte eine der Rollen auf die Kommode. Sie stellte ein Salzfäßchen auf eine Ecke, und Travis und Grace halfen ihr, sie zu entrollen. Zuerst wurde Travis nicht schlau aus dem, was er sah. Die Rolle war mit Kurven und Linien bedeckt.
    »Das ist ein Plan des Schlosses!« rief Grace.
    Noch während sie das sagte, nahmen die Kurven und Linien plötzlich Gestalt an, und Travis konnte es auch erkennen. »Schau mal, da ist der Obere Burghof«, sagte er. »Und das Heckenlabyrinth, und der Bergfried. Und das da drüben müssen die verschiedenen Etagen des Bergfrieds sein. Ich hätte nie gedacht, daß es so viele sind.«
    Durge versuchte, die anderen Rollen abzusetzen, wobei sie ihm fast hingefallen wären, bevor er sie auf den Tisch legen konnte. »Was sollen wir damit machen. Lady Aryn?«
    »Suchen«, sagte sie. »Wir müssen sie absuchen.«
    Sie brauchten fast eine Stunde. Einige der Pläne waren sehr alt, von den Meisterarchitekten gezeichnet, die Calavere über die Jahrhunderte erbaut hatten, und einige von ihnen waren eindeutig nicht mehr aktuell. Einige zeigten Gänge und Räume, die nicht mehr existierten, oder nur leeres Gelände, wo jetzt Türme standen. Schließlich fanden sie eine Rolle, die nicht ganz so verblaßt zu sein schien wie die anderen. Beltan war derjenige, der

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