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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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antreten.
    Es hätte Grace nicht gewundert, wenn der strenge Ritter tatsächlich so etwas in der Art getan hätte.
    Sie schlüpfte aus der Tür und drückte sie hinter sich ins Schloß. Als sie den Korridor entlangging, rümpfte sie die Nase. Der Verwesungsgestank hing noch immer in der Luft, stärker als je zuvor. Was hatte die Köchin bloß mit diesem Fleisch angestellt? Es zwischen die Deckensparren geklemmt? Sie eilte den Korridor entlang zur Treppe.
    Als sie den Saal betrat, mußte sie feststellen, daß sie nicht die einzige Frühaufsteherin war, denn Meridar und Durge saßen an dem langen Tisch. Im Kamin brannte ein Feuer. Ihr war schon aufgefallen, daß egal wie heiß der Tag zu werden versprach, die Bewohner der Domänen immer ein Feuer entzündeten. Soweit sie sagen konnte, war das bei mittelalterlichen Menschen ein zwanghaftes Bedürfnis.
    Daynen war gerade im Begriff, ein Tablett mit Brot, Käse und Trockenfrüchten auf dem Tisch abzustellen, Tira folgte ihm und trug voller Konzentration einen Tonkrug mit einer körnig aussehenden Flüssigkeit. Sie stellte ihn auf dem Tisch ab, ohne einen Tropfen zu verschütten.
    »Hallo«, sagte Grace von der Tür aus.
    Die Ritter erhoben sich, und Daynen lächelte.
    »Guten Morgen, Mylady«, sagte er. »Habt Ihr gut geschlafen?«
    Grace betastete den schmerzenden Hinterkopf, froh, daß der Junge den gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht sehen konnte. »Aber ja.«
    »Verwalter Jastar ist in aller Frühe aufgebrochen, um sich um Angelegenheiten im Dorf zu kümmern, aber er bat mich, dafür zu sorgen, daß Ihr alles bekommt, was Ihr braucht.«
    »Wie geht es Lady Aryn?« fragte Meridar, bevor Grace Daynen danken konnte. »Und Lady Lirith«, fügte der Ritter verspätet hinzu, und seine pockennarbigen Wangen röteten sich.
    Grace verspürte Mitleid. Sie wünschte sich, Meridar würde der Baronesse nicht diese Art von Gefühlen entgegenbringen. Andererseits war er kaum ein dummer Mann. Zweifellos wünschte er sich dasselbe.
    »Sie schlafen noch«, sagte Grace.
    Ein Ziehen an ihrem Gewand ließ sie nach unten sehen. Tira zeigte auf den Tisch. Iß. Grace ging in die Hocke, bis sie sich auf gleicher Höhe mit dem Mädchen befand.
    »Danke«, sagte sie.
    Tira nickte zögernd, dann senkte sie den Kopf und ließ das rote Haar über die glänzenden Narben auf ihrem Gesicht fallen. Sie eilte in eine Ecke des Saals. Grace seufzte. Etwas sagte ihr, daß das Lächeln, das sie am vergangenen Abend gesehen hatte, ein rares Geschenk gewesen war.
    Sie nahm Platz und musterte das Frühstück. Die suppenartige braune Flüssigkeit in dem Krug entpuppte sich als Bier, obwohl sie keinen Unterschied hätte feststellen können, wenn jemand trockenes Brot und Wasser zusammengemixt hätte. Grace hätte eine Tasse mit kochendheißem Maddok mit einem Klecks Milch vorgezogen. In ihr wuchs der Verdacht, daß das Mittelalter auf der Erde nur drei Wochen statt zehn Jahrhunderte gedauert hätte, wäre genügend Kaffee dagewesen, um jedermanns Verstand anzukurbeln.
    Sie trank von dem Bier, dann wandte sie sich Durge zu. »Wo ist Kalleth?«
    Durges Ausdruck war so ernst wie seine graue Kleidung. »Ich weiß es nicht. Ich habe während der Nacht nach den Pferden gesehen, um mich zu vergewissern, daß ihnen die Furcht vor dem Sturm nicht geschadet hat. Als ich zurückkehrte, war er weg.«
    Meridar brach einen Laib grobkörniges Brot entzwei. »Kalleth ist sehr früh aufgestanden, gerade als der Sturm nachließ. Mir hat er gesagt, er wolle sich etwas Bestimmtes ansehen, aber er hat nicht gesagt, worum es sich dabei handelte, und er ist auch noch nicht zurückgekehrt.«
    Grace runzelte die Stirn. Das war eine seltsame Neuigkeit. Kalleth schien kaum der Typ von Mann zu sein, der einfach in die Nacht hinausging. Er mußte eine wichtige Sache zu erledigen gehabt haben. »Was sollen wir tun?« fragte sie.
    »Wir warten«, erwiderte Durge. »Eine Zeitlang.«
    Das Stück Brot, das Grace im Begriff war herunterzuschlucken, wollte nicht rutschen.
    Sie aßen schweigend, und als sie fertig waren, verließen die Ritter das Haus, um die Pferde für die Reise vorzubereiten. Daynen räumte einen Teil des Geschirrs ab und ließ noch Essen für diejenigen stehen, die noch nicht aufgestanden waren. Grace fand sich allein mit Tira wieder. Sie versuchte mit dem Mädchen zu sprechen, aber Tira saß auf einer Bank, starrte ins Feuer und rührte sich nicht. Was auch immer Grace am Abend getan hatte, um zu dem Kind

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