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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Augenblick trat Durge ein, und die Reisenden folgten Jastar. Jetzt, wo Grace den Verwalter in Ruhe betrachten konnte, sah sie, daß es sich um einen einfachen Mann handelte. Er war kleingewachsen und stämmig, hatte ein pockennarbiges Gesicht, so wie die meisten Männer auf dieser Welt. Sein Wams und die Hosen waren in den Farben des Waldes gehalten, mit einem braunen Kragen, an dem eine Kapuze hing. Seinem Körpergeruch nach zu urteilen, badete man hier im Hinterland nicht so oft wie auf Calavere. Aber sein Gesicht war freundlich und die Züge durchaus ansehnlich, und seine Verbeugung und die Geste, sich ihm anzuschließen, waren höflich, auch wenn Grace das Zittern seiner Hand nicht entgangen war.
    Der arme Mann. Das ist vermutlich das erste Mal in seinem Leben, daß eine Baronesse in seinem Haus übernachtet, und dann ist sein Herr nicht da.
    Sie folgten dem Verwalter eine Treppe hinauf in das zweite Geschoß und betraten einen Korridor, der das Haus von der einen Seite zur anderen durchmaß und von dem auf beiden Seiten Türen abzweigten.
    »Dies ist Euer Raum, ehrenwerte Ritter«, sagte Jastar zu Durge und Meridar, als er vor einer Tür stehenblieb. Er setzte sich wieder in Bewegung und deutete auf eine andere Tür. »Und ich hoffe, dieses Gemach wird die Ladys zufriedenstellen. Es ist das größte im ganzen Haus.«
    Als Grace den Korridor entlangging, summte eine Fliege an ihrem Gesicht vorbei, und sie roch einen Hauch von Verwesung. Sie rümpfte die Nase und schlug nach der Fliege.
    »Fäulnisgeruch liegt in der Luft«, sagte Durge zu dem Verwalter.
    Jastar breitete entschuldigend die Arme aus. »Ich fürchte, die Köchin hat zugelassen, daß in der Küche Fleisch verdarb, Mylord. Ich habe das Problem, das Haus von der schlechten Luft zu befreien.«
    »Ich hoffe, er hatte mehr Erfolg, die Köchin loszuwerden«, murmelte Lirith.
    Aryn ging zu einer Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors. »Was ist mit diesem Gemach, Verwalter?«
    Der Mann zuckte zusammen. »Ich fürchte, Mylady, daß durch eine seltsame Laune der Anordnung der Gänge und Korridore der Geruch dort am stärksten ist. Es handelt sich um Lord Eddocs Gemach.«
    Aryn wich vor der verschlossenen Tür zurück, dann neigte sie Grace den Kopf zu und raunte: »Ich hoffe um des Verwalters willen, daß sich der Gestank vor der Rückkehr seines Lords verflüchtigt.«
    Grace konnte nur nicken, während sie sich darauf konzentrierte, durch den offenen Mund zu atmen.
    Die Ritter zogen sich in ihren Raum zurück, und die Frauen folgten ihrem Beispiel. Das Gemach war wie versprochen groß und überraschend sauber und geruchsfrei. Es gab ein großes Bett mit einer Strohmatratze, das Lirith sich mit Aryn teilen wollte, und eine kleinere Bettstelle, die für Grace übrigblieb. Ein Fenster mit Scheiben aus Ölpapier war fest verschlossen, und alle paar Sekunden glühte es auf, wenn der nächste Blitz niederfuhr. Der Wind ließ die Dachbalken knarren, aber man hörte noch immer keinen Regen. Dieser Sturm bestand nur aus Hitze und Energie, ohne die Luft zu klären. Grace hoffte, daß er bald vorbei sein würde.
    Nach kurzer Zeit kam Durge, um sich zu vergewissern, obsie gut untergebracht waren. Bevor Grace ihm antworten konnte, erschien Daynen hinter dem Ritter in der Tür.
    »Verzeihung«, sagte er, »aber der Verwalter bat mich zu bestellen, daß das Abendessen aufgetragen wurde.«
    Als die Frauen und Durge den Großen Saal des Herrenhauses betraten, waren Kalleth und Meridar bereits da. Jastar leistete ihnen Gesellschaft. Sie saßen auf Bänken an einem abgenutzten Tisch, und der Verwalter bot eine Mahlzeit aus Brot, kaltem Braten, Käse und getrockneten Früchten mit Sahne an. Es war ein einfaches Essen, aber Grace hatte schon weitaus schlechter gegessen. Anscheinend hatte sich die Köchin gebessert.
    Jastar war ein angenehmer, wenn auch langweiliger Gesellschafter. Er erkundigte sich nach ihrer Reise, fragte aber nicht nach Einzelheiten; Grace wußte, daß in den Domänen kein Untertan nach den Motiven der Adligen fragte. Während des Essens schwitzte der Verwalter beträchtlich, bis sein Wams große Flecken aufwies. Es war klar, daß der Mann nicht daran gewohnt war, mit Rittern und hochrangigen Damen Konversation zu betreiben. Aber er schlug sich tapfer, und Grace hoffte, daß sie Eddoc eine dementsprechende Botschaft würden zukommen lassen können.
    Als sie mit dem Essen fertig waren, kam Daynen in den Saal und fing an abzuräumen. Grace sah ihm

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