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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Notaufnahme hatte sie es mit grimmiger Entschlossenheit vermieden, Kinder als Patienten zu übernehmen. Kinder konnten zu entwaffnend sein. Zu ehrlich. Doch irgendwie fühlte sie sich in Tiras Gegenwart entspannt. Was war hier anders?
    Ist das nicht offensichtlich, Grace? Stumme Kinder können wohl kaum schwierige Fragen stellen.
    »Wann hat Tira aufgehört zu sprechen?« fragte sie Daynen.
    »Sie war schon so, als Lord Eddoc sie fand.«
    Aryn trat einen Schritt näher an sie heran. »Der Lord hat sie gefunden?«
    Daynen nickte. »Als er im Frühling nach Perridon ritt, um seinen Cousin zu besuchen. Bei seiner Rückkehr fand er sie in der Wildnis des südlichen Perridons allein vor, wie sie durch das Gelände irrte. Es war unmöglich zu erfahren, was ihr zugestoßen war – sie konnte es nicht sagen. Also hat Lord Eddoc sie in seiner Gutherzigkeit mit nach Hause gebracht.«
    »Woher kennt ihr ihren Namen?« fragte Lirith.
    »Eigentlich kennen wir den gar nicht. Mein Herr nennt sie Tira. Ich glaube, das war der Name seiner Frau.«
    Geschickt und zielstrebig tastete Grace den Hals des Mädchens ab, konnte aber keine Abnormitäten eindecken. Aller Wahrscheinlichkeit nach war Tira durchaus des Sprechens fähig. Aber ihre Verletzungen hatten mehr als ausgereicht, um eine Verhaltensänderung hervorzurufen. Es war nicht ungewöhnlich, daß Kinder auf ein Trauma reagierten, indem sie sich weigerten zu sprechen. Aber woher hatte sie diese Verbrennungen?
    Weißt du das nicht, Grace? Auf welche Weise haben die Menschen dieser Domäne denn noch Verbrennungen erlitten?
    Die rußgeschwärzten Überreste des Dorfes tauchten wieder vor ihrem inneren Auge auf, und der Mann auf der Bettstatt, der diese unmögliche Metamorphose durchmachte. Aber es konnte sich hier nicht um denselben Vorgang handeln, oder? Tiras Wunde war verheilt – es war bloß eine ganz normale Verbrennung.
    »Tira und ich sollten gehen, Mylady«, sagte Daynen.
    Grace nickte. »Du hast ihn gehört«, sagte sie zu dem Mädchen. »Geh – wir werden uns morgen wiedersehen.«
    Daynen trat hinaus in den Korridor, und Tira wandte sich ab und trottete hinter ihm her. Doch an der Tür blieb sie stehen und drehte sich um. Sie sah Grace an und zeigte aus der offenen Tür, dann machte sie ihre Hand ganz steif und ließ sie mit einer ruckartigen Bewegung auf- und niederfahren.
    Daynen runzelte die Stirn. »Was tut Tira da?«
    Grace warf Lirith und Aryn einen Blick zu, dann schaute sie wieder zu dem Mädchen hin. Tira machte noch immer die seltsame Bewegung, und ihr Gesicht war eine reglose Maske.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Grace. »Ich glaube … sie versucht uns etwas zu sagen.«
    Daynen zuckte mit den Schultern. »Manchmal ist Tira komisch.« Er tastete umher, fand ihre Schulter und zog sie sanft zu sich. »Komm schon, Tira. Die Ladys müssen schlafen, und wir auch.«
    Der Junge und das Mädchen verließen den Raum und schlossen hinter sich die Tür. Grace wandte sich den beiden Frauen zu, aber bevor sie etwas sagen konnte, ließ der nächste Donnerschlag das Haus erzittern.

34
    Grace erwachte in aschgrauem Licht.      
Sie setzte sich auf ihrem Bett auf, strich ein paar Haarsträhnen aus den Augen und blinzelte. Etwas war seltsam – ihre Ohren schienen zu dröhnen, und die stickige Luft des Gemachs lag drückend auf ihr. Dann erkannte sie, was es war.
    Stille.
    Sie wußte nicht, wann genau sie schließlich eingeschlafen war. Der Sturm hatte bis tief in die Nacht hinein gewütet. Selbst durch die geschlossenen Augenlider hindurch hatte sie die metallischen Lichtblitze sehen können, und trotz des über den Kopf gedrückten Federkissens hatte der Donner ihren Schädel dröhnen lassen. Irgendwann mußte sie dann in einen launischen Schlaf gesunken sein. Und jetzt …
    Grace legte den Kopf schief und lauschte, aber da war nur das regelmäßige Atmen von Aryn und Lirith zu hören, die sich das Bett auf der anderen Seite des Gemachs teilten. Der Sturm war endlich weitergezogen.
    Sie stand auf und zog sich an, achtete darauf, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Es war sinnlos, Lirith und Aryn zu diesem Zeitpunkt zu wecken. Dem Licht nach zu urteilen, würde es noch dauern, bis die Morgendämmerung hereinbrach, und bei der unruhigen Nacht, die sie wahrscheinlich alle gehabt hatten, würden sie ohnehin später als geplant aus Falanor abreisen.
    Es sei denn, Sir Kalleth marschiert hier mit angeschnallten Sporen rein und läßt uns alle zum Appell

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