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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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anderer, den Travis in den Flammen sah, dessen schwarze Kutte sich wie verbranntes Papier aufrollte.
    Sei auf der Hut – es wird dich verzehren …
    Travis schauderte. Diese Erinnerung war wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger als alles andere. Er suchte nach einem Grund, aber es war unmöglich, sich zu konzentrieren. Das Zittern war schlimmer geworden, seine Hände zappelten wie sterbende Fische auf der Tischplatte herum und hinterließen feuchte Spuren. Seine Zunge war ein bleischwerer Klumpen in seinem Mund, und es fühlte sich so an, als hätte ihm jemand heiße, harte Steine unter die Achselhöhlen gesteckt.
    Ein schleifendes Geräusch, dem das Gepolter schwerer Stiefel folgte, übertönte seine Gedanken. Travis öffnete die Augen und zwang sich aufzusehen. Er schaute in ein Paar kleiner, mißtrauisch blickender Augen.
    »Ihr da, verschwindet«, sagte der Mann.
    Sein Akzent war so gedehnt, daß selbst die Magie der Silbermünze ihn kaum verständlich machen konnte. Travis versuchte etwas zu erwidern, aber kein Ton kam aus seinem Mund. Er fuhr sich mit einer Zunge wie Sandpapier über die trockenen Lippen und versuchte es erneut.
    »Ich … ich muß nur noch einen Augenblick lang hier sitzen.«
    Die dicken Finger des Mannes griffen nach dem Eßmesser in seinem Gürtel. Er stank, und auf seinem bärtigen Gesicht flackerten Haß und Wut. Schatten schwebten am Rand von Travis’ verschwommener Sicht. Sein Blick glitt zu dem Vorhang in der Wand, und er sah furchterfüllte grüne Augen, die ihn anstarrten. Dann wurde der Vorhang mit einem Ruck geschlossen, und die Augen waren verschwunden.
    »Eure Art ist hier unerwünscht«, sagte der Zinsbauer.
    Travis wandte sich wieder dem Mann zu. Eigentlich hätte er Angst verspüren müssen, das war ihm klar, aber es war so schwer, etwas anderes als die Hitze zu spüren, die in ihm aufstieg. Wie lange würde es dauern, bevor ihn das Feuer erfaßte, wie es den Mann in Schwarz erfaßt hatte? Wie es Max erfaßt hatte?
    Travis zwang die Worte hervor. »Welche … Art?«
    »Männer in Grau«, zischte der Zinsbauer.
    Travis fing an, den Kopf zu schütteln. Dann fiel sein Blick auf die weiche graue Kutte, die er trug, und er erinnerte sich wieder an die umgestoßene Statue auf dem Friedhof. Vielleicht verstand er ja doch.
    Sprich eine Rune, Travis.
    Aus Schatten wurden Männer, als zwei weitere Zinsbauern in sein Blickfeld traten. In ihren Augen stand Abscheu.
    »Verschwindet, grauer Mann«, knurrte einer von ihnen.
    Die Luft schmolz, verwandelte Farben in Rauch. Travis hielt sich an der Tischkante fest, um nicht zu stürzen.
    Jetzt, Travis! Sprich eine Rune. Diese Männer wollen dich töten.
    Es war so schrecklich schwer, als müßte man sich durch geschmolzenes Felsgestein bewegen. Aber Travis zwang sich dazu zu gehorchen. Er öffnete den Mund, fing an, den Männern eine Hand entgegenzustrecken, ein einzelnes Wort zu formen.
    Krond.
    Aber bevor er dem Wort Stimme verleihen konnte, zog er die Hand zurück. Etwas stimmte nicht, und zwar auf schreckliche Weise. Es gab einen Grund, warum er das nicht tun wollte.
    Travis!
    Es war zu spät. Travis sackte zurück. Er hätte der Stimme nicht mal mehr gehorchen können, wenn er gewollt hätte. Harte Hände ergriffen seine Schultern, krallten sich in seine Kutte, zerrten ihn von der Bank und stießen ihn gegen die Wand. Da war ein knirschender Laut, und Schmerz perlte durch seinen Körper, obwohl er ihn durch die Hitze und das Feuer hinweg kaum spürte. Jeden Augenblick war es soweit. Er öffnete die Augen und sah eine geballte Faust vor seinem Gesicht schweben.
    Krack!
    Zuerst hielt Travis es für das Geräusch der Faust, die sein Gesicht traf. Dann sah er mit seiner schwankenden Sicht die Schenkentür zersplittern.
    »Halt!« befahl eine Stimme.
    Die Männer erstarrten, der Haß auf ihren Gesichtern verwandelte sich in Entsetzen. Sie duckten sich zusammen, angriffslustige Rüden wurden zu räudigen Tölen.
    »Laßt ihn sofort los!«
    Die Stimme war edel und so klar wie ein Horn, und ihr Klang ließ Travis’ Herz einen Freudensprung machen. Er versuchte den Sprecher zu erkennen, aber ein Schleier hatte sich über seine Augen gesenkt, und er konnte nur eine große Gestalt ausmachen, die ein unirdisch wirkender Lichtkranz umgab. Die Gestalt kam heran, und die Bauern wichen zurück. Eine kühle Hand berührte Travis’ Arm.
    »Fürchtet Euch nicht«, sagte der leuchtende Mann mit melodischer Stimme. »Ich bin jetzt bei Euch.«
    Travis

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