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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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war. Doch Travis war dankbar für jeden gewesen, der sich für einen Besuch entschlossen hatte, und er hätte gern alle auf Kosten des Hauses bewirtet, nur daß es keiner zuließ.
    Jace tippte sich an die Hutkrempe, als sie an der Theke angelangt war. »‘n Abend, Travis. Ich dachte mir, sieh mal rein und schau, wie das Geschäft läuft.«
    Ihr Blick glitt zu einer Gestalt, die gebeugt in der Ecke saß, und Travis erkannte den wahren Grund ihres Besuchs. Wann würden Jace und Max sich entscheiden, ihm das zu sagen, was er schon längst wußte? Er verstand nicht, warum sie ihre Gefühle füreinander versteckten. Aber Geheimnisse waren seltsame Dinge, und die Gründe, aus denen Leute sie bewahrten, noch seltsamer.
    Er schenkte der Polizistin eine Tasse heißen Kaffee ein. »Haben Sie etwas herausfinden können, Jace?«
    Deputy Windom nahm einen großen Schluck und schüttelte dann den Kopf. »Niemand konnte den Fremden identifizieren. Und es war nicht viel übrig, mit dem die Forensik hätte arbeiten können. Das ist ein Geheimnis, das wir vermutlich niemals lösen werden.« Sie stellte die Tasse ab. »Aber wenn Ihnen das hilft, meiner Meinung nach stand er bei seinem Eintreten unter dem Einfluß einer illegalen Droge. LSD. Heroin. Electria.«
    Travis goß Kaffee nach. »Electria?«
    Jace nickte. »Eine neue Designerdroge. Sie tauchte etwa vor einem Jahr an den Küsten auf und breitet sich seitdem immer weiter aus. Gibt dem Benutzer das Gefühl extremer Euphorie. Den Berichten zufolge kann sie auch das Gefühl von Unverwundbarkeit verleihen. Womit sich unser John Doe auch immer getränkt hat, ich wette, er war der festen Überzeugung, daß es ihm nichts tun würde.«
    Travis fröstelte; schrille Worte hallten durch seine Erinnerung.
    Am Ende wird uns alle das Feuer verschlingen …
    Nein, Jace Windom hatte unrecht. Der Mann hatte gewußt, daß er brennen würde. Davon abgesehen konnte eine Droge nicht die eingeschmolzenen Fußabdrücke erklären.
    Travis nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühler und stellte sie vor Jace ab. »Würden Sie die hier Max bringen? Der Arzt sagt, er muß viel Flüssigkeit zu sich nehmen.«
    Jace nahm die Flasche und ging auf die Ecke zu. Travis sah ihr nach, dann fiel sein Blick auf den dunklen Fleck am Boden.
    »Der Mann, der sich als Brandopfer darbietet.«
    Travis schaute auf. Deirdre trug nur ein weißes Top zu ihren schwarzen Jeans, aber ihre Haut glühte noch immer von der Hitze des Tages. Die Tätowierung auf ihrem Schlüsselbein funkelte wie Jade: eine Schlange, die ihren eigenen Schwanz fraß.
    »Was?«
    Sie erwiderte seinen Blick. »Das ist ein Archetyp, der in vielen verschiedenen Mythen und Kulturen auftaucht. Der Mann, der sich selbst verbrennt. Der Verbrannte Gott. Der Geopferte König. Immer wieder erzählen Mythen von Männern oder Frauen oder einem Gott, die von den Flammen verschlungen werden.«
    Übelkeit stieg in Travis auf, aber er schluckte sie herunter. »Warum? Warum gibt es diese Geschichte so oft?«
    »Das weiß ich auch nicht genau. Ich glaube, es hat etwas mit der Verwandlung zu tun. Es ist wie der Phönix oder Schiwa oder Christus.« Deirdre strich mit einem Finger über die tätowierte Schlange. »Man muß sterben, um etwas Neues zu werden.«
    Travis sah wieder zu dem Brandfleck. »Aber um was zu werden?«
    »Das ist deine Sache. Am Ende muß sich jeder von uns selbst entscheiden, was wir werden.«
    Mit diesen Worten ergriff Deirdre ihre Mandoline und kehrte auf die kleine Bühne zurück, um den Saloon mit Musik zu erfüllen.
    Travis seufzte, dann schnappte er sich ein Tablett und sammelte benutzte Biergläser ein. Eine Bewegung in der offenstehenden Eingangstür ließ ihn innehalten. Ein Wagen fuhr langsam am Saloon vorbei: ein schwarzer Wagen mit getönten Scheiben. Auf der Seite leuchtete ein grelles Firmenemblem – ein großes D, dessen Bogen von einer Mondsichel gebildet wurde. Travis las die danebenstehenden Worte:
    Duratek. Welten voller Möglichkeiten,
ganz in ihrer Nähe.
    Er erinnerte sich an den Werbespot voller lächelnder Menschen, der scheinbar nichts verkaufen wollte, und wieder rief der seltsame Slogan bei ihm ein Stirnrunzeln hervor. Er hatte sich stets auf das Gefühl unendlicher Möglichkeiten gefreut, das der Wind mitgebracht hatte. Aber manchmal konnten Möglichkeiten auch furchteinflößend sein.
    Der Wagen fuhr die Elk Street entlang und schließlich außer Sicht, und Travis sammelte weiter leere Biergläser ein.

8
    Deirdre Falling

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