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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Mine Shaft gewartet. Jetzt war der Saloon weit über die Hälfte gefüllt. Manchmal waren die Menschen freundlich. Zu freundlich. Er hatte einen Teppich über den Brandfleck auf dem Boden gelegt, aber er konnte den Brandgestank noch immer riechen.
    »Max, ich …« Er senkte die Stimme. »Ich war etwas besorgt, als ich heute nichts von dir gehört habe.«
    »Travis, du machst dir Sorgen, wenn sich eine der Daughters of the Frontier beim Öffnen einer Bierflasche einen falschen Nagel abreißt.«
    Unwillkürlich mußte Travis lachen. Das war Max, wie er leibte und lebte, selbst wenn die Stimme eine schlechte Silikonkopie war. »Wo bist du? Ich … bist du zu Hause?«
    Statisches Rauschen. Dann: »… fühle mich großartig, Travis. Jeden Tag besser. Ehrlich, das ist mein Ernst.«
    Er hätte Max glauben sollen. Aber es fiel schwer, das fiebrige Leuchten in seinen Augen zu vergessen. Er befeuchtete sich die trockenen Lippen. »Hast du in letzter Zeit Deputy Windom gesehen?«
    Ein leises Summen, gefolgt von Stille.
    »Max? Bist du …?«
    »Ja. Ja, ich sah …«
    Ein anderer Laut schnitt Max’ Stimme ab – ein so durchdringendes Jaulen, daß Travis den Hörer wegreißen mußte aus Furcht, ihm würde sonst der Schädel zerplatzen.
    »Max? Max, bist du noch dran? Was war das?«
    Statisches Rauschen verschmolz zu einer leisen Stimme. »Ich muß los, Travis.«
    »Warte … Kommst du morgen in den Saloon?«
    »Vielleicht. Ich weiß es noch nicht. Aber ich sehe dich bald, Travis. Versprochen.«
    Travis hielt den Hörer fester, als würde das seinen Freund veranlassen, länger in der Leitung zu bleiben. »Max, verrat mir doch bloß …«
    Dieses Mal wurde das Zischen vom monotonen Summen des Wähltons ersetzt. Travis legte auf.
    Erst als Molly Nakamura ihn um einen frischen Chai bat, wurde ihm bewußt, daß er das Telefon anstarrte. Er bereitete eine Tasse des würzigen Tees zu und schob sie ihr hin. Sie nickte ernst, dann kehrte sie zu dem Tisch zurück, an dem sie ihren improvisierten Origami-Unterricht abhielt.
    Travis drehte sich um, um schmutzige Gläser von einem Tablett zu nehmen. Da fiel sein Blick auf einen Gegenstand auf der Bar. Er nahm ihn und setzte ihn sich auf die Handfläche. Von einem schwarzen Körper breiteten sich Papierschwingen aus, ein scharfer Schnabel krümmte sich nach vorn. Obwohl Travis schwitzte, durchfuhr ihn ein kalter Schauder.
    Es war ein Geschenk, Travis. Molly kann es nicht gewußt haben. Auf dieser Welt ist es bloß ein Vogel …
    Er stellte den Origami-Raben wieder auf der Theke ab. Vielleicht würde sie ja glauben, er hätte ihn nicht gesehen.
    Zwei Stunden später torkelte der letzte der Cowboys aus dem Saloon. Travis stellte die Stühle hoch und fegte den Boden. Er wünschte sich, Deirdre wäre da. Nicht, um ihm bei der Arbeit zu helfen, sondern um ihm Gesellschaft zu leisten und vielleicht ein leises Lied auf der Mandoline zu spielen. Er beendete die restliche Arbeit in Stille.
    Es war spät. Zeit, die Tür abzuschließen, nach oben zu gehen und zu versuchen zu schlafen. Travis nahm die Schlüssel von dem Haken hinter der Bar, dann hielt er inne. Er ließ den Blick durch den Saloon schweifen. Alles hätte warm und vertraut sein sollen. Statt dessen sah es aus wie eine fremde Landschaft. Nichts stimmte mehr. Die Hitze, die Stadt, Max. Was geschah mit Castle City?
    Was ist mit dir geschehen, Travis?
    Er war sich nicht sicher, ob die Stimme in seinen Gedanken seine eigene war oder doch die andere, die Stimme, die ihm Dinge verriet, die sich wie Jack anhörte. Aber diese Stimme hatte seit seiner Rückkehr zur Erde nicht mehr mit ihm gesprochen. Woher sie auch kam, in den Worten der Stimme lag eine gewisse Wahrheit.
    Vielleicht hat sich Castle City ja gar nicht verändert, Travis. Vielleicht hast du dich verändert.
    Trotzdem, irgend etwas stimmte nicht. Travis war sich nicht sicher, was es war, aber es hatte etwas mit dem Wetter zu tun und dem Mann in Schwarz und dem Firmenzeichen mit der Mondsichel. Aber wie paßte das alles zusammen?
    Er schüttelte den Kopf. Schon einmal hatte er sich gefragt, wo er Antworten auf seine unmöglichen Fragen herbekommen sollte. Aber diesmal leuchtete vor ihm kein altmodisches Zelt eines Wiederauferstehungspredigers in der Nacht.
    Vielleicht können die Ihnen auch helfen …
    Oder gab es doch einen Ort, wo er Antworten finden würde? Er faßte in die Tasche seiner Jeans und holte die zerknüllte Broschüre hervor. Die Mondsichel leuchtete im Licht

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