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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sich um ein Stück Hochglanzpapier, vermutlich von einer Broschüre. Allerdings konnte Travis nur Fragmente von hyperrealen Bildern ausmachen, also war es unmöglich zu sagen, was sie verkaufen wollte. Er hatte mit den Schultern gezuckt, das Papier in die Tasche geschoben und war wieder in seinen Wagen gestiegen.
    Er hatte gehofft, Max im Mine Shaft zu Finden, aber sein Partner war auch nicht im Saloon gewesen. Jetzt stieg langsam ein übelkeiterregendes Gefühl in ihm auf. Er biß die Zähne zusammen und schluckte es herunter.
    Natürlich ist mit Max alles in Ordnung. Es ist bloß eine Verbrennung, Travis, das ist alles. Und es steckt kein Geheimnis dahinter, daß seine Wohnung ein Schweinestall ist – ich bin sicher, mit nur einer Hand läßt es sich viel schwieriger zwanghaft sein.
    Travis überquerte die Elk Street und hielt auf McKay’s General Store zu. In seiner Gesäßtasche steckten die Türangeln, die er vor vier Tagen – waren es wirklich erst vier Tage? – gekauft hatte. Er mußte sie umtauschen. Sie paßten nicht.
    Als er wieder den Gehsteig betrat, fiel ihm ein schwarzer Wagen auf, der vor McKay’s parkte. Er blieb stehen. Das konnte dasselbe Fahrzeug sein, das er letztens am Saloon hatte vorbeifahren gesehen. Oder es war nur ein identisches Modell. Das war unmöglich zu sagen. Die glänzende Lackierung war makellos, und die getönten Scheiben waren so undurchdringlich wie die Mitternacht. Das Emblem mit der Mondsichel auf der Seitentür leuchtete im feurigen Licht des Sonnenuntergangs scharlachrot.
    Ein Cowboy von der Dude Ranch eilte an Travis vorbei; er blinzelte, und ihm wurde bewußt, daß er den Wagen angestarrt hatte. Er betrat McKay’s General Store durch die quietschende Seitentür.
    McKay’s hatte seine Türen in den 1890ern eröffnet und seitdem nie wieder geschlossen, wenn man mal von Feiertagen und der Depression absah. Ian McKay, der Sohn des ursprünglichen Besitzers, hatte den Laden in den vierziger Jahren verkauft, aber vor etwa zehn Jahren war seine Enkelin Onica McKay auf einer Forschungsreise zum Zweck der Vervollständigung ihres Stammbaums nach Castle City zurückgekehrt, hatte sich von dem Zauber des Tals einfangen lassen und den Laden gekauft, den ihr Urgroßvater gebaut hatte.
    Der Laden hatte sich im Laufe der Jahre nur wenig verändert. Die gigantischen Discountmärkte hatten sich in anderen Bergstädten breitgemacht und McKay’s mit seinem Dach aus Zinnplatten und dem großen Schaufenster auf der Vorderseite verschont. Die hohen Regale waren genauso mit Waren vollgestopft wie in den Tagen des nachlassenden Silberrauschs – obwohl man auf ihnen heutzutage eher Knoblauchpressen und Dosen mit indischem Curry fand als Spitzhacken und Flaschen mit Quecksilber.
    Travis atmete die staubige, würzige Luft ein, und der Duft der Geschichte ließ ihn lächeln. Wenigstens gab es noch ein paar Dinge, auf die er sich verlassen konnte. Er ging zur Nische mit den Haushaltsartikeln, fand ein neues Paar Türangeln und begab sich zur Vorderseite des Ladens.
    Helles Glockengeläut hallte durch die Luft.
    Entsetzen ließ Travis erstarren. Er hatte schon einmal in Castle City eine derartige Melodie gehört. Damals, als alles angefangen hatte, sich …
    »Danke, daß Sie sich für McKay’s entschieden haben«, sagte eine singsang-ähnliche Stimme.
    Ein Mann mit einer Einkaufstüte aus Plastik kam um die Ecke gebogen, lächelte Travis an und ging auf den Seiteneingang des Ladens zu. Travis trat um die Ecke und sah den Verursacher des Lautes.
    Die antike Messingkasse, die McKay’s Theke seit undenkbaren Zeiten dominiert hatte, war verschwunden. An ihrer Stelle duckte sich ein niedriger, aerodynamischer Gegenstand aus schwarzem Kunststoff. Wieder erklang das Gebimmel, und Travis erkannte, daß es sich nicht um Glocken handelte. Der Laut hatte die harte, perfekte Klarheit, die nur von einem elektronischen Chip stammen konnte.
    Eine Kundin wartete an der Theke. Waunita Lost Owl stand auf der anderen Seite. Ihr schwarzweißes Haar war zu einem dicken Zopf geflochten, und sie trug Jeans und ein Hemd mit geometrischen Mustern. Vor ihren ruhigen braunen Augen saß eine Brille mit dicken Gläsern.
    Im ersten Augenblick glaubte Travis, daß Waunita die Einkäufe der jungen Frau zusammenaddierte, aber dann war er sich dessen nicht mehr so sicher. Waunita berührte jede Ware flüchtig, und als sie damit dann fertig war, berührte sie den schwarzen Gegenstand auf der Theke. Ein schwacher Glanz

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