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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Wilder. Davon rede ich. Die ganze Menschheitsgeschichte kann man als lange Abschnitte bedeutungslosen statischen Rauschens bezeichnen, das von der Entdeckung neuer Welten durchbrochen wurde. Heutzutage glauben die meisten Menschen, daß es keine neuen Welten mehr zu entdecken gibt, zumindest nicht ohne vorher ein paar hundert Jahre in einem Raumschiff verbracht zu haben.« Er legte die Hände aneinander. »Aber Sie und ich, wir Wissen, daß das nicht stimmt.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, sagte Travis.
    Der Mann hatte den Rand des Gehsteigs erreicht. »Bitte, Mr. Wilder. Ich bin nicht Ihr Feind. Ganz im Gegenteil. Wollten Sie nicht jemanden kennenlernen, der versteht, was Sie durchgemacht haben? Jemand, dem Sie alles erzählen können?«
    Ja. Ja, mehr als alles andere. Aber dieser Mann war nicht dagewesen. Er hätte es niemals verstehen können.
    Travis ließ das Geländer los. »Ich sagte, Sie sollen mich in Ruhe lassen.«
    Der Mann seufzte. »Schon gut, Mr. Wilder. Ich sehe, daß Sie noch nicht bereit sind, sich anzuhören, was ich Ihnen zu sagen habe. Aber lassen Sie mich Ihnen einen Rat geben. Ich weiß, daß Sie mir nicht trauen. Und ich bin sicher, daß Sie Leute kennen, von denen Sie glauben, Ihnen vertrauen zu können.« Er legte den Kopf schief. »Aber Sie können keinen anderen Menschen jemals richtig kennen, Mr. Wilder. Man wird nie wissen, welche brennenden Geheimnisse sie tief in ihren Herzen verbergen. Jeder ist auf der Suche nach etwas. Zumindest habe ich Ihnen gesagt, was ich will.«
    Travis konnte nicht atmen. Trotz der Dunkelheit war die Hitze erstickend. Wovon sprach der Mann da? Aber der nickte nur und drehte sich zu seinem Fahrzeug um. Ohne nachzudenken hob Travis den Arm.
    »Warten Sie …«
    Das Aufbrüllen eines Motors zerriß die Nacht und verschluckte seine restlichen Worte.
    Travis riß den Kopf gerade noch rechtzeitig herum, um einen heißen weißen Lichtstrahl zu sehen, der die Dunkelheit durchdrang. Er beschattete die Augen mit einer Hand, und als er sie senkte, sah er ein Motorrad, das rutschend vor den Brettern des Gehsteigs zum Stehen kam. Der Fahrer riß das Visier eines schwarzen Helms hoch. Rauchgrüne Augen blitzten auf.
    »Travis, spring auf!«
    Er stand wie erstarrt da, dann verwandelte sich der Schock in Bewegung, und er sprang auf die Straße.
    Das Lachen des blonden Mannes übertönte das Dröhnen des Motors. »Und hier ist jemand, der selbst in diesem Augenblick auf der Suche ist!«
    Travis eilte auf Deirdre zu. »Wovon spricht er?«
    »Hör nicht auf ihn, Travis.« Der Helm verlieh ihren Worten einen harten Klang.
    Travis warf dem Mann einen Blick zu. Er hatte die Hände auf die Hüfte gestützt; sein Ausdruck war nun ernst.
    »Denken Sie an das, was ich Ihnen gesagt habe, Mr. Wilder.«
    Travis sah wieder Deirdre an. »Was ist hier los?«
    »Komm mit mir, Travis. Komm mit, wenn du alles verstehen willst.«
    Einen Herzschlag lang war jede Bewegung unmöglich. Travis spürte, wie sich sowohl die Blicke des Mannes wie auch Deirdres in ihn hineinbohrten.
    Sie können keinen anderen Menschen jemals richtig kennen …
    Dann kletterte er auf das Motorrad. Ihm blieb kaum genügend Zeit, die Hände um Deirdres Taille zu schlingen, bevor sie Gas gab. Die Harley schoß wie ein chinesischer Drache vorwärts, und alles verschwand in seinem dunklen Kielwasser.

11
    Deirdre schaltete den Motor der Harley aus, und das Motorrad rollte aus. Stille senkte sich über die Nacht wie ein Vorhang aus heißem schwarzem Samt. Travis strich sich das vom Wind zerzauste Haar aus den Augen und sah voraus die anmutige Fassade des Opernhauses von Castle City emporragen.
    Heutzutage wurde die Oper nicht benutzt, aber auf ihrem Zenit hatte ihre Bühne einige der besten Tenöre und Sopranistinnen von ganz Europa beherbergt, und es hieß, daß sich Präsident McKinley einmal hier eine Burleske aus Paris angesehen hatte. Sogar noch im Verfall umgab die Oper ein Hauch von Eleganz. Griechische Säulen glimmten im entfernten Schein einer Straßenlaterne.
    Es kam Travis so vor, als hätte er sich mindestens eine Stunde an Deirdre festgeklammert, während das Motorrad leere Straßen entlangraste, aber irgendwann mußten sie umgedreht haben, denn sie hatten am Ende der Elk Street angehalten, keine halbe Meile vom Saloon entfernt. Er ließ Deirdre los und stieg mit unsicheren Beinen von der Harley. Es fühlte sich an, als würde sich die Erde unter ihm noch immer bewegen. Aber vielleicht tat sie es ja

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