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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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er so brannte, wie Jack gebrannt hatte.
    Etwas Dunkles schob sich vor die Sonne, ein kühler Schatten fiel auf sein Gesicht. Zuerst sah er nichts, dann paßten sich seine Augen an und er konnte zwei Gestalten ausmachen, die vor ihm standen. Er richtete die Brille und rutschte von der Mauer.
    Die Frau und das Mädchen trugen Kleider, die so schwarz wie Asche waren, und ihre Gesichter waren so bleich wie der Mond, wenn man ihn tagsüber am Himmel sehen konnte. Das Haar des Kindes war dunkel – als würde der Stoff, aus dem die Nacht bestand, noch daran haften –, aber das Haar der Frau fing das Licht der Morgenröte ein, die es in Kupfer verwandelte. Travis keuchte erstaunt auf. Aber auch das hier ergab einen Sinn. Sie waren das letzte Mal dagewesen, als sich alles verändert hatte.
    »Samanda«, flüsterte er.
    Das Mädchen betrachtete ihn mit seinen weisen, violetten Augen. »Wir haben dich gesucht«, sagte es mit seiner lispelnden Stimme.
    Trotz der Absonderlichkeit des Augenblicks verzogen sich Travis’ Lippen zu einem bitteren Lächeln. »Da bist du nicht die einzige.«
    Die Frau tastete mit der Hand umher, dann griff sie nach der Schulter des Mädchens. »Ist er es? Steht er vor uns?«
    »Ja, Schwester Mirrim«, sagte das Kind. »Das tut er.«
    Erst jetzt bemerkte Travis den Streifen weißen Verbandstoff, der die Augen der Frau verhüllte. »Was ist ihr zugestoßen?«
    »Sie hat in das Feuer geblickt, um zu sehen, was sich darin verbirgt.«
    Travis schüttelte den Kopf. »Also ist sie blind?«
    Jetzt mußte das Kind Samanda lächeln, und sein rosenknospiger Mund verzog sich wissend. »Fürchte nicht um Schwester Mirrim. Sie besitzt eine andere Sicht, andere Augen.«
    Es kam Travis so vor, als stünde er auf einem Karussell und die Welt würde sich langsam um ihn drehen. »Ich verstehe nicht.«
    Das Mädchen streckte eine Hand aus. Auf der kleinen Handfläche ruhte ein schwarzes Gebilde: ein Papierrabe.
    Travis taumelte zurück und stützte sich auf die Mauer. Das konnte nicht geschehen, nicht noch einmal.
    »Ich sehe es«, flüsterte Schwester Mirrim. »Die Vögel der Nacht sind gestürzt, ihre Schwingen verbrannten. Neue finstere Gestalten kommen, das Land verdorrt unter ihrer Berührung.« Ihre Hände wurden zu Krallen, ihre Stimme schrill. »Der Tote, der in Vergessenheit geriet, wandelt wieder unter uns. Er hat das Herz des Feuers in sein Gefängnis gesperrt, und … Nein! Das darf nicht sein! Er hält ein Flammenschwert in Händen. Er will eine Wunde in den Himmel schlagen, um nach den Sternen zu greifen, und die Welt wird in einem Regen aus Blut ertrinken!«
    Travis starrte Schwester Mirrim an, und Entsetzen schnürte ihm die Luft ab. Unter dem Verband über ihren Augen perlten rote Tränen ihre Wangen hinunter.
    »Du mußt gehen«, sagte das Mädchen.
    Travis riß sich vom Anblick Schwester Mirrims los und schaute auf das Kind hinunter. Der Papierrabe war verschwunden. Seine kleine Hand hielt nur noch Asche, die nun der Wind fortblies.
    »Aber wohin?« Sein Mund war wie die Wüste, seine Stimme ein trockenes Krächzen. »Wo soll ich hingehen?«
    Von Weisheit erfüllte Augen funkelten. Die Mädchenstimme war ein leises Flüstern, als würde das Kind bereits vergehen. »Du mußt sterben, um verwandelt zu werden.«
    Er streckte die Hand aus. »Nein, warte …«
    Ein grelles Licht blendete ihn. Er wandte sich von dem Gleißen der Sonne ab. Es dauerte nur eine Sekunde, vielleicht zwei, aber als er sich wieder dem vom Feuer gehärteten Boden zuwandte, waren sowohl das Kind als auch die Frau verschwunden.
    Gelächter stieg in ihm auf, aber er wußte, daß es sich wie das Lachen eines Irren angehört hätte, darum schluckte er es herunter. Für sie, die kamen und gingen, war alles so einfach. Aber was war mit ihm? Was war mit jenen, die zurückblieben? Was sollten sie tun? Dann dachte er an Schwester Mirrims Augen, und ihm wurde klar, daß es für keinen von ihnen einfach war.
    Travis trat von der zerstörten Mauer weg, dann verharrte er. Er wußte noch immer nicht, wo er nun hingehen sollte. Falls die Antwort in den Worten des Kindes Samanda gelegen hatte, konnte er sie nicht verstehen. Er überlegte, in den Saloon zurückzukehren, zwang sich aber dazu, das zu vergessen. Duratek wußte, daß er dort zu finden war. Das galt auch für Deirdre und die Sucher. Er wandte Castle City den Rücken zu und betrat ein leeres Feld. Vielleicht spielte es ja keine Rolle, wo er hinging, sie durften ihn nur nicht

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