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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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stehen sie nicht in dem Ruf, Wiederholungstäter zu dulden.«
    Deirdre knirschte mit den Zähnen. »Na schön. Dann gehe ich eben als Freundin hinter Travis her und nicht als Mitglied der Sucher.«
    Hadrian lachte. »Und jetzt vergessen Sie den Treueschwur.«
    Deirdre starrte ihn an, dann senkten sich ihre Schultern. »Die Pflicht eines Suchers gilt zuerst den Suchern.«
    »Also wissen Sie es doch noch.«
    Sie stellte den Helm ab, und die Wut verblaßte, um von einer kalten Mischung aus Entsetzen, Sorge und Resignation ersetzt zu werden. In diesem Augenblick haßte sie Hadrian. Aber nur, weil er recht hatte. Sie hatte den Treueschwur an jenem Tag vor drei Jahren unter dem weitläufigen Landsitz aus dem sechzehnten Jahrhundert außerhalb von London nicht leichtfertig abgelegt. Die Sucher waren nun ihr Leben. Und auch wenn sie manchmal so einengend erschienen, daß es zum Verzweifeln war, waren der Treueschwur und die Neun Desiderate geschaffen worden, um sowohl die Agenten der Sucher wie auch die Gegenstände ihres Interesses zu schützen. Nur gab es manchmal eben Situationen, die viel komplizierter waren, als die alten Regeln jemals vorgesehen hatten – Regeln, die die mittelalterliche Gesellschaft von Alchimisten, die unter dem Namen Philosophen bekannt waren, zum ersten Mal vor fünf Jahrhunderten im Buch niedergeschrieben hatten.
    Deirdre lehnte sich an die Bühne. »Also lassen wir ihn einfach gehen?«
    »Für den Augenblick, ja. Die Desiderate sind eindeutig, was das angeht. Wir können Mr. Wilder nicht dazu zwingen, mit uns zu sprechen. Wir können nur beobachten. Das liegt darin begründet, daß Sucher sehen müssen, was Individuen mit außerweltlichen Verbindungen aus freiem Willen tun – ohne durch unsere Aktivitäten beeinflußt zu sein, was sämtliches Wissen beeinträchtigen könnte, das wir durch sie erfahren. In der Zwischenzeit denken Sie an unser Motto. Beobachten – Glauben – Warten.«
    »Aber worauf warten?«
    Hadrian schwieg. Dann sagte er: »Darauf, daß die Gefahr, die Sie befürchten, zur Realität wird, so daß selbst die Philosophen gezwungen sein werden, sie anzuerkennen.«
    Deirdre stand stocksteif da. Natürlich. So hat er es also gemacht – so hat er Kontakt mit Grace Beckett aufgenommen, ohne sich den Zorn der Philosophen zuzuziehen.
    »Das Neunte Desiderat«, sagte sie laut.
    In dem Halbdunkel blitzte Hadrians schiefes Grinsen auf. »Sehr gut. Endlich gebrauchen Sie Ihren Kopf.« Er ging zum Tisch, holte das Foto von Dr. Grace Beckett hervor und strich mit dem Daumen darüber. »Das Neunte Desiderat. Was auch geschieht, kein Sucher darf eine andere Person zu Schaden kommen lassen.«
    Er legte das Foto wieder hin und drehte sich um.
    »Es ist das Neunte, das uns menschlich bleiben läßt. Das Neunte, das unserer Arroganz einen Stich versetzt und uns davon abhält, unser erlangtes Wissen dazu zu verwenden, mit dem Schicksal zu spielen.« Er deutete auf die elektronischen Überwachungsgeräte, die auf dem Tisch lagen. »Wir beobachten, wir katalogisieren, wir studieren. Das ist alles sehr anständig, sogar antiseptisch. Aber in dem Augenblick, in dem die Existenz eines anderen vernunftbegabten Wesens in Gefahr gerät, sind bis auf das Neunte alle anderen Desiderate bedeutungslos.«
    Deirdre strich sich mit der Hand durchs Haar. Es war gut, aber nicht gut genug. Sie wollte jetzt handeln. »Also wie lange werden wir warten müssen?«
    »Nicht lange, wenn Sie recht haben, Deirdre. Absolut nicht lange.«
    Deirdre musterte ihren Kollegen. Von Anfang an hatte sie das Gefühl gehabt, daß an Hadrian Farr mehr war, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte, und in diesem Augenblick war sie sich dessen sicher. Man erlebte innerhalb der Sucher keinen derartigen Aufstieg ohne guten Grund. Gerüchten zufolge hatte Farr Beweise für ein – erst kürzlich geschlossenes – außerweltliches Portal innerhalb einer Maya-Pyramide in Yukatan gefunden. Das und seine Begegnung der Klasse Eins, die er mit Grace Beckett erlebt hatte, hatte dazu geführt, daß man munkelte, man würde aus ihm einen Philosophen machen.
    Natürlich wußte keiner der Sucher, die Deirdre kennengelernt hatte, wer genau die Philosophen waren oder ob jemals einer von ihnen als Agent gearbeitet hatte, bevor sie in den geheimen Führungskreis der Organisation aufgenommen wurden. Auch wenn alle Befehle letztlich von den Philosophen kamen – mittels Briefen und in letzter Zeit durch elektronische Kommunikation –,

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