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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Byfields Tod informieren sowie über die drei Unbekannten, die ebenfalls gestorben waren.
    Aber was hätte das noch gebracht? Was konnte er sagen, das möglicherweise einen Unterschied gemacht hätte? Max war nicht mehr zu helfen. Und Duratek würde sich schon um die seinen kümmern, da hatte er nicht den geringsten Zweifel.
    Die Sirenen wurden lauter, und Furcht durchstieß die Taubheit, die ihn einhüllte. Was, wenn Duratek schon Unterwegs war? Wenn er blieb und mit dem Feuerwehrchef und dem Sheriff sprach und sie tauchten auf? Max hatte Travis’ Flucht mit seinem Leben erkauft. Was war das wert, wenn Travis ihnen direkt in die Arme lief?
    Danke für alles, was du für mich getan hast, Travis.
    Alles, was Travis ihm angetan hatte. Hätte Max nicht das sagen müssen? Travis hatte ihn genauso sicher getötet wie der Mann in Schwarz. So sicher wie Duratek. Aber jetzt waren seine Qualen vorüber.
    Mit einem Seufzen brach das Dach des Mine Shaft in sich zusammen und webte ein Leichentuch aus Funken. Der Qualm und der Verlust ließen Travis’ Augen brennen, aber seine von der Hitze versengten Tränendrüsen konnten keine besänftigende Flüssigkeit produzieren.
    »Es tut mir leid, Max«, flüsterte er.
    Dann hatte er sich zum zweiten – und letzten – Mal in seinem Leben umgedreht, um von dem Ort zu fliehen, an dem ein Freund gestorben war.
    Und jetzt, während der scharlachrote Vorhang noch immer am westlichen Horizont hing, erreichte Travis die Spitze des Hügels. Er drehte sich um. Das Tal breitete sich wie eine Karte unter ihm aus. In seiner Mitte stieg eine schwarze Rauchsäule empor: der Mine Shaft, oder das, was noch von ihm übrig war. Travis’ Blick schweifte nach Süden, zu der Ansammlung brauner Gebäude, wo Max gewohnt hatte. Dann nach Nordwesten, die bleistiftdünne Linie der Gleise entlang, zu den winzigen Rechtecken, von denen er wußte, daß es sich um die Güterwaggons handelte. Dann schließlich über die schwarze Schlange des Highway, zu einem dunklen Fleck am Stadtrand. Die Ruinen des Magician’s Attic. Jack Graystones Antiquitätenladen. Wo alles einmal begonnen hatte.
    Aber das stimmte so nicht. Sein Blick glitt nach Osten, doch das, wonach er Ausschau hielt – Felder, die sich bis zum flachen Horizont erstreckten, ein altes Farmhaus, das Jahre des Regens und des Leidens völlig ausgeblichen hatten – lag jenseits seines Sehvermögens. Und doch war es da, irgendwo, jenseits der rötlichen Hänge der Signal Ridge und dem trennenden Meer der Prärie. Dort hatte seine Reise tatsächlich begonnen.
    Sein Blick glitt wieder zurück: das Antiquitätengeschäft, der Bahnhof, Max’ Wohnung, der Mine Shaft. Einen Augenblick lang fragte er sich, was er da eigentlich tat. Dann wußte er, daß er gerade Abschied genommen hatte.
    Wo soll ich hingehen?
    Das war die Frage gewesen, die er dem Kind Samanda gestellt hatte, als es ihm zusammen mit Schwester Mirrim erschienen war. Als er vom Saloon geflüchtet war, war ihm die gemurmelte Antwort wieder eingefallen.
    Du mußt sterben, um verwandelt zu werden.
    In diesem Augenblick hatte er gewußt, wo er hingehen mußte.
    Travis stieß das verrostete Eisentor auf, trat hindurch und schloß es wieder hinter sich. Dann ging er den Kiesweg entlang tiefer in den Friedhof Castle Heights hinein. Der Wind summte ein leises Lied, als er über die verwitterten Grabsteine strich. Travis suchte sich einen Weg vorbei an den alten und namenlosen Gräbern. Er brauchte nicht lange, bis er gefunden hatte, was er suchte.
    Der Mann stand fast in der Mitte des Friedhofs, und zwar auf einer kleinen Anhöhe aus Steinen und Unkraut, als brauchte er einen besseren Aussichtspunkt, als der Hügel allein geben konnte. Er war hochgewachsen, mit einem schwarzen Anzug bekleidet und stand so gerade wie ein Pfosten. Eine lange Hand hielt den breitkrempigen Hut gegen den Zug des Windes, und sein zerfurchtes Gesicht war der Ferne zugewandt – nicht dem feurigen Horizont des Westens, sondern der sich verdunkelnden Linie des Ostens und der hereinbrechenden Nacht.
    Travis überquerte den Friedhof, aber der Mann rührte sich nicht, so als sähe er ihn nicht oder es wäre ihm egal, oder er wüßte es schon längst und würde geduldig warten. Dann hatte Travis ihn erreicht.
    »Wer sind Sie?«
    Bruder Cy wandte nicht den Blick vom Osten, aber auf seiner totenkopfähnlichen Visage zeigte sich ein Grinsen. »Nun, es ist auch schön, dich wiederzusehen, mein Sohn.«
    Travis zuckte zusammen. Es war

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