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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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fast schon vergessen. Sicher, in New York habe ich was genommen. Schließlich war ich der Seniorbuchhalter einer der besten Werbeagenturen der Stadt. Alles ging dort mit rasendem Tempo, es war fast schon Firmenpolitik.« Er lachte, und es klang wie der alte Max. »Nahm man nichts, schickten sie einen zum Firmenarzt, damit man sich ein Rezept abholte. Aber das ist Jahre her. Das alles ließ ich hinter mir, als ich … als ich herkam.«
    Travis trat einen Schritt näher an seinen Freund heran. »Wer, Max? Wer hat sie dir gegeben?«
    Max hielt den Blick auf die Flasche gerichtet. »Sie kannten mich, Travis. Sie wußten alles von mir, aber ich wußte nicht, wer sie waren. Sicher, ich hatte die Werbespots gesehen. Aber ich wußte nicht, wofür sie werben. Ich glaube nicht … Ich glaube nicht, daß es das hier war.«
    Ein Schauder durchfuhr Travis, wie einer dieser kleinen Blitze. Das Wort war mehr ein Reflex als eine Behauptung. »Duratek.«
    Max schob das Fläschchen in die Hosentasche. »Ich wollte es nicht. Ich wollte sie nicht nehmen. Aber meine Hand – nichts konnte die Schmerzen vertreiben, zumindest nichts, was die Ärzte mir gaben, und das hier … das ließ sie aufhören. Zumindest eine kleine Weile.« Er ließ den Kopf hängen. »Verzeih mir, Travis.«
    Travis versuchte, das Brennen in seinen Augen wegzublinzeln. Er wollte die Hand ausstrecken, dann fiel es ihm wieder ein, und er zog sie zurück. »Ist schon gut, Max. Schon gut. Die Schmerzen hätten jeden dazu getrieben. Und es sind bloß Pillen. Wir werden dir beim Entzug helfen.«
    Max hob den Blick. »Nein, Travis. Nicht das Electria. Dafür will ich deine Vergebung nicht.«
    »Wofür dann?«
    »Für das, was ich tun werde.«
    Ein schrilles Jaulen zerriß die Luft. Travis versteifte sich. Er hatte diesen Laut schon einmal gehört, damals, als er das letzte Mal mit Max telefoniert hatte.
    Max löste einen kleinen Gegenstand vom Gürtel. Einen Pieper. Er schaute auf den leuchtenden Schirm, nickte und stellte den Pieper auf dem Tisch ab.
    »Sie kommen.«
    Unsichtbare Hände griffen aus dem Halbdunkel zu und faßten Travis bei der Kehle. Er wich vom Tisch zurück, stieß Stühle beiseite. Max stand stocksteif da, der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte Ruhe, vermischt mit einer Art trauriger Resignation. Travis rang nach Luft, das Atmen fiel so schwer; die Hitze würde ihn ersticken. Eine Falle. Es war eine Falle.
    »Wie lange?« krächzte er. »Wie lange habe ich?«
    Max hielt sich die verwundete Hand. Das verfilzte Haar verbarg sein Gesicht. »Drei Minuten. Höchstens vier. Sie sollten vor dir hier sein, auf dich warten, aber du bist zu früh gekommen. Ich vermute, daran haben sie nicht gedacht. Sie glaubten bestimmt, du würdest bis zum letzten Augenblick wegbleiben.«
    Travis fletschte die Zähne zu einem humorlosen Lächeln, und er dachte an den Zaun beim alten Bahnhof. »Selbst sie machen Fehler.«
    Max nickte. »Aber nicht viele.«
    Travis’ Grinsen verblaßte. Er ballte die Fäuste, aber diese Geste verkörperte keine Wut, sondern Enttäuschung. Zuerst hatte Jack vor ihm Dinge verborgen. Dann Deirdre. Jetzt hatte Max ihn betrogen – der gute, nette, dumme Max. Was ging hier nur vor sich? Verbarg jeder eine Wahrheit, die einen wie eine vergiftete Klinge, die aus der Scheide gezogen wurde, nur dann verletzen konnte, wenn sie schließlich enthüllt wurde?
    Mal ganz ehrlich, Travis Wilder, du kennst dich doch bestens mit verborgenen Dingen aus, nicht wahr?
    Er zwang die Fäuste wieder auseinander, zwang sich, Max’ Blick zu erwidern.
    »Es tut mir leid, Travis.« Max’ blasenbedeckte Lippen bewegten sich kaum, während er flüsterte. »Es tut mir so leid. Ich habe dir nie gesagt … wie schlimm es war. Ich wußte nicht, wie ich es schaffen sollte weiterzumachen. Als sie das erste Mal kamen, als sie es mir das erste Mal gaben, hielt ich sie für ein Gottesgeschenk. Das Electria, es war … es war wie …« Er schüttelte den Kopf. »Du kannst es nicht verstehen. Es war wie das Leben, wie Hoffnung. Dann sagten sie mir, sie könnten es mir nicht mehr länger geben. Nicht umsonst, nicht, wenn ich nicht etwas für sie erledigte.« Er zitterte nun am ganzen Leib. »Nicht, wenn ich dir nicht den Zettel schrieb.«
    Travis wußte, er hätte flüchten sollen, nichts wie weg hier, aber er konnte sich nicht rühren. Max breitete dünne, zitternde Arme zu einer Geste aus, die wie ein Flehen aussah. Dann riß er sie zurück und drückte sie fest an seinen

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