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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ausgestreckten Hand zu knabbern. Vielleicht waren Daumen ja doch nicht alles.
    Ein leises Donnern näherte sich, aber es kam nicht aus dem wolkenlosen Himmel, sondern aus Richtung des hinter Grace befindlichen Hügels. Sie drehte sich um, und dort galoppierten vier Reiter – zwei Frauen und zwei Männer – die grasige Anhöhe hinauf. Sie brachten ihre Pferde neben ihr zum Stehen.
    Aryn schob sich dunkle Haarsträhnen aus den glühenden Wangen. Ihr blaues Reitkleid war auf dem Sattel verrutscht. »Grace, was auf Eldh hat dich nur dazu bewogen, so zu reiten?« fragte die junge Baronesse. »Du weißt doch, daß Schäferknoten vor seiner Blüte schwer zu entdecken ist. Wie willst du etwas finden, wenn du daran vorbei fliegst?«
    Die zweite Frau trieb ihr Pferd ein Stück näher heran. Ihr Haar war lang, kohlrabenschwarz und lockig, und ihre Haut hatte die reiche, dunkle Farbe von Maddok. Das Lächeln auf ihren vollen Lippen war geheimnisvoll – so wie Liriths Miene immer geheimnisvoll war. »Vielleicht hat Lady Grace ja gar nicht nach Schäferknoten Ausschau gehalten.«
    Grace grinste die schlanke, braunäugige Hexe an. »Vielleicht«, sagte sie und versuchte selbst mal, geheimnisvoll zu sein.
    Durge blies Luft durch seinen herabhängenden Schnurrbart. Der steingesichtige embarranische Ritter überragte die anderen auf seinem rußschwarzen Schlachtroß Schwarzlocke. Trotz des schönen Wetters trug er schweres, graues Tuch. »Mylady«, sagte er zu Grace, »es ist gefährlich, auf diese Weise allein voraus zu reiten. Man kann nie sagen, auf welche Gefahren Ihr stoßen könntet, selbst in Sichtweite des königlichen Schlosses.«
    »Mit allem Respekt, Mylord, ich schätze, daß Ihre Durchlaucht die Fähigkeit besitzt, selbst auf sich aufzupassen.«
    Diese freundlichen Worte kamen vom letzten Mitglied der Reitergruppe, einem Ritter namens Sir Garfethel. Er war ein kräftiger und breitschultriger Mann, vielleicht etwas klein geraten, und obwohl sein Bart kaum mehr als brauner Flaum auf den Wangen darstellte, saß er aufrecht auf seinem Schlachtpferd und hielt die Zügel mit fähig aussehenden Händen. Trotzdem fiel es Grace schwer, ihn nicht als Garf zu sehen, den Knappen, der ihr eines Tages vor mehreren Monaten durch den Schlamm des Burghofs nachgeeilt war und sie demütig gebeten hatte, die Bürgin für seine Ritterschaft zu sein.
    Seine Worte hatten Grace entsetzt. Sie war keine Herzogin, ganz egal, was Boreas oder Aryn sagten. Sie hätte es für reinen Betrug gehalten, einen Mann zum Ritter zu schlagen. Wie so viele Knappen war Garf ein zweiter beziehungsweise dritter Sohn, der weder Land noch Titel beanspruchen konnte und einen Lord oder eine Lady suchte, der ihm sie im Austausch für seine Untertanentreue gab. Doch Grace hatte nichts zu verleihen, und sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, er solle sie in Ruhe lassen.
    Natürlich folgte Garf ihr. Während der nächsten zwei Wochen stolperte Grace bei jeder Gelegenheit über ihn, während er den hartnäckigen Versuch unternahm, ihr zu Diensten zu sein. Schließlich ging sie auf ihn zu und fragte ihn direkt: »Warum ich, Garf?«
    Die Frage hatte ihn anscheinend ehrlich überrascht. »Welcher Ritter würde nicht den Wunsch verspüren, der edelsten und schönsten Dame der Domäne die Treue zu schwören?«
    Grace quittierte das mit einem Stöhnen. »Wäre ich das tatsächlich, dann würden mir die Männer zu Füßen liegen, um mir zu dienen.«
    »Ihr meint wie Sir Durge, Mylady?« sagte Garf mit einer Unschuld, die so perfekt war, daß sie nur echt sein konnte.
    Das nahm Grace den Wind aus den Segeln.
    Am nächsten Tag sprach sie mit König Boreas, und sie arbeiteten ein Arrangement aus. Garf wurde Knappe bei Sir Belivar, einem der Ritter des königlichen Haushalts, und Belivar schlug ihn mit einem solchen Enthusiasmus für die Ritterschaft vor, daß sich Grace fragte, ob er, da er langsam in die Jahre kam, einfach nicht nur erleichtert war, von seinen Pflichten entbunden zu werden. Typischerweise stand Boreas einiges Land zur freien Verfügung – Lehen, die erblos geblieben oder widerspenstigen Adligen entrissen worden waren –, und er übertrug Grace einen kleinen Landbesitz im Westen Calavans, den sie dann wiederum Garf übertrug.
    Der Ritterschlag fand am ersten Tag des Vardath statt.
    Sie versammelten sich bei Tagesanbruch im Oberen Burghof. Barfuß und in ein weißes Hemd gekleidet kniete Garf vor Grace nieder, während Boreas, Aryn, Durge und Belivar

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