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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Bedingungen bestand keine Hoffnung, das abgetrennte Glied wieder anzupflanzen. Selbst mit einer Kiste voller Eis für den Arm und einem wartenden Hubschrauber wäre es schwierig gewesen. Hier stellte sich die Frage nicht einmal. Der Patient würde den Arm verlieren. Grace konnte das akzeptieren. Das Leben war immer besser als der Tod; das hatte Leon Arlington ihr beigebracht. Aber der Patient würde nicht sein Leben verlieren. Denn das hätte sie nicht akzeptieren können. Also eine Amputation. Dann die Blutung zum Stillstand bringen und ihn ins Schloß schaffen.
    »Aryn!« rief sie. »Bring mir meine Satteltasche.«
    Keine Reaktion. Grace schaute auf. Aryn saß noch immer auf dem Pferd; ihr stur nach vorn gerichteter Blick starrte ins Leere, und ihre linke Hand war weiß verfärbt, weil sie die Zügel so fest umklammert hielt. Nein – das konnte ihr keiner antun, nicht jetzt. Sie brauchte jeden.
    Aryn! Jetzt, sofort!
    Grace hatte brüllen wollen, aber irgendwie war es nicht ihr Mund, der die Worte formte. Die Baronesse blinzelte und starrte Grace an. Dann stieg sie vom Pferd, nahm Graces Satteltasche und lief auf sie zu.
    Grace drehte sich wieder um und bemerkte, daß Lirith sie nachdenklich ansah. Die Hexe nickte, sagte aber nichts. Was auch geschehen war, es war ihr nicht verborgen geblieben. Grace vermochte nicht zu sagen, ob das gut oder schlecht war. Sie hatte jetzt andere Sorgen.
    Aryn ging neben dem Patienten in die Knie. In der Zwischenzeit griff Grace nach seinem linken Handgelenk und überprüfte den Puls. Schnell und schwach. Sein Herz arbeitete zu schnell, es versuchte, den Blut- und Sauerstoffmangel durch schnelleres Schlagen auszugleichen. Grace brauchte keine Uhr, um die Sekunden zusammen mit seinem Blut versickern zu fühlen.
    »Aryn – das Messer.«
    Die Baronesse zog ein kleines Messer aus der Satteltasche – dasselbe Messer, das sie Grace vor nun scheinbar einem ganzen Leben geschenkt hatte. Es war kein Skalpell, aber es war scharf. Grace nahm das Messer und amputierte mit präzisen Schnitten den Arm. Sie nahm die entsetzten Blicke der anderen dabei nur unbewußt wahr – Aryn griff unwillkürlich nach ihrem eigenen verkümmerten rechten Arm und hielt ihn – und hielt die Aufmerksamkeit auf die Wunde gerichtet.
    »Nadel und Faden.«
    Aryn kramte in der Tasche herum und holte die Stickerei hervor, an der Grace gearbeitet hatte. Zwar war sie in der Kunst der adligen Damen noch immer nicht besser geworden, aber sie war froh, daß sie sie mitgenommen hatte. Die Werkzeuge waren für diese Aufgabe nicht unbedingt geeignet, aber Grace glich dieses Defizit durch Können aus. Sie nähte die schlimmsten Blutungen zu und verschloß den Armstumpf mit einem Hautlappen. Dann wandte sie sich dem Loch in der Brust zu und schloß es ebenfalls mit einem Faden. Die unweigerlichen Entzündungen würden ein Problem werden, aber damit konnte man sich später befassen.
    Lirith und Aryn hatten eine Decke in Streifen gerissen, und Lirith hatte einige der Streifen mit Fichtensaft eingerieben. Das war gut – so würden sie steril sein. Als Grace wieder aufschaute, hatte Durge bereits zwei Schößlinge für die Trage gefällt. Er hatte eine weitere Decke zwischen beiden Stangen festgeknotet und war dabei, sie an Schwarzlockes Sattel festzubinden.
    Grace machte eine kurze Bestandsaufnahme des Patienten. Seine Farbe war besser, seine Atmung regelmäßig, wenn auch etwas mühsam. Doch er verfiel in einen Schockzustand, jetzt, in diesem Augenblick. Sie mußten Garf ins Schloß schaffen.
    Garf. Sie hatte an ihn nicht als Fremden gedacht, sondern an jemanden, den sie kannte. Aber vielleicht war das ja ein gutes Zeichen. Vielleicht bedeutete es, daß er es schaffen würde.
    Durge führte Schwarzlocke heran und positionierte die Trage neben Garf. Grace zählte bis drei, und sie hoben ihn darauf, dann benutzten sie weitere Deckenstreifen, um ihn festzubinden.
    »Reitet so schnell Ihr könnt, ohne ihn zu sehr durchzuschütteln«, wies Grace Durge an.
    Der Embarraner nickte. »Ich werde mein Bestes …«
    »Grace! Er atmet nicht mehr!«
    Es war Aryn. Grace riß den Kopf herum. Die Baronesse kniete mit weit aufgerissenen Augen neben Garf.
    Grace ging neben dem jungen Ritter auf die Knie. Aryn hatte recht. Sein Körper war ganz steif. Sie tastete hektisch nach einem Puls, konnte aber keinen finden.
    »Was ist?« fragte Lirith.
    Grace schüttelte den Kopf. Sie wußte es nicht. Verdammt, sie brauchte einen Herzmonitor.
    Oder

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