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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Entfernung auf eine Meile, aber das lag nur daran, daß sie die Maßeinheiten auf dieser Welt noch immer nicht so richtig einzuschätzen vermochte und für sie jede Distanz von einer bis zu zehn amerikanischen Meilen etwa eine Meile darstellte.
    Das Schloß verschwand aus ihrer Sicht, als sie in eine Schlucht hinabritten. Granitfelsen erstreckten sich in die Höhe, die Luft wurde kühler. Der Talboden war dicht bewachsen. Vermutlich hätte ein Botaniker aus Denver die Bäume und Sträucher von faszinierender Vielfalt gefunden, aber für Grace sahen sie wie Pinien und Zwergeichen aus. Sie erreichten den Grund der Schlucht und ritten auf der anderen Seite wieder in die Höhe.
    Grace hörte das Geräusch in demselben Augenblick, in dem Durge die Hand hob und die Gruppe zum Anhalten brachte. Sie saßen still auf ihren Pferden und lauschten. Dann hörte Grace es erneut, einen leisen, rhythmischen Laut, den sie nicht unterbringen konnte. Durge blickte Garf an, und die Hand des jungen Ritters glitt zum Schwertgriff an seiner Hüfte. Grace schluckte, überrascht vom harten Ausdruck auf Garfs Gesicht. Trotz seiner Fröhlichkeit war er mit seinen zweiundzwanzig Jahren ein Mann des Krieges.
    Der Laut hallte erneut durch die feuchte Luft, obwohl es schwer war, festzustellen, aus welcher Richtung er kam. Aryn warf Grace einen besorgten Blick zu. Lirith hatte die Augen geschlossen, als würde sie nach etwas lauschen. Grace öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen, aber ein Blick Durges ließ sie ihn wieder schließen. Vielleicht war die Furcht des Embarraners vor Straßenräubern doch nicht so weit hergeholt.
    Durge stieg von Schwarzlocke ab. Er ging drei Schritte voraus. Dann explodierte das Gebüsch zu seiner Linken, und ein schwarzes Bündel aus Wut schoß hervor.
    Es war über Durge, bevor Grace überhaupt begriffen hatte, was es war. Die Pferde wieherten und sprangen zurück. Der Bär breitete die mächtigen Pranken aus, um Durge an sich zu reißen. Der Ritter krümmte sich zusammen und fiel zu Boden. Aryn stieß einen gedämpften Entsetzensschrei aus.
    »Nein!« rief Grace, aber sie konnte nicht sagen, ob ihre Lippen das Wort tatsächlich geformt hatten. Sie streckte die Hand aus, aber Durge war unmöglich weit weg. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Garf vom Rücken seines Schlachtrosses sprang und das Schwert zog. Dann blitzte wieder eine dunkle Bewegung auf.
    Eine schreckliche Sekunde lang hielt Grace sie für einen zweiten Bären. Dann stieß das Tier ein trompetendes Wiehern aus, und sie erkannte, daß es Schwarzlocke war, Durges Schlachtroß. Mit wild rollenden Augen stieg das Pferd auf die Hinterbeine und brachte seine scharfen Hufe auf den gekrümmten Rücken des Bären nieder. Der Bär knurrte und warf sich herum, aber Schwarzlocke war bereits fortgaloppiert. Grace wußte, daß Schlachtrösser für den Kampf ausgebildet waren, aber bis jetzt hatte sie nie richtig verstanden, was das eigentlich bedeutete. Shandis zitterte unter ihr und wäre durchgegangen, hätte Grace die Zügel nicht mit so eisernem Griff gehalten. Aryn hatte mit ihrem Pferd zu kämpfen – doch Liriths Stute stand wie erstarrt da, während die Hexe eine Hand auf ihren Hals drückte.
    Durge kam taumelnd auf die Füße. Er griff über die Schulter und zog das embarranische Breitschwert aus dem dort befestigten Geschirr. Blut strömte sein Gesicht hinunter, aber er stand aufrecht da, und seine Bewegungen waren schnell und überlegt. Grace begriff. Sein Sturz hatte nicht von schweren Verletzungen hergerührt, sondern war eine Verteidigungstaktik gewesen. Bären würden keine Kreaturen angreifen, die sie bereits für tot hielten – funktionierte das nicht normalerweise so?
    Nur daß mit diesem Tier etwas nicht stimmte. Normalerweise fürchteten sich wilde Bären vor Menschen, aber dieses Ungeheuer riß den Rachen auf und fletschte riesige Zähne, während es ein Brüllen ausstieß. Es fing an, Schwarzlocke zu verfolgen, dann drehte es sich abrupt herum und stellte sich Durge. Das war der Augenblick, in dem Grace auf seinem Pelz die nackten Stellen sah. Auf dem ganzen Bärenkörper war der Pelz weggebrannt worden, und die darunterliegende Haut war mit nässenden Blasen übersät. Also war er verletzt, vielleicht von einem Buschfeuer verbrannt worden. Und man konnte nicht vorhersagen, wie ein verwundetes Tier reagierte.
    Es waren keine zehn Sekunden vergangen, seit der Bär aus dem Unterholz hervorgebrochen war. Er machte einen schwerfälligen

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