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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sie aber stehen, um nach Aryn zu sehen. Aber Durge hatte der jungen Frau schon vom Pferd heruntergeholfen und Lirith ihr einen Arm um die Schultern gelegt. Grace kam zu dem Schluß, daß sie sich besser um sich selbst kümmerte, und konzentrierte sich darauf, den Kopf aufrecht zu halten, während sie Meridar in das Halbdunkel des Schlosses folgte.
    Als sie Boreas’ Gemach erreicht hatten, starrte der Wächter an der Tür sie an, als hätten sie ihn überrascht. Hatte er nicht mit ihrer Ankunft gerechnet? Dann riß sich der Mann zusammen, verbeugte sich vor Grace und öffnete die Tür. Grace trat ein, und erst als sich die Tür hinter ihr schloß, wurde ihr bewußt, daß sich Sir Meridar ihr nicht angeschlossen hatte.
    Boreas wuchtete sich aus dem Stuhl mit den Drachenfüßen vor dem Kamin. Die Bulldogge zu seinen Füßen stand auf und knurrte. Der König sah den Hund finster an und brachte ihn zum Schweigen, und das Tier schlich in die Ecke, ohne Grace aus den Augen zu lassen.
    »Was ist geschehen, Mylady?« fragte der König mit seiner dröhnenden Baritonstimme.
    Grace blinzelte. Woher konnte er wissen, daß den Ausflüglern etwas zugestoßen war? Sir Meridar hatte ihn nicht informieren können. Dann folgte sie seinem Blick, schaute an sich herab und verstand die Überraschung der Wache und das Knurren des Hundes.
    Ihr blaßlila Reitkleid war in Scharlachrot getränkt, dunkel von Garfs Blut, das nun trocknete und dabei hart wurde. Grace streckte die Hände aus, sie waren blut- und schmutzverkrustet. Sie konnte nur ahnen, wie ihr Gesicht aussah. Sie erwiderte Boreas’ stählernen Blick.
    »Garf, Euer Majestät. Sir Garfethel. Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand. Aber sein Herz hörte zu schlagen auf, und er starb.«
    Die Worte kamen mühelos über ihre Lippen. Andererseits hatte sie sie zahllose Male zu den Ehefrauen, Ehemännern, Eltern und Kindern gesagt, die im Aufenthaltsraum des Krankenhauses warteten. In der Vergangenheit waren sie immer vom Bewußtsein der Wahrheit getragen worden. Aber traf das auch jetzt zu? Hatte sie wirklich alles in ihrer Macht stehende getan?
    Spinnt das Netz um ihn herum, Schwester …
    Nüchtern berichtete Grace, was vorgefallen war. Allerdings erwähnte sie weder die Weltenkraft noch das magische Netz, das sie nicht zustande gebracht hatte.
    Sie war überrascht, als sie erkannte, daß sie zu Ende erzählt hatte. Boreas lehnte sich gegen den schweren Tisch. Sein schwarzes Haar und der Bart glänzten im Licht einer Öllampe; ein Diener mußte sie gebracht haben, um den Raum zu erhellen, aber sie hatte es nicht bemerkt.
    »Ich habe den Feuerdrachen auch gesehen, Mylady. So wie jeder im Schloß. Und ich hielt ihn für einen Vorboten der Nachricht, die mich keine Stunde später erreichte. Es heißt, solche Zeichen erscheinen nur, wenn ein König dahingeschieden ist. Aber vielleicht stimmen die Geschichten ja nicht. Vielleicht meinte er eine andere Person.« Seine breite Brust hob und senkte sich, als er seufzte. »Trotzdem erzählt Ihr eine seltsame Geschichte, Mylady. Bären kommen nur selten aus den Morgenrotbergen. Und es sieht einer solchen Bestie gar nicht ähnlich, einen Menschen so offen anzugreifen.«
    Der König hatte sie nicht aufgefordert, Platz zu nehmen, trotzdem ließ sie sich auf den mit Pferdehaar gepolsterten Stuhl in der Nähe der Tür sinken. Du wirst ihn mit Blut beschmutzen, Grace. Aber es hieß entweder das oder umkippen. Boreas sah sie an, ließ ihre Unverschämtheit aber unkommentiert.
    »Er war verletzt«, sagte Grace. »Verbrannt. Ich glaube, er war vor Schmerzen von Sinnen.«
    Boreas nickte. »Es ist gut, daß Ihr und Lady Aryn unversehrt seid. Die anderen auch.«
    Grace runzelte die Stirn. Unversehrt? Sie war wohl kaum unversehrt. Aber das spielte keine Rolle. In der Notaufnahme hatte sie gelernt, ohne einen weiteren Gedanken sich von den Toten den Lebenden zuzuwenden. Den einen Fall abzuhaken und mit dem nächsten zu beginnen. Sie hatte jetzt einen neuen Fall.
    »Warum habt Ihr mich zu Euch befohlen, Euer Majestät?« Doch noch während sie die Worte aussprach, wußte sie schon Bescheid.
    Es heißt, solche Zeichen erscheinen nur, wenn ein König dahingeschieden ist.
    Boreas erwiderte ihren Blick. »Perridon ist tot.«
    »Wann?«
    »Vor zwei Wochen. König Persard starb im Schlaf.«
    Hätte sie gekonnt, hätte sie gelacht. Und wie viele üppige Mägde teilten das Bett mit ihm? Zumindest eine, darauf wäre sie jede Wette eingegangen. Ein passendes

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