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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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schnaubte. »Ich dachte immer, keine Maus könnte nach Perridon hineinschlüpfen, ohne daß jemand ihren Namen wissen will und eine Steuer von drei Barthaaren verlangt. Die Perridoner unterhalten an so gut wie jeder Straße, jedem Fluß und jedem Fußweg, der in die Domäne führt, eine Garnison. Bei jedem meiner Besuche mußte ich anhalten und ihnen sagen, wer ich bin, warum ich gekommen war und was ich vor zwei Melinstagen zum Frühstück gegessen hatte.«
    Travis lenkte Fleck an Lirith und Aryn vorbei an Graces Seite. »Ein einladender Ort, nicht wahr?« sagte er leise.
    Grace lächelte. »Eigentlich habe ich nebelige Tage immer gemocht.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich mag es, wie der Nebel alles verbirgt. Es ist irgendwie angenehm, durch die Welt gehen und sich der Illusion hingeben zu können, man wäre die einzige Person auf dem ganzen Planeten. Es fühlt sich so … sicher an.«
    Travis erschauderte. Das, was Grace da gesagt hatte, klang überhaupt nicht schön, sondern einfach nur schrecklich einsam – in einer Welt aus Grau zu leben, ohne in der Lage zu sein, andere Menschen zu sehen oder zu berühren. Er wollte etwas erwidern, aber in diesem Augenblick schaute Tira auf und sah ihn mit einem perfekten und einem schiefen Auge an. Sie hielt ihm ihre angesengte Puppe entgegen.
    »Sie will, daß du sie hältst«, sagte Grace. »Das ist wirklich eine Ehre – das macht sie nur selten.«
    Travis starrte das Mädchen an. Er wollte die Puppe nicht halten, nicht das trockene, teilweise verbrannte Holz fühlen, da war er sich sicher. Aber Tira senkte weder die Puppe noch den entwaffnenden Blick, und er griff danach.
    »Verschwindet!«
    Die schnarrende Stimme ließ die Reiter anhalten. Eine Gestalt trat aus einer Nebelbank. Das Haar des Mannes klebte an seinem Schädel, auf seinen Wangen sprossen dunkle Bartstoppeln. Sein Umhang wies dieselbe graue Farbe auf wie Travis’.
    »Verschwindet!« rief der Mann erneut, und seine Stimme war ein trockenes Krächzen. »Ihr seid Narren, wenn ihr herkommt. Geht dahin zurück, woher ihr kommt.«
    Falken lenkte sein Pferd vorwärts. »Wir wollen Euch nichts Böses.« Er beugte sich vor und griff mit der handschuhlosen Hand nach dem Fremden.
    »Nein! Berührt ihn nicht!«
    Eine Gestalt raste an Travis vorbei. Es war Grace, die ihre Stute auf Falken zutrieb. Der Barde riß die Hand zurück und starrte sie an, genau wie der Mann in dem grauen Umhang.
    Erst da sah Travis seine Augen: Sie waren schwarz, hatten weder eine Iris noch das Weiße. Ihm wurde schlagartig übel. Neben ihm schlug Aryn die Hand vor den Mund, und Lirith stöhnte leise auf.
    »Ja«, sagte der Mann und sah mit seinen unmöglichen Augen zu Grace hoch. »Ich sehe, Ihr begreift.«
    »Wie weit?« fragte Grace, Ihr Tonfall war so kalt, wie ihn Travis noch nie zuvor bei ihr gehört hatte. »Wie weit hat sie sich in Perridon ausgebreitet? Die Flammenpest.«
    Der Mann fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht und taumelte einen Schritt zur Seite. Travis fragte sich, ob er jetzt zusammenbrechen würde. Dann sprach er wieder, diesmal aber leiser.
    »Ich weiß es nicht. Ein paar Dörfer hier, ein paar da. Es gibt kein Muster. Sie kommen, schlagen zu und sind wieder weg.«
    Grace brauchte nicht zu fragen, von wem er da sprach. Sie alle wußten es: die Verbrannten.
    Beltan lenkte sein geschecktes Schlachtroß näher heran – aber nicht zu nahe. »Wann waren sie da?«
    Der Mann verschränkte die Arme vor der eingesunkenen Brust. »Das weiß ich nicht. Als ich an diesen Ort kam, waren sie bereits Asche.« Er wies halbherzig in Richtung der Wachtürme.
    »Wißt Ihr, was sie wollten?« fragte der blonde Ritter.
    Der Mann lachte, und es war ein vom Irrsinn gezeichnetes Lachen, das Travis’ Blut erstarren ließ. »Vermutlich uns alle verbrennen. Aber da war einer. Ich habe ihn im Herzogtum Varsarth gesehen. Er konnte noch sprechen, so nahe am Ende er auch war. Der Schlüssel, sagte er. Er wollte den Schlüssel für das Feuer. Aber was soll das bedeuten?« Er hob die zitternden, skelettähnlichen Hände. »Vermutlich werde ich es über kurz oder lang erfahren.«
    »Es ist noch nicht zu spät«, sagte Grace emotionslos. »Um es zu beenden.«
    Er lächelte; seine Lippen zogen sich wie in einem Krampf zurück und entblößten verfaulte Zähne. »Ich weiß, Mylady. Ich kam her, um aufzupassen und andere zu warnen, solange ich noch kann. Aber diese Zeit ist fast vorbei. Ich werde noch

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