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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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aller Feind.«
    Grace ließ ihre Stute ein paar Schritte vorwärts gehen. »Ihr habt schon öfters über die Alten Götter gesprochen, Falken. Die Runensprecher auch. Aber sonst hat sie niemand, den ich kennengelernt habe, auch nur mit einem Wort erwähnt. Haben die Menschen sie jemals angebetet?«
    »Die Eldhari hatten nur wenig mit den Menschen zu tun. Das war anders als bei den Nindari, den Neuen Göttern, die aus Alamun und Tarras nach Falengarth kamen und deren Schicksal von ihren Anhängern mit Interesse verfolgt wurde. Die Alten Götter waren Kreaturen des Steins und des Waldes und des Himmels. Ihr Verständnis für die Belange der Menschen war begrenzt. Obwohl sich ein paar der Alten Götter unter sie mischten, die daraufhin mit ihnen Freundschaft schlossen und große Gaben geschenkt bekamen. Gaben wie die Runen. Und die Maugrim kannten die Alten Götter und ihre Kinder, die Eldhrim – das Kleine Volk –, eine lange Zeit.«
    Travis’ Blick wurde während der Erzählung des Barden wieder von der Gestalt angezogen, deren Umrisse von weißen Steinen gebildet wurden. Etwas an ihr erschien beinahe vertraut. Etwas an dem einzigen Auge, das aus der Mitte ihres Gesichts starrte. Dann fiel ihm etwas auf, was ihm bis jetzt entgangen war: auf der linken Schulter des Alten Gottes duckte sich ein Geschöpf, ein Geschöpf mit gefalteten Schwingen und gebogenem Schnabel. Fast wie ein …
    Wie ein Rabe, Travis.
    Aber das konnte nicht sein. Die Raben waren alle weg – sie waren verbrannt worden. Hatte Schwester Mirrim mit ihren blinden, blutigen Augen nicht genau das gesehen?
    »Wer hat diese Darstellung geschaffen, Falken?« fragte Durge in seinem grollenden Tonfall. »Waren es die Maugrim?«
    Der Barde schüttelte den Kopf. »Nein, die Maugrim kannten keine Bilder. Genausowenig wie Musik oder Körperschmuck – mal abgesehen von Farben, die man aus Pflanzen gewinnen kann. Ich schätze, das hier stammt von den ersten Menschen, die später aus dem Süden nach Falengarth kamen und hier den Alten Göttern begegneten.«
    Beltan schnaubte und zeigte auf die sich wehrenden Strichmännchen in der Hand des Riesen. »Nennt es eine Eingebung, aber etwas sagt mir, daß es eine Begegnung war, auf die sie hätten verzichten können.«
    Lirith studierte die Darstellung konzentriert. »Sie ist faszinierend.«
    »Nein, sie ist schrecklich«, sagte Melia mit leiser Inbrunst. Sie sah Falken an. »Und du gibst vor, dich zu wundern, warum die Menschen die Alten Götter vergaßen.«
    Der Barde grunzte nur als Antwort.
    »Aber was ist nun mit ihnen geschehen?« fragte Aryn. »Wo sind sie hingegangen?«
    Falken seufzte. »Ihre Zeit verging. Als die Neuen Götter zusammen mit den Menschen aus dem Süden kamen und Falengarth durchquerten, wußten die Alten Götter und das Kleine Volk, daß ihr Zeitalter vorbei war, und so verblichen sie und gingen ins Zwielichtreich ein.«
    »Es war wohl kaum so einfach«, warf Melia ein.
    Der Barde studierte das Bild auf dem Hügel. »Nein. Nein, ich schätze, das war es wirklich nicht.«
    Grace strich sich eine Strähne ihres aschblonden Haares aus den Augen. »Etwas verstehe ich nicht. Im vergangenen Winter strich das Kleine Volk aus dem Dämmerwald durch die Korridore Calaveres. Ihr wart der erste, der behauptete, es sei zurückgekommen. Wenn also das Kleine Volk aus dem Zwielichtreich zurückkommen kann, trifft das dann nicht auch auf die Alten Götter zu?«
    Bevor Falken antworten konnte, machte Melia eine scharfe Geste mit der Hand. »Laßt uns diesen Ort verlassen. Hier gibt es nichts für uns.« Sie trieb ihre weiße Stute den Abhang hinunter.
    Travis sah Falken stirnrunzelnd an. »Was sollte das denn bedeuten?«
    Aber der Barde wich seinem Blick aus. »Kommt«, sagte er, und die Reiter folgten Melia.

19
    Am nächsten Tag ritten sie zwischen zwei steinernen, auf künstlichen Zwillingshügeln erbauten Wachtürmen hindurch und betraten die Domäne Perridon. Offensichtlich hatte der Nebel, für den dieser Ort berühmt war, direkt hinter der Grenze gelauert, denn sobald die Reisenden die Türme passiert hatten, stiegen dichte Nebelschwaden aus tiefen Bodensenken, wirbelten zwischen den Pferdebeinen hindurch und reichten fast bis an die Knie der Reiter.
    Durge schaute zu den stummen Wachtürmen hoch. Die schmalen Fenster waren dunkel. »Sollten diese Forts nicht bemannt sein, Falken?«
    »Sollte man annehmen, wo das hier doch Perridon ist.« Die wölfische Miene des Barden war grimmig.
    Beltan

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