Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
einmal die Stufen des westlichen Wachturms emporsteigen. Und wenn ich wieder herunterkomme, dann nicht über die Treppe, sondern auf dem schnellsten Weg.« Sein schwarzer Blick glitt zu Falken. »Werdet ihr diesen Ort nun meiden, aus Furcht vor der Seuche?«
    »Es ist die Furcht vor der Seuche, wegen der wir kommen mußten.«
    Der Mann dachte über die Worte des Barden nach, dann nickte er. »Das dachte ich mir. Man sagt, daß Euch Unheil vorangeht, Falken Schwarzhand. Anscheinend entsprechen die Geschichten über den Grimmigen Barden der Wahrheit. Aber vielleicht stimmen ja auch die anderen Geschichten.« Er presste die blasenübersäten Lippen zusammen. »Bringt diese Geschichte zu einem Ende, Schwarzhand. Ein Ende für uns alle.«
    Falken wollte etwas erwidern, aber da war der Mann bereits wieder in den wirbelnden Nebel eingetaucht und verschwunden.
    »Soll ich ihn aufspüren?« fragte Beltan und nahm die Zügel seines Schlachtrosses.
    Falken hob die behandschuhte Hand. »Du wirst ihn nicht finden. Hast du nicht gesehen, was er trug?«
    »Einen Nebelmantel«, sagte Durge. »Also ist er ein Spinnenmann?«
    Der Barde nickte. »Einer der persönlichen Spione des Königs von Perridon. Es heißt, ein Spinnenmann könnte mittags durch eine Stadt gehen, ohne auch nur von einem Menschen wahrgenommen zu werden.«
    Travis kratzte sich am Kinn – die Bartstoppeln waren zu einem richtigen, dichten Bart herangewachsen – und sah den Barden an. »Aber wenn das einer der Spione des Königs war, was tat er dann hier?«
    »König Persard ist tot«, sagte Grace leise.
    Liriths Augen funkelten. »Und ein neuer König hat neue Spione.«
    »Aber soweit wir wissen, gibt es in Perridon keinen neuen König«, sagte Aryn.
    Beltan spielte an seinem Schwertgriff herum. »Vielleicht wissen wir es ja jetzt.«
    »Und was jetzt, Falken?« Melia verschränkte die Arme.
    »Wir reiten weiter«, sagte der Barde. »Das verändert nichts. Mal davon abgesehen, daß es unsere Mission höchstens nur noch dringlicher macht. Kommt.« Er stemmte die Fersen in die Flanken seines Pferdes.
    Travis zögerte, dann warf er einen Blick zurück zu den beiden Türmen. Der Nebel stieg, und die Türme trieben wie Inseln in einem farblosen Meer. Er kniff die Augen zusammen. War da ein kleiner Schatten, den er ganz oben auf der westlichen Turmspitze sah? Bevor er sicher sein konnte, schwebte eine graue Wand in die Höhe und verdeckte seine Sicht. Er drehte sich um, schloß sich den anderen an und ritt in den immer dichter werdenden Nebel.

20
    Am Vormittag des vierten Tages hob Falken, der an der Spitze ritt, die Hand mit dem schwarzen Handschuh und ließ die Gruppe anhalten.
    Zumindest nahm Grace an, daß es Vormittag war, aber das war bestenfalls eine unbewiesene Annahme, für die es kaum einen sichtbaren Beweis gab, sondern bestenfalls das Knurren ihres Magens. Die Luft war so trübe, daß sie beinahe an den anderen vorbeigeritten wäre, nachdem sie angehalten hatten. Hätte Shandis nicht geschnaubt, da die Stute die Position ihrer Gefährten am Geruch erkannte, wäre sie vermutlich weitergeritten, bis sie zusammen mit Tira in einen Abgrund oder eine Grube gestürzt wäre. Auf dem Weg durch Perridon hatte es nun wahrlich genug derartiger Gefahren gegeben, während sie durch die felsige Landschaft am Fuße der Fal Erenn nach Norden geritten waren.
    Grace hielt Tira mit einer Hand fest, während sie Shandis mit einem Ruck an den Zügeln zurücklenkte. Mit zusammengekniffenen Augen machte sie eine Anzahl dunkler Flecken aus, die sich dunkelgrau von dem Nebel abhoben. Entweder hatte sie ihre Freunde gefunden oder eine Gruppe von Baumstümpfen, die auf erstaunliche Weise Menschen auf Pferden ähnelten. Als sie näher kam, riß der Nebel etwas auf, und sie erkannte außer ihren Gefährten Felsblöcke und dornige Büsche – alles glitzerte vor Feuchtigkeit.
    Trotz der Worte des Spinnenmannes vor den Wachtürmen war ihr Ritt durch Perridon ereignislos vonstatten gegangen. Nach der Grenzüberquerung waren sie auf ein paar isoliert Bauernhöfe und Dörfer gestoßen, aber alle hatten völlig normal ausgesehen. Oder zumindest so normal, wie es ein mittelalterliches Dorf mit einer offenen Gosse anstelle von Abwasserkanälen und einer Bevölkerung sein konnte, die unter Lymphdrüsentuberkulose, Rachitis und anderen von Unterernährung hervorgerufenen Krankheiten litt. Auf jeden Fall hatte es keine Anzeichen für eine andere, viel tödlichere Krankheit gegeben – die

Weitere Kostenlose Bücher