Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
zu Aryn und Lirith und richtete sich dann wieder auf ihn.
»Ich weiß wirklich nicht, wie ich es ausdrücken soll, Travis. Vielleicht habe ich es dir deshalb noch nicht gesagt, obwohl ich es hätte tun sollen. Aber ich glaube, die Hexen sind der Meinung, daß …«
»Hallo!« Falkens Stimme übertönte die Hufgeräusche. »Wir legen hier eine kurze Rast ein.«
Travis und Grace zügelten ihre Pferde. Falken stieg ab. Melia schloß sich ihm an. Die beiden gingen auf etwas zu, das von einem Gebüsch überwuchert wurde.
Grace runzelte die Stirn. »Sollen wir uns ansehen, was sie gefunden haben?«
Langsam, aber sicher begann Travis die Dinge zu fürchten, die der Barde und die Lady entdeckten. Doch er rutschte von Flecks Rücken, nahm Grace Tira ab und setzte das Mädchen auf dem Boden ab, während Grace aus dem Sattel sprang. Sie folgten Falken, und die anderen schlossen sich ihnen an. Nur Durge blieb auf seinem Schlachtroß sitzen und spähte mit ernster Miene in die Ferne.
»Was ist das?« fragte Lirith und musterte den milchigen Stein, den Falken hinter den Zweigen enthüllt hatte.
Travis ging näher heran. Der Stein war nicht natürlichen Ursprungs. Wie eine Pyramide geformt, reichte er ihm bis zur Taille. Obwohl Jahrhunderte die Oberfläche verwittert hatten, konnte Travis noch immer die komplizierten Muster ausmachen, die in ihn eingraviert waren.
»Das ist ein Talmaren«, erklärte der Barde und ging vor dem Stein in die Hocke. »Ein Wegstein – ein Relikt des Krieges gegen den Fahlen König vor tausend Jahren.«
Aryn machte große Augen, dann trat sie einen Schritt zurück. »Ein Relikt? So etwas wie ein Pylon?«
»Nein«, sagte Melia. »Die Talmareni hatten nichts mit dem Fahlen König zu tun. Sie wurden von den Tarrasern aufgestellt, die gegen Berash kämpften. Jeder von ihnen markiert einen Ort, an dem eine Schlacht geschlagen wurde, und fungierte für die, die nach ihnen kamen, als Führer.«
Beltan zeigte auf den Wegstein. »Und was sagt er? Ich fürchte, mein Alttarrasisch ist etwas eingerostet.«
Melia kniete nieder und strich mit schlanken Fingern über den Talmaren. »Hier fielen Galarus vom Goldenen Horn und Tileros der Schweigsame. Ihre Pfeile töteten zwanzig Maltheru, bevor die Siltheri kamen.«
Travis schüttelte den Kopf. »Was bedeutet das? Ich meine, Maltheru und Siltheri.«
Die Lady stand wieder auf. »Maltheru ist die tarrasische Bezeichnung für Feydrim.« Sie wandte sich ihm zu. »Und Siltheri sind Phantomschatten.«
Travis richtete seine Brille, und dabei kam es ihm fast so vor, als könnte er sie sehen, zwei blasse Gespenster auf dem Hügel, zwei strahlende Krieger, die Pfeile auf eine heranwogende Masse aus grauem Fell und gelben Reißzähnen herabregnen ließen, bis die anderen so bleich und tödlich wie vereister Stahl die Hügelkuppe herabströmten.
Graces Stimme vertrieb die Vision. »Falken, das Symbol auf dem Stein – es sieht aus wie das auf Eurer Spange.«
Travis betrachtete das Symbol auf dem Talmaren, auf das Grace zeigte: ein stilisierter Knoten mit vier Schlingen. Sie hatte recht – die Silberspange, die Falkens Umhang hielt, wies denselben Knoten auf.
Der Barde berührte die Spange. »Ja. Das ist ein Symbol Malachors.«
Grace runzelte die Stirn. »Aber sagtet Ihr nicht eben, der Wegstein sei ein tarrasisches Relikt?«
Falken mußte lachen, auch wenn es ein trauriges Lachen war. »Das ist ebenfalls richtig. Kaiserin Elsara von Tarras gründete Malachor, und zwar zusammen mit König Ulther von Toringarth. Und seht Ihr?« Er strich über die Spange. »Das Symbol stimmt nicht genau mit dem auf dem Stein überein. In der Mitte des Knotens befindet sich der Stern von Toringarth, nicht die Sonne von Tarras.«
Melia seufzte. »Im Krieg der Steine sind so viele tapfere Leute gestorben. Aber er ist so lange her – manchmal habe ich ihn vergessen. Doch das darf ich nicht.«
Falken legte ihr besorgt die Hand auf die Schulter. Melia tätschelte sie, den Blick noch immer auf den Talmaren gerichtet.
Travis kratzte sich am Kinn. Hier ging etwas vor, das wichtig war und das mit dem Stein zu tun hatte. Aber was? »Ihr seid doch im Süden geboren worden, oder, Melia?«
Die Lady sah ihn aufmerksam an. »Ja«, erwiderte sie dann.
Er kratzte sich weiter, dann wandte er sich an den Barden. »Und du, Falken, was ist mit dir? Wo wurdest du geboren?«
»Asheron«, sagte der Barde so leise, daß man ihn kaum verstehen konnte.
Beltan schnaubte. »Asheron? Noch nie
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