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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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mit sich trug, dann machten sie einen großen Bogen um das stumme Dorf.
    Der nächste Tag versprach noch heißer zu werden als der Vorherige. Die Sonne durchdrang den Nebel, brannte ihn aber nicht weg, sondern verwandelte ihn in einen rötlichen Pesthauch, der die Luft pulsieren ließ.
    Die Hitze erfüllte Grace mit Schwäche, und sie war ununterbrochen durstig, ganz egal, wie oft sie anhielten, um Wasser aus einem brackigen Bach oder Teich zu holen. Vorallem die Fliegen waren unerträglich; sie senkten sich in schwarzen Wolken aus dem diesigen Himmel und ließen sich auf jedem entblößten Quadratzentimeter Haut nieder. Grace war Dutzende Male gezwungen, sich vorzubeugen und Fliegen aus Shandis’ tränenden Augen zu wischen. Wenige Minuten später waren sie wieder da, zahlreicher als zuvor.
    An diesem Tag stießen sie auf zwei zur Hälfte verbrannte Vogelscheuchen, die vor der Seuche warnten; die eine stand an einer Wegkreuzung, die andere vor der ausgebrannten Ruine eines einsam stehenden Bauernhofs. Manchmal, wenn sich der Nebel etwas lichtete, sahen sie in der Ferne Rauchsäulen aufsteigen, die mit dem bleiernen Himmel verschmolzen. In der Abenddämmerung entdeckten sie im Norden das Funkeln von Feuern, und sie ritten bis tief in die Nacht, um die Lichter hinter sich zu lassen.
    Am nächsten Morgen kamen sie zu einem Dorf, bei dem es keine Warnung gab, da es keine Überlebenden gegeben hatte, um sie aufzustellen.
    Die anderen wollten einen großen Bogen um das Dorf machen, aber Grace bestand trotz Falkens Protest darauf, sich die Häuser näher anzusehen. Sie mußte die Opfer untersuchen, da sie in Erfahrung bringen wollte, wie sich die Pandemie entwickelte. Sie mußte wissen, womit sie es hier zu tun hatten.
    »Ich begleite Euch, Mylady«, sagte Durge, und Grace drückte dankbar seine Hand.
    Aber als sie das Dorf betreten hatte, fragte sie sich dann doch, ob Falken nicht recht gehabt hatte, ob sie es nicht lieber hätte meiden sollen.
    Der Tod war schnell gekommen, soviel war offensichtlich. Grace und Durge passierten die primitiven Hütten mit Tüchern vor Mund und Nase, die sie vorher mit Wein getränkt hatten. Überall lagen Leichen. Es hatte den Anschein, als wären viele von ihnen mitten in einer Tätigkeit gestorben – beim Wasserholen aus einem Brunnen, beim Tragen eines Kameraden, beim Ausheben eines Grabes für einen Säugling, der in ein schmutziges Tuch eingewickelt war.
    »Mylady«, sagte Durge mit erstickter Stimme, »wir sollten uns nicht an diesem Ort aufhalten.«
    Grace schluckte ihre Übelkeit herunter. »Ich brauche nur ein paar Minuten, Durge. Ihr könnt am Dorfrand auf mich warten.«
    Aber der Ritter baute sich nur hinter ihr auf, als sie sich bückte, um die Toten zu untersuchen.
    Es war die Flammenpest, da bestand nicht der geringste Zweifel. Alle Symptome waren da: die Blasen auf der Haut, die geschwärzten Augen, die verhärtete Haut. Aber bei keinem der Opfer war die Metamorphose so weit fortgeschritten, wie sie es bereits von früher kannte. Sie alle waren gestorben, bevor sie überhaupt das Zwischenstadium der Verwandlung erreicht hatten.
    »Wir kommen wohl immer näher heran«, murmelte sie.
    Durge trat neben sie. »Mylady?«
    »Es bringt sie immer schneller um«, sagte sie, erhob sich und wischte sich die Hände an ihrem Gewand ab. »Viel schneller. Aber das ist nur logisch. Virulenz und Mortalität sind im Zentrum einer pandemischen Region stets höher als an ihren Rändern.«
    »Könnt Ihr mir das erklären, Mylady?«
    Grace nickte gedankenverloren. »Es bedeutet, daß wir dem Ursprungsort der Krankheit näher kommen.«
    Sie kehrten zu den anderen zurück, die vor dem Dorf warteten, und Grace beschrieb, was Durge und sie gefunden halten. Als sie aufsaßen, warf Lirith Grace einen Blick zu.
    »Erinnert Ihr Euch, was Daynen in Falanor gesagt hat?« Die Hexe wischte sich Asche aus dem schwarzen Haar. »Daß Eddoc bei der Rückreise aus Perridon Tira fand?«
    »Was meint Ihr?« wollte Beltan wissen. »Glaubt Ihr, wir könnten hier ihr Zuhause finden?«
    Grace starrte die Hexe und den Ritter an. Was sagten sie da? Beklommenheit breitete sich in ihrem Inneren aus, und sie nahm das Mädchen, das vor ihr auf dem Sattel saß, fester in die Arme.
    Aryn warf einen deprimierten Blick über die Schulter auf die stummen Bauernhütten. »Und wenn nun dieses Dorf ihr Zuhause war?«
    Lirith und Beltan schwiegen.
    »Ich glaube, daß Tira bei Lady Grace bleiben möchte«, sagte Melia leise, aber

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