Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
davon gehört.«
Falken schaute auf, und sein Blick war plötzlich hart und abweisend. »Weil es nicht mehr existiert.« Er drehte sich um und ging zu den Pferden.
»Was habe ich denn gesagt?« beschwerte sich Beltan verletzt bei Melia.
Melia klopfte ihm auf den Arm. »Nichts, mein Bester, wirklich nicht. Ich fürchte, das ist sein ganz persönlicher Kummer.« Sie ging hinter Falken her.
Beltan schnaubte erneut. »Barden.«
Lirith lachte. »Gut gesagt, Herr Ritter.«
27
Nebelschwaden stiegen empor und hüllten die Reiter ein, als sich der Abend näherte.
Nach dem Halt bei dem Talmaren hatten sie einen weiten Bogen um die noch immer qualmenden Ruinen einer Reihe von Steinhäusern gemacht. Travis hatte längst aufgehört zu zählen, an wie vielen niedergebrannten Dörfern, Bauernhöfen und Hütten sie seit Verlassen des Tempels vorbeigekommen waren; an jedem Tag waren es mehr als am Vortag gewesen. Er klammerte sich an der Hoffnung fest, daß Grace recht hatte, daß sie sich dem Zentrum allen Unheils näherten.
Vor einer Reihe hoher Bäume schlugen sie schließlich ihr Lager auf – Travis hatte solche Bäume noch nie zuvor gesehen. Schlanke Äste endeten in flachen, dunkelgrünen Büscheln, die sich offenen Händen gleich dem Himmel entgegenstreckten. Die Bäume säumten einen Bach, der, wie die blankpolierten Kiesel nahelegten, für gewöhnlich schnell und gut gefüllt dahinfloß, jetzt aber kaum mehr als ein Rinnsal darstellte, das über glitschige Steine tröpfelte. Sie schöpften soviel Wasser wie möglich aus brackigen Pfützen und versuchten den bitteren Nachgeschmack zu ignorieren, als sie tranken.
»Wie weit ist es noch bis Spardis?« hörte Travis Melia fragen, als er mit einer wieder mal nur bis zur Hälfte gefüllten Wasserflasche zu den anderen zurückging. Die majestätische Frau kniete neben Aryn vor einem Feuer, wo die beiden aus den dürftigen Vorräten, die sich noch in den Satteltaschen fanden, eine Mahlzeit zubereiteten.
»Wir sind in den letzten Tagen gut vorangekommen.« Der Barde hielt darin inne, sich Kinn und Wangen mit einem Messer zu rasieren – ein Kunststück, das Beltan und Durge ebenfalls regelmäßig vollbrachten, Travis aber aus Angst vor dem sofortigen Tod noch nie gewagt hatte. »Wenn wir vor Sonnenaufgang aufbrechen, müßten wir es vor Sonnenuntergang bis zum Schloß schaffen.«
Beltan schüttelte den Kopf und schaute von dem Kettenhemd auf, das er mit einem Lappen polierte. »Wenn der Nebel noch dichter wird, reiten wir nirgendwohin, höchstens in einen Abgrund hinein.«
Durge nickte zustimmend. »Gut gesprochen, Herr Ritter.«
Beltan blinzelte, dann schüttelte er erneut den Kopf und beugte sich wieder über seine Rüstung.
Travis stellte die Feldflasche neben Melia ab. »Hier ist der Rest der Pfütze.«
»Danke, mein Bester. Ich werde es für den Eintopf nehmen.«
»Wißt Ihr, eigentlich ist es schon so etwas wie ein Eintopf.«
»Ich verstehe.« Melia stellte die Flasche in sicherer Distanz zu dem Topf ab.
Als Travis sich umdrehte, bemerkte er ein blaues Funkeln. Aryn. Die junge Frau hatte ihm zugesehen. Grace und Lirith saßen zusammen mit Tira auf der anderen Lagerseite. Grace lächelte ihm zu, und selbst Tira winkte ihm mit den kleinen Fingern, aber Lirith schaute nicht auf und kämmte dem Mädchen weiter das rote Haar.
Früher an diesem Tag hatte Travis endlich eine Gelegenheit gefunden, sich mit Grace zu unterhalten. Allein. Und jetzt wußte er, warum Aryn und Lirith ihn seit der Unterhaltung mit dem Drachen mieden.
Es sind die Hexen, Travis. Eine ihrer Aufgaben besteht darin, nach dem Ausschau zu halten, den man den Runenbrecher nennt.
Also nach mir Ausschau zu halten, das wolltest du du doch sagen, Grace, oder?
Er entschied sich, dem Bach noch eine Chance zu geben, hob eine andere Feldflasche auf und ging auf die Bäume zu.
»Brauchst du Hilfe?«
Er drehte sich zu dem blonden Ritter um und lächelte. »Danke, Beltan. Ich glaube, das schaffe ich schon.«
Er ging weiter. Wenigstens hatte sich Beltan nicht von ihm abgewandt. Oder Grace. Oder Durge.
Aber vielleicht sollten sie es, Travis.
Sein Lächeln verblaßte, und etwas in seiner Brust zog sich zusammen. Vielleicht waren ja Aryn und Lirith die Vernünftigen unter ihnen, die wußten, daß man einem Ungeheuer besser aus dem Weg ging, wenn man eins sah.
Als er den Bach erreichte, stellte er die Feldflasche auf einem Stein ab und sprang dann ans andere Ufer. Es war ein langer Tag im Sattel
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