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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gewesen, und er hatte, seitdem sie das Lager aufgeschlagen hatten, noch keine Gelegenheit zum Austreten gefunden. Er schob sich an den Bäumen vorbei, und hinter ihm füllten neue Nebelschwaden die Lücken, die er aufgerissen hatte.
    Er schlitterte einen Abhang hinunter – die losen Steine waren feucht und glitschig – und kam unten ruckartig zum Stehen. Mehrere Steine rollten an ihm vorbei und verschwanden im Nebel. Es dauerte einige Sekunden, bevor er sie tief unter sich aufschlagen hörte.
    »Ich schätze, das mit dem Abgrund hat Beltan nicht als Scherz gemeint.«
    Er nahm sich vor, die anderen vor der Schlucht zu warnen, falls sie in diese Richtung gingen, dann kämpfte er mit Wams und Hose. Hosen mit einem Reißverschluß, wieder ein Eintrag für die Liste mit Dingen, die er vermißte. Sobald er fertig war, richtete er die ihm zu großen Kleidungsstücke, dann machte er sich daran, den trügerischen Abhang wieder hochzuklettern.
    Er war erst ein paar Schritte weit gekommen, als vor ihm die massigen Umrisse eines Baumstumpfs im Nebel auftauchten. Travis erinnerte sich nicht daran, vorhin beim Abstieg irgendwelche Bäume gesehen zu haben. Er zuckte mit den Schultern und fing an, um das Hindernis herumzugehen. Dann brachte eine verirrte Windböe Bewegung in den Nebel und Travis blieb ruckartig stehen.
    »Hallo, Bruder Wilder«, sagte der Baumstumpf mit heller, übersprudelnder Stimme. »Es ist so schön, Euch wiederzusehen.«
    Es brauchte einige pochende Herzschläge, bevor Travis den Mann – denn darum handelte es sich und nicht um einen Baumstumpf – erkannte, der da vor ihm stand. »Bruder Eriaun!«
    Der kleine Runensprecher kam einen Schritt näher. »Wie nett von Euch, sich an mich zu erinnern.«
    Travis schluckte den Kloß herunter, der in seinem Hals steckengeblieben war. Hier stimmte etwas nicht. Bruder Eriaun war nach dem gescheiterten Versuch, Travis hinzurichten, aus dem Turm verschwunden. Warum tauchte er plötzlich hier und jetzt auf?
    »Was denn, Bruder Wilder? Freut Ihr Euch denn gar nicht, einen alten Freund wiederzusehen?«
    Travis wußte nicht, was er sagen sollte. Es war Bruder Eriaun, ja, aber er hatte nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem wohlbeleibten und freundlichen Runensprecher aus seiner Erinnerung. Er war viel schlanker, seine Wangen waren eingefallen, als hätte eine zehrende Krankheit sein Fleisch verschlungen. Seine graue Kutte war dreckig, ihr Saum war ausgefranst, und seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und funkelten auf seltsame Weise.
    Eriaun kam noch einen Schritt näher, und diesmal trat Travis unwillkürlich einen Schritt zurück auf die hinter ihm im Nebel verborgene Schlucht zu. Eriaun runzelte die Stirn. »Also wirklich, Bruder Wilder. Man sollte annehmen, daß Ihr mir mehr Dankbarkeit zeigt. Erinnert Ihr Euch denn nicht mehr daran, wer über Euch Runen gesprochen hat, als Ihr krank wart?« Er grinste; ein beunruhigender Ausdruck. »Na, egal. Ich helfe Euch auf die Sprünge.« Er hob die schmutzstarrenden Hände.
    Travis erstarrte. Er sah wieder die Hände vor sich, die aus der Dunkelheit seines Deliriums zugriffen, und hörte, wie die Stimme ein einziges Wort zischte. Ja, Eriaun hatte über ihm Runen gesprochen. Aber keine Runen der Heilung … Krond …
    »Ihr wart das! Ihr habt im Grauen Turm dafür gesorgt, daß ich das Fieber bekam!«
    Eriaun bleckte die Zähne. »Ja! Ich sprach die Rune des Feuers über Euch, wieder und wieder.«
    Travis bemühte sich, es zu verstehen. »Aber warum?«
    »Warum?« Die Stimme des Runensprechers verwandelte sich in ein Zischen. »Ich mußte verhindern, daß Ihr den Runensprechern dabei helft, eine Methode zu finden, um den Krondrim zu schaden. Darum hat mich mein Herr im Grauen Turm aufgesucht, darum hat er mich dazu gebracht, vor ihm niederzuknien und ihm den Treueeid zu leisten. Um nach Euch Ausschau zu halten. Und Euch bei Eurem Eintreffen zu töten.«
    Travis wollte etwas erwidern, aber er brachte keinen Ton heraus.
    »Aber Ihr wolltet einfach nicht brennen. Ihr habt der Rune des Feuers widerstanden; so etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt. Aber ich bin Euch gefolgt, ja, und ich habe Euch gefunden.« Eriaun ballte die Fäuste, und er stieß sie hoch über den Kopf. »Und jetzt werdet Ihr brennen!«
    Das Knistern ertönte zuerst; es war laut und deutlich zu hören. Dann kamen sie einer nach dem anderen aus dem Nebel: drei schlanke, rußverschmierte Gestalten, von denen ein blutroter Lichtschein ausging. Eine Hitzewelle

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