Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
schlug über Travis zusammen, trotzdem fröstelte er. Er stolperte einen weiteren Schritt zurück. Steine knirschten, als sie von ihm fortrollten – und verstummten, als sie ins Nichts fielen. Die Verbrannten kamen mit langsamen, schwankenden Bewegungen näher.
Eriauns Grinsen wurde noch breiter. »Mein Herr hat an Euch Interesse gefunden, Bruder Wilder. Euer Talent mit den Großen Steinen hat ihn neugierig gemacht, und er glaubt, man könnte Euch dazu bringen, ihm zu helfen. Aber ich weiß daß er sich da irrt. Ich weiß, daß Ihr gefährlich seid.« Er streckte die Hand aus. »Und daß man Euch …«
»Travis?«
Eine große, im Nebel nur undeutlich zu erkennende Gestalt erschien oben am Abhang, und eine klare Stimme rief erneut.
»Travis, bist du da unten?«
Eriaun vollendete die Handbewegung als scharfen Ruck, und die Krondrim drehten sich um und mühten sich den Hang hinauf. Travis stockte der Atem.
»Beltan! Verschwinde!«
Sein Ruf kam zu spät. Die Verbrannten wankten dem Ritter entgegen und ließen nur geschmolzene Fußspuren zurück. Beltan riß das Schwert erst in dem Moment aus der Scheide, in dem der erste Krondrim heran war. Stahl schlug gegen obsidianfarbenes Fleisch. Der Verbrannte kippte um, rollte den Abhang bis zur Mitte herunter – und kämpfte sich wieder auf die Füße, um von vorn anzufangen.
Die anderen beiden Krondrim hatten den Ritter erreicht, aber ihm blieb keine Zeit, wieder in Ausgangsstellung zu gehen. Statt dessen machte er eine unbeholfen aussehende Verrenkung, packte das Schwert mit beiden Händen, stieß einen wilden Aufschrei aus und benutzte die breite Klingenseite, um die feurigen Kreaturen zurückzustoßen. Sie stürzten zu Boden und rutschten den Abhang hinunter, wobei sie Spuren aus heißem, glühendem Felsen zurückließen. Dann stolperten sie wieder auf die Füße und kamen erneut auf den Ritter zu.
Travis’ Herz setzte einen Schlag aus. Beltan stand über sein Schwert gebeugt, dessen Spitze im Boden steckte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und er hielt sich die Seite.
Eriaun lachte kreischend. »Euer Freund ist tapfer, Bruder Wilder, aber Edelmut allein reicht nicht. Die Verbrannten werden aus ihm einen Aschehaufen machen, so wie ich aus Euch.« Er spreizte die Finger. »Krond.«
Augenblicklich verwandelte sich die Luft um Travis herum in einen Ofen. Ihm blieb höchstens eine Sekunde, vielleicht sogar weniger, um zu reagieren. Er hob die Hand und spuckte förmlich ein Wort aus. »Reth.«
Er fühlte, wie die Magie von Eriauns Rune kehrtmachte und davonraste. Dann verharrte sie, als wäre sie gegen eine Wand geprallt – und bewegte sich wieder auf Travis zu. Schweiß strömte ihm übers Gesicht, sein Körper versteifte sich. Diesmal war die Hitze langsamer, aber er konnte sie nicht aufhalten: Sie stieg in ihm auf.
Eriaun bleckte die Zähne. »Seht Ihr, Bruder Wilder? Mein Herr hat mich stark gemacht. Die Runen, die ich spreche, lassen sich nicht so leicht brechen.«
Travis biß die Zähne zusammen, als er darum kämpfte, Eriauns Magie abzuwehren, aber sein Halt wurde unsicher. Um ihn herum knisterte die Luft, die Härchen auf seinen Armen rollten sich zusammen.
»Zurück mit euch!«
Jede Bewegung war unmöglich, aber der Schrei ermöglichte es Travis, den Blick zu heben. Oben auf dem Abhang schwang Beltan mit einer Hand das Schwert, während er sich mit der anderen die Seite hielt. Diesmal wichen die Krondrim dem unbeholfenen Hieb aus. Beltan taumelte. Dann griffen die Verbrannten mit ihren schwarzen Händen nach ihm.
Wut pulsierte durch Travis’ Adern. Nein, er würde nicht zusehen, wie ein Freund verbrannte, nicht noch einmal. Er öffnete den Mund, und als er diesmal sprach, tat er es nicht nur mit seiner Stimme, sondern mit der Jack Graystones und einhundert anderen Stimmen, die alle durch ihn in einem donnernden Chorgesang sprachen.
»RETH!«
Eine Macht, die heißer als jedes Feuer war, durchfuhr Travis. Der Wall aus Eriauns Magie zersplitterte wie brüchiges Glas, und der Runensprecher keuchte ungläubig auf.
»Aber mein Herr …«
Die Worte brachen abrupt ab, als Eriaun zur Fackel wurde. Mit einem Aufkreischen warf sich der Runensprecher Travis entgegen und fuchtelte wild mit seinen brennenden Händen herum. Travis sprang zur Seite. Eriaun stolperte über den Rand der Schlucht. Wie ein lodernder Komet stürzte er ins Zwielicht. Dann erloschen sowohl der Schrei wie auch das Feuer.
Travis drehte sich um und stürmte den Abhang hinauf,
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