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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Hexen, die sie gefunden hatte, waren sowohl vertraut als auch seltsam gewesen. Sie waren Hexen gewesen – sie hatten sich als Töchter Sias bezeichnet –, denn sie hatten gewusst, wie man die Weltenkraft weben musste und durch ihre Fäden sprach.
    Doch es gab auch Unterschiede. Diese Hexen waren kein Teil des in den Domänen gewobenen Musters. Und obwohl Sia tatsächlich in Tarras anwesend war, war es eine gedämpfte Präsenz, die vom hellen Schein der Neuen Götter überstrahlt wurde. Viele Zauber dieser Hexen waren schwach – wie der, mit dem sie das Gartentor gesichert hatten und den Lirith so mühelos aufgelöst hatte. Andererseits musste man zugeben, dass sie Fähigkeiten besaßen, die für Lirith völlig neu und überraschend waren.
    Vor allem beherrschten sie die Kommunikation über das Netz der Weltenkraft. Lirith ging davon aus, dass Anhänger solch alter Religionen in einer von neuen Gottheiten dominierten Stadt nicht besonders populär waren; zweifellos hatte man sie in den Untergrund getrieben. Darum konnten sie Zauber auf eine gemeinschaftliche Weise wirken, wie sie Lirith nur selten außerhalb des Musters erlebt hatte. In der grünen Grotte hatte sich ein Zirkel aus dreizehn Hexen aufgehalten – sie war zufällig auf ein Treffen gestoßen –, und sie hatte mit ihnen gesprochen, als würde es sich bei ihnen um eine Einheit handeln. Sie hatte nur einen Namen in Erfahrung bringen können, den der ältesten Hexe, einer braunhäutigen Frau namens Thesta, die die Anführerin des Zirkels war.
    »Hat eine von ihnen es gesehen?«, wollte Aryn wissen. »Das Knäuel in der Weltenkraft?«
    Lirith nickte. »Ein paar von ihnen. Aber laut Thesta und den anderen nur die, die über die Gabe der Sicht verfügen.«
    Aryn schürzte nachdenklich die Lippen. »Aber warum hast du es dann gesehen? Du hast doch gar nicht … Oh!«
    Lirith seufzte. Sie zweifelte noch immer an Thestas Worten, doch welche andere Antwort blieb übrig?
    Diejenigen unter uns, die über die Sicht verfügen, haben den Knoten gesehen, von dem Ihr sprecht, hatten die Hexen gesagt, manchmal nur mit Thestas Stimme, manchmal auch in einem funkelnden Chor. Das erste Mal ist er vor zwei Monden erschienen, und er ist seitdem ständig gewachsen. Wir kennen seine Quelle nicht, aber wir fürchten, was er ankündigt. Einige von uns haben Träume, wie Ihr sie hattet, Träume von den goldenen Spinnen und der Gestalt in den Schatten, die alles, was sich in ihrem Netz verfangen hat, verschlingen will.
    Das hatte Lirith erstaunt, denn sie hatte den Hexen nichts von ihren Träumen erzählt. Jetzt zwang sie sich, Aryns Blick zu erwidern.
    »Ich weiß es nicht, Aryn. Vielleicht verfüge ich ja über einen Anflug der Sicht, ja. Ich schätze, mir ist das immer bewusst gewesen, obwohl ich mich nie dazu überwinden konnte, es vor mir zuzugeben.«
    »In Sias Namen, warum denn nicht?« Aryn ergriff Liriths Hand. »Das ist doch wunderbar!«
    Lirith erstarrte. Konnte sie Aryn erzählen, was ihr Thesta noch gesagt hatte?
    Ja, ich sehe es. Ihr habt es verborgen gehalten, wie ein Vorhang, der vor einem Fenster zugezogen wurde. Aber jetzt löst sich der Vorhang auf. Die Sicht ist stark in Euch. Manchmal erringen jene, die viel Leid ertragen müssen, eine solche Macht, und Eure Vergangenheit ist von Trauer durchsetzt.
    Genau wie meine Zukunft, hatte Lirith erwidert und an die Spielkarte der alten Mournisch gedacht, dann hatte sie die seltsamen Hexen in ihrer geheimen Grotte verlassen.
    »Es gibt da etwas, das ich nicht verstehe, meine Liebe«, sagte Melia, und Lirith war froh über die Frage der Lady. Sie wusste nicht, was sie Aryn hätte antworten sollen, und Durge schien die Richtung, die das Gespräch genommen hatte, ziemliches Unbehagen zu bereiten. »Gibt es in den Domänen keine Hexen, die über die Sicht verfügen? Warum hat keine von ihnen die Auflösung der Weltenkraft bemerkt?«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen«, sagte Lirith. »Aber Thesta hat eine Bemerkung darüber gemacht, dass das Knäuel in der Weltenkraft eine Sache des Südens ist und dass möglicherweise der Süden in meinen Adern fließt. Aber ich bin mir nicht sicher, was sie damit gemeint hat.«
    »Das hat sie gesagt, tatsächlich? Des Südens?« Melia blickte nachdenklich drein. »Vielleicht ist es ja so …«
    Verstand Melia, was Thesta gemeint hatte? Wenn das der Fall war, bot sie jedenfalls keine weitere Erklärung.
    »Ihr wart nicht die Einzige, die heute ein paar Nachforschungen

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