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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sie stehen Melindora Nachtsilber und Falken Schwarzhand nahe. Und ihm auch.«
    Sie hauchte das Wort, ohne nachzudenken. »Runenbrecher.«
    Ihr Gegenüber starrte sie aus der Dunkelheit an; sie sah das Funkeln eines harten, farblosen Auges. Sie fröstelte erneut. Wie sie diese feuchte Luft hasste.
    »Ich verstehe es nicht«, sagte sie dann. »Wenn sie ihm nahe stehen, werden sie uns am Ende dann nicht seinetwegen verraten?«
    Bösartiges Gelächter hallte durch die Luft. »Es scheint, als hättet Ihr noch viel zu lernen, Schwester. Man kann die, die man verabscheut, nicht verraten. Man kann nur die verraten, die man liebt.«
    Die Frau nickte, obwohl sie nicht so richtig davon überzeugt war. Trotzdem sah auch sie keine andere Möglichkeit. »Und wie soll ich dafür sorgen, dass sie Nachtsilber und Schwarzhand auch begleiten?«
    »Bittet Eure geliebte Mutter, sie mitzuschicken. Sie kann Euren Rat nicht abschlagen – jetzt nicht mehr.«
    Die Frau lächelte. Das stimmte. Ivalaine würde ihr zuhören müssen, das verlangte das Muster. Da war nur noch eine Kleinigkeit. »Was ist mit dem Jungen?«
    Sie konnte es nicht sehen, aber irgendwie spürte sie, dass in dem Schatten ein Lächeln erschien. »Macht Euch um den Jungen keine Sorgen. Ich selbst werde auf ihn aufpassen. Und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werde ich mich ihm enthüllen.«
    »Und dann?«
    »Und dann wird er uns in unserer Schlacht gegen die Krieger von Vathris anführen, und mit ihm an der Spitze werden wir sie alle vernichten.« Eine schlanke Hand ballte sich zur Faust. »Das ist sein Schicksal. Er ist ein Hexenmeister, der Erste in einem Jahrhundert, der genauso mächtig wie jede Eurer Schwestern ist. Tatsächlich ist er sogar noch mächtiger, von einer Ausnahme abgesehen. Und damit meine ich nicht Euch, Schwester.«
    Die Frau zuckte zusammen, ignorierte die Beleidigung dann aber. Ihre Macht und ihre Stellung kamen nicht von ihrem Geschick mit der Gabe; das wusste sie und hatte es akzeptiert. Die Kälte in ihrem Inneren wurde durch Wärme ersetzt. Es geschah also. Nach so vielen Jahren der Versprechungen und Gerüchte, dem Warten am Rand, während andere in der Mitte standen, geschah es tatsächlich.
    »Ich werde Euch jetzt verlassen«, sagte sie, nur allzu glücklich, mit dieser Unterhaltung fertig zu sein. Sie wusste, dass sie Shemal brauchte, aber sie mochte sie nicht. Vom ersten Augenblick an war sie immer im Schatten gekommen.
    »Wartet«, sagte die andere. »Das ist noch etwas. Ich habe in letzter Zeit etwas … Seltsames gespürt. Eine Schwäche im Netz, das alle Dinge zusammenhält. Habt Ihr es auch gespürt?«
    Die Frau runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf.
    »Es war dumm von mir, Euch das zu fragen«, sagte die andere. »Eure Kräfte sind dafür viel zu schwach ausgeprägt. Doch solltet Ihr etwas erfahren, werdet Ihr es mir sagen.«
    »Natürlich«, sagte sie, während wieder die Wut in ihr aufstieg. Warum musste sich Shemal immer über ihre Fertigkeiten mit der Gabe lustig machen? Das einarmige Miststück sollte angeblich die Stärkste von ihnen allen sein, und was hatte das armselige kleine Ding davon? Es gab andere, bessere Arten von Macht.
    Die Luft nahm einen silbernen Schimmer an. Die Dunkelheit wich zurück, es war fast schon Morgen.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte die Gestalt im Schatten.
    »Wann sprechen wir uns wieder?«
    »Bald.«
    Ein leises Rascheln ertönte, dann wusste die Frau, dass sie allein war. Sie drehte sich um und verließ den Garten. Als sie den Eingang des Bergfriedes erreicht hatte, berührte die Sonne gerade den Horizont. Ein Wachsoldat nickte ihr zu, als sie sich dem Tor näherte.
    »Mylady!«, sagte er. »Habt Ihr einen Morgenspaziergang gemacht? So ein wunderschöner Morgen – voller Versprechen.«
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ja«, sagte Liendra, als sie durch das Schlosstor schritt. »Das ist wahr.«
     

 
    ZWEITER TEIL
Die Rückkehr
     

 
    18
    Dr. Grace Beckett schwebte wie ein Geist durch die aseptischen Gänge des Denver Memorial Hospital und betete zu den Göttern einer anderen Welt, dass sie niemand erkannte. Sollte jemand sie sehen – irgendwer, der sich an ihr Gesicht erinnerte oder an die Ereignisse des letzten Oktober –, wäre diese Sache sofort vorbei.
    Sie zerrte an dem zu kurzen weißen Kittel, den sie aus dem Umkleideraum gestohlen hatte, und hoffte, dass er ihre schäbigen Jeans und den Pullover aus dem Billigladen bedeckte. Wenn man Supermodel oder

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