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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Schauspielerin war, mochte es von Vorteil sein, groß und knochig zu sein, aber im Augenblick käme Grace jede Aufmerksamkeit ungelegen. Sie hatte ein kaputtes Stethoskop gefunden, das jemand auf ein Regal geworfen hatte, und es sich um den Hals gehängt. Das würde als Tarnung reichen, solange niemand sie bei einer rasselnden Lunge um eine zweite Meinung bat.
    Sie drückte auf einen roten Knopf und schlüpfte zwischen den sich zischend öffnenden Fahrstuhltüren aus rostfreiem Stahl in einen pfirsichfarben gestrichenen Gang. Das Geräusch von Respiratoren schwirrte wie Flügelschläge von Geiern durch die Luft. Halte durch, Beltan. Ich komme. Aber die Worte waren sinnlos. Selbst wenn sie sie durch die spindeldürren, rußig schwarzen Fetzen der Weltenkraft schicken könnte, die es in dieser Stadt gab, hätte er sie auf keinen Fall hören können.
    Zwei glatt rasierte junge Männer in Khakihosen und kurzen weißen Kitteln kamen ihr um eine Ecke entgegen. Grace erstarrte und entspannte sich dann wieder. Assistenzärzte im ersten Jahr – ihre viel zu eng gebundenen Krawatten verrieten sie. Zweifellos waren die beiden in diesem Frühjahr frisch von der Uni hierher gekommen. Was bedeutete, dass sie noch viel zu neu waren, um schon alle niedergelassenen Ärzte zu kennen.
    Sie begrüßten sie murmelnd. Grace bedachte sie mit einem knappen Nicken – ein Assistenzarzt erwartete einfach nicht, dass ein niedergelassener Arzt, den er nicht kannte, ihm ein freundliches Lächeln widmete – und drängte sich an ihnen vorbei. Erst als sie um die Ecke bog, wagte sie wieder zu atmen.
    Was für ein Schwachsinn, Frau Doktor. Du weißt, dass sein Zustand sich nicht verändert hat – Travis war heute Morgen hier. Beltan liegt noch im Koma, und diese verrückte Aktion wird nur dazu führen, dass man dich schnappt. Was wirst du Travis sagen, wenn du auf einer Wache der Polizei von Denver den einen Anruf den man dir zugesteht, nutzt, um mit ihm zu sprechen?
    Andererseits war nicht nur die Polizei hinter ihr her …
    Sie ging weiter. Zum letzten Mal hatte sie vor fast einem Jahr einen Fuß in dieses Gebäude gesetzt, in jener Nacht, in der sie den Mann mit dem Eisenherz getötet hatte und in die Dunkelheit einer anderen Welt geflohen war. Doch in ihren alten Rhythmus zu schlüpfen fiel ihr leichter, als sie vermutet hatte. Sie schritt mit kalter Entschlossenheit durch die Gänge, hielt den Blick hoch und abweisend, als sei dies eine Domäne und sie ihre Herrscherin. Es kamen ihr noch einige Leute entgegen – Krankenschwestern, Assistenzärzte, Hausmeister, Medizinstudenten –, aber keiner widmete ihr mehr als einen beiläufigen Blick.
    Aber wie hätten sie sie auch erkennen können? Die Flammenfestung hatte sie verändert, genau wie die kleine Tira verändert worden war, als sie ihre Hände um den Großen Stein Krondisar schloss. Grace war ganz bestimmt nicht mehr dieselbe Person, die wie besessen durch diese sterilen Gänge geeilt und die Wunden anderer geheilt hatte, während sie ihre eigenen ignorierte.
    Als wäre dieser Gedanke eine Einladung, stürmte der Schatten vorwärts, der am Rand ihres Blickfelds lauerte. Seine dunklen Falten legten sich um Grace, drohten sie zu ersticken. Sie schwankte, griff nach einer Wand, die sie nicht mehr sehen konnte, während Erinnerungen hervorströmten. Sie roch wieder die staubige Luft des Schuppens, den beißenden Gestank des Blutes. Sie war wieder zehn Jahre alt.
    Großer Gott, was hast du ihr angetan, Grace Beckett!
    Aber ich wollte ihr doch nur helfen. Ellen hat den Draht selbst geführt, Mrs. Murtaugh. Sie hat gesagt, sie müsse es rausholen – sie hat gesagt, Mr. Holiday hätte etwas in sie reingesteckt.
    Du bist eine niederträchtige Lügnerin, Grace Beckett. Und du bist eine Mörderin. Für das, was du Ellen Nickel angetan hast, wirst du in der Hölle schmoren.
    Nein, Sie verstehen …
    Du musst beten, hier in ihrem Blut auf deinen Knien beten, und Gott um Vergebung bitten.
    Aber ich wollte ihr doch nur helfen, Mrs. Murtaugh! Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen. Vielleicht wird sie ja wieder gesund. Bitte, bitte, hören Sie auf mich …
    Nein, versuche nicht, mich mit deinen Zaubersprüchen zu beeinflussen, du Hexe! Ich weiß, dass du deine Seele dem Teufel verschrieben hast. Ich habe gehört, wie du zu ihm singst – des Nachts und in keiner Sprache, die brave Christen beherrschen. Jetzt nimm diesen Draht in deine Hand! Nimm ihn! Und benutze ihn bei dir so, wie du ihn

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