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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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»Wovon sprecht Ihr?«
    Verstehen raste durch Travis’ Verstand, so schnell, dass er es kaum in Worte fassen konnte. »Ihr habt letzte Nacht davon gesprochen, Lirith. Und wir haben es gesehen, als wir heute Morgen durch die Stadt gegangen sind. Götter und Menschen verlieren sich in den Träumen der Vergangenheit. Es ist der Dämon – er verzerrt in Tarras den Fluss der Zeit, zuerst für die Götter der Stadt, und jetzt für ihre Bewohner.«
    Lirith nickte. »Der Dämon verschlingt nicht nur die Weltenkraft. Er verknotet das Gefüge der Zeit selbst.«
    Graces Augen leuchteten auf. Sie wandte sich Sareth zu. »Vani hat uns gesagt, dass die Morndari keine physischen Körper besitzen. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Travis«, fuhr sie fort, »was weißt du über die Relativitätstheorie?«
    »Du bist hier die mit dem Doktortitel, Grace.«
    »Ja, aber unglücklicherweise ist es kein Doktor in Physik. Doch dem wenigen nach zu urteilen, was ich weiß, besagt die Relativitätstheorie, dass Zeit, Materie und Raum alle miteinander verbunden sind. Wenn etwas keinen Körper hat – also keine Masse –, könnte es sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Und das würde relativistische Auswirkungen auf die Zeit haben.«
    Sareths ebenmäßige Züge waren grimmig. »Ich will nicht so tun, als würde ich etwas von dem verstehen, was Ihr gesagt habt, Grace. Aber obwohl die Morndari keine Körper haben, haben die Dämonen schon einen. Sie waren Morndari, die von den Zauberern von Amún in eine feste Gestalt gebunden wurden.«
    »Stimmt«, sagte Grace und kaute auf der Unterlippe herum. »Aber was bedeutet das?«
    Travis legte ihr die Hand auf den Arm. »Wir diskutieren später über Einstein, Grace. Ganz egal, wie der Dämon es geschafft hat, er ist nicht mehr hier. Wir müssen Sareths Gang finden und hier raus.«
    »Gebt mir einen Augenblick Zeit«, sagte Sareth und trat an den Rand des Abgrunds. »Seit ich hier war, hat sich alles verändert. Ich muss darüber nachdenken, wo der Zugang zu den Abwasserkanälen ist.«
    Durge fasste das Schwert fester. »Ich würde Euch raten, Euch mit Euren Bemühungen zu beeilen. Wir können nicht davon ausgehen, dass die Scirathi sich ewig von Lady Melias List täuschen lassen. Und besitzen die Zauberer nicht ein Relikt, mit dem sie sich an diesen Ort transportieren können?«
    Sareth sagte nichts, während er in die Dunkelheit starrte.
    »Ihr braucht Licht«, sagte Lirith. Sie machte eine webende Bewegung mit den Fingern, dann hielt sie eine glühende Kugel aus grünlichem Licht in die Höhe. Die Finsternis wich ein Stück zurück. Grace runzelte die Stirn, dann wiederholte sie Liriths Bewegungen. Eine zweite Kugel aus grünem Licht erschien, diesmal in Graces Händen.
    Doch die Finsternis lastete noch immer schwer auf ihnen.
    »Lir«, flüsterte Travis, und der silbrige Schein seines Runenlichts gesellte sich zu den Hexenlichtern. Die Dunkelheit wich ein weiteres Stück zurück. Das würde ausreichen müssen.
    Sareth suchte weiter. Grace, Lirith und Durge schlossen sich ihm an. Travis wollte ihnen folgen, dann erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Spinnenhafte Striche flackerten im grünsilbernen Licht. Er ging zu dem runden Sockel, den er zuvor gesehen hatte.
    Nein, kein Sockel. Ein Altar.
    Ein Schauder durchfuhr ihn, als er daneben niederkniete. Er streckte die Hand aus, zögerte, dann berührte er die Symbole, die auf den Seiten in den glatten, schwarzen Stein eingeritzt waren, Symbole, die im magischen Licht funkelten.
    »Ich glaube, das solltet ihr euch ansehen«, sagte er leise, obwohl die Worte laut hallten.
    Innerhalb weniger Augenblicke waren die anderen da. Aber da hatte Travis den Sinn der Symbole bereits entschlüsselt. Es waren keine Runen und auch keine andere Art der Schrift, sondern mit scharfen Strichen gezeichnete Bilder, die in jeder Sprache verständlich sein sollten.
    »Es ist eine Geschichte«, sagte er.
    Lirith kniete neben ihm nieder. »Was erzählt sie?«
    »Ein Zauberer«, murmelte Sareth, dessen dunkle Augen im Hexenlicht schimmerten. »Seht, da ist er.«
    Sareth zeigte auf eine Strichfigur. In der einen Hand hielt sie einen gebogenen Gegenstand, von der anderen ging eine Reihe kleiner Punkte aus.
    »Aber was tut er?«, fragte Durge.
    Grace berührte den Altar. »Er bindet den Dämon.«
    Gemeinsam entzifferten sie die Geschichte Hieroglyphe für Hieroglyphe. Der Zauberer vergoss sein eigenes Blut und lockte ein Geschöpf, das nur als von konzentrischen Linien der Macht

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