Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Kontinents im Süden in eine Art Ödnis verwandelt. Wie kommst du nur auf die Idee, dass ausgerechnet du ihn aufhalten kannst?
    Er konnte es nicht – aber Sinfathisar konnte es. Und weil Jack Graystone ihn zu einem Runenmeister gemacht hatte, war er der Einzige, der einen der Imsari berühren konnte, ohne zu sterben. Darum hatte ihm der Elf den Stein gebracht.
    Der Stein des Zwielichts wird die ganze Arbeit machen. Du bist nur der Botenjunge. Es ist kein toller Job, und du hast auch nicht darum gebeten, aber du wirst es schaffen.
    Sie waren noch nicht weit gegangen, als Travis einen schwachen Lichtschimmer entdeckte, der an das fleckige, purpurne Nachglühen erinnerte, das man sah, wenn man in ein grelles Licht geschaut hatte. Hinter ihm blies Sareth die Laterne aus, und Travis schloss daraus, dass er nicht der Einzige war, der das Licht sah. Mit jedem Schritt wurde der purpurfarbene Schein heller und ließ die stickige Luft schimmern.
    Travis fühlte es, bevor er es sah. Ein Hauch etwas kühlerer Luft traf sein Gesicht, und das leise Echo seiner Schritte kehrte nicht mehr so schnell zu ihm zurück. Voraus lag ein Raum. Ein großer Raum. Die Purpurlichtflecken sprenkelten die Dunkelheit jetzt wie eine leichenblasse Krankheit. Ein scharfer Gestank lag in der Luft. Zu beiden Seiten wichen die Wände zurück.
    Ohne seine übernatürliche Sehkraft hätte er die Kante niemals gesehen. Trotzdem schlitterte sein rechter Stiefel über den Rand. Um ein Haar wäre auch der Rest seines Körpers gefolgt, aber dann packten starke Hände seine Schultern. Durge.
    »Ich dachte, Ihr solltet zurückbleiben«, flüsterte Travis.
    »Wie Ihr wünscht, Freisasse Travis. Ich werde Euch über den Rand stoßen und zurück an meinen Platz gehen.«
    Travis zuckte zusammen. »Das wird nicht nötig sein. Und danke.«
    Die anderen kamen näher heran. Durges ausgestreckte Hände hinderten sie daran, zu nahe an den Rand zu gehen. Sie standen auf einem flachen Felsvorsprung, der in den Abgrund hineinragte. In der Mitte des Vorsprungs stach ein Zylinder aus dunklem Stein in die Höhe; er war etwa anderthalb Meter hoch und so dick, dass Travis ihn gerade noch mit beiden Armen hätte umfangen können. Es sah aus wie eine Art Sockel.
    Das purpurne Licht flackerte wie bei einem Hitzegewitter in alle Richtungen und machte es unmöglich, die Größe der Höhle zu bestimmen. Sie war groß, das war alles, was Travis feststellen konnte – so groß, dass er sich fragte, wieso die ganze Stadt nicht schon längst in sie hineingestürzt war.
    Sareth stieß zischend die Luft aus. »Sie ist gewachsen. Als ich das letzte Mal hier war, war die Höhle nicht halb so groß.«
    »Der Dämon«, sagte Lirith leise, trotzdem lösten ihre Worte ein Echo aus. »Wo ist er, Sareth?«
    »Müsste er sich bei seinem Hunger nicht schon längst auf uns gestürzt haben?«, fragte Durge. Er hielt sein Breitschwert in der Hand, so als könnte die gewaltige Klinge ein Wesen verletzen, das keinen Körper hatte.
    »Ich weiß es nicht«, hauchte Sareth. »Der Dämon ist …«
    »Er ist weg«, sagte Grace einfach.
    Die anderen drehten sich zu ihr um.
    »Was meinst du damit, er ist weg?«, fragte Travis.
    Sie breitete die Arme aus. »Verschwunden. Die Fäden der Weltenkraft sind alle verknotet, genau wie Ihr gesagt habt, Lirith. Und einige von ihnen sind halb … aufgefressen. Aber das Ding, das dafür verantwortlich ist, ist nicht mehr hier. Da bin ich mir sicher.«
    »Das Beben, das wir gefühlt haben«, sagte Durge. »Kann das von der Flucht des Dämons verursacht worden sein?«
    Sareth ballte die Fäuste. »Nein, das ist unmöglich. Wäre der Dämon in diesem Augenblick entkommen, hätten wir das zweifellos bemerkt.«
    »Dann hat er sich vielleicht gerade eben befreit«, meinte Travis. »Vor ein paar Minuten, nachdem wir durch das Tor gegangen sind.«
    Durge runzelte die Stirn. »Sicherlich hätten wir doch in dem Tunnel Erschütterungen gespürt, wenn das passiert wäre. Die Logik sagt einem, dass der Dämon nicht vor so kurzer Zeit diesem Ort entflohen sein kann. Was bedeutet, dass er noch immer hier sein muss.«
    »Aber das ist er nicht«, sagte Grace.
    Lirith verschränkte die Arme. »Einer von euch beiden muss sich irren. Der Dämon kann unmöglich zur gleichen Zeit anwesend und verschwunden sein.«
    Travis’ Gedanken rasten. Zeit. Dann hatte er einen Geistesblitz.
    »Zeit«, sagte er laut, und das Wort hallte durch den Raum. »Lirith, das ist es.«
    Sareth starrte ihn an.

Weitere Kostenlose Bücher