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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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klar geworden war, und nichts würde ihm das wieder nehmen.
    Abgesehen möglicherweise von Grace, und sie ließ nicht locker.
    »Vielleicht liebt sie ja dich, Travis.«
    In der Mitte des Balkons stand Vani auf. Der blaue Rauch des Räucherwerks wehte um sie herum wie mit Geisterfingern. »Bist du bereit, Travis?«
    Er sah Grace an, aber es war keine Zeit mehr für Worte. Und vielleicht war es auch besser so; er würde sich unter die Stadt begeben, um sich dem Dämon zu stellen – ein Ungeheuer trat gegen das andere an. Vielleicht war es besser, als zwischen zwei Menschen wählen zu müssen, die beide so viel Besseres verdient hatten als ihn.
    Travis trat vor das Artefakt. Er griff in die Tasche und tastete über die glatte Oberfläche von Sinfathisar. Trotz der Angst in seiner Brust wurde er sich bewusst, dass er grinste. Ob er lebte oder starb, zumindest versuchte er etwas Gutes zu tun. Und egal, was das Schicksal auch am Ende aus ihm machen würde, das musste doch etwas zählen.
    »So bereit, wie ich jemals sein werde.«
    Melia stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Sei vorsichtig, mein Lieber.«
    Aryn verkrallte die Hand im hellblauen Stoff ihres Kleides. »Aber er kann nicht allein gehen. Wir müssen ihn im Auge behalten … äh, jemand muss ihn begleiten.«
    Lirith warf der Baronesse einen scharfen Blick zu.
    »Ich werde mit ihm gehen«, sagte Sareth. »Ich bin als Einziger schon einmal in der Höhle des Dämons gewesen. Was bedeutet, dass ich das Tor öffnen muss.«
    Grace trat auf das Artefakt zu. »Wir haben so viel miteinander durchgemacht, Travis. Glaube ja nicht, dass du mich jetzt loswirst.«
    Ihre Worte schnitten wie eine Klinge in sein Herz. Das war doch lächerlich. Es war zu gefährlich; möglicherweise würden sie nicht zurückkehren. Und sie war die Königin eines verlorenen Königreichs. Sie konnte auf gar keinen Fall mitkommen.
    Andererseits, wenn sie eine Königin war, wer war er, um ihre Entscheidung in Frage zu stellen?
    »O Grace …«, sagte er, und das reichte.
    »Dort unten werden die Dinge aussichtslos und gefährlich werden«, grollte Durge. »Ich schätze, es besteht keine Hoffnung, dass auch nur einer von euch zurückkehrt. Aber keiner soll sagen, dass es daran lag, weil Ihr kein Schwert an Eurer Seite hattet.«
    Der Ritter trat vor das Artefakt.
    »Nun, Grace«, sagte Lirith knapp, »es gehört sich nicht für Euch, die einzige Lady in diesem Haufen ungehobelter Männer zu sein. Ich werde Euch begleiten, des Anstands wegen.«
    Die Hexe warf Aryn einen Blick zu, dann stellte sie sich neben Durge.
    Falken verschränkte die Arme. »Geht nun jeder unter die Stadt?«
    »Nein«, sagte Melia. »Nur die, die es müssen. Wenn sie so nett sind und bei uns bleiben, werden Beltan und Vani mir dabei helfen, mit Zauberern fertig zu werden, die es vielleicht irgendwie schaffen, an Ephesians Soldaten vorbeizukommen. Und du, Falken, kannst in diesem Fall auf Lady Aryn aufpassen.«
    Beltans Miene war entschlossen. Er ergriff das gekrümmte Mournisch-Schwert, das er an seine Hüfte geschnallt hatte. »Kein Zauberer wird an mir vorbeikommen, Melia.«
    »Sie werden an keinem von uns vorbeikommen«, bekräftigte Vani und verschränkte die Arme vor ihrer schwarzen Lederjacke.
    Die Meuchelmörderin sah Beltan an. Der Ritter erwiderte ihren Blick, einen Augenblick später nickte er.
    Travis schaute zu Grace, Lirith und Durge herüber. Keiner von ihnen musste mitkommen. Sie hätten hier oben bleiben sollen. Trotzdem war er froh über ihre Begleitung.
    »Danke«, sagte er. Das traf es nicht einmal annähernd, aber es war alles, zu dem er im Stande war.
    Aryn keuchte auf. »Etwas kommt. Ich … kann sie fühlen.«
    »Scirathi«, sagte Vani.
    Beltan zog das Schwert, und Falken stellte sich vor die Baronesse.
    »Die Zauberer haben die Gerüchte geglaubt«, sagte Melia. »Ihr solltet euch lieber beeilen.«
    Sareth kniete nieder, berührte das kleine Steinprisma und drehte es so, dass seine Seiten mit denen des Artefakts übereinstimmten. Ein zischendes Geräusch ertönte, wie ein in der Ferne vom Himmel zuckender Blitz. Die Luft teilte sich, und es war da, ein Oval aus Dunkelheit, dessen gezackte Ränder blaue Flammen umzüngelten.
    Travis fühlte, wie jemand seine Hand ergriff. Grace. Er erwiderte den Druck. Durge und Lirith traten näher heran.
    »Denkt an nichts, während wir hindurchschreiten«, sagte Sareth. »Ihr müsst es mir überlassen, mir die Höhle vorzustellen.

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