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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Angst, kleine Maus. Diesmal treffe ich.« Er zeigte mit dem Finger genau auf ihre Brust.
    »Xemeth!«, sagte Vani und kämpfte sich auf die Füße, wobei sie sich noch immer an der Säule festhielt. »Warum bist du gekommen?«
    Xemeth wirbelte herum, dann machte er ein paar zittrige Schritte auf Vani zu. »Aber das musst du doch wissen, Beshala. Ich bin gekommen, um dich endlich zu meiner Frau zu machen. Wie es schon vor langer Zeit hätte geschehen sollen.«
    Vani drückte die Wange gegen die Marmorsäule. »Also … liebst du mich?«
    »Dich lieben? Ich bete dich an, Vani. Seit wir Kinder waren, wusste ich, dass es auf der ganzen Welt nichts gab, das ich so sehr wollte wie dich. Und dann …« Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Es tut mir Leid, Xemeth«, sagte sie.
    Er kam näher. »Nein, es muss dir nicht Leid tun, Beshala. Du wirst dich niemals vor mir erniedrigen müssen, nicht wie diese Hunde da. Ich war deiner vorher nicht wert, das weiß ich jetzt. Aber jetzt ist alles anders. Ich kann alles sein, was du willst, das ich sein soll, Beshala.«
    Xemeth strich mit den Händen über seinen Körper, und plötzlich war das Gewand verschwunden. Jetzt war er in lose sitzende schwarze Hosen und eine scharlachrote Weste gekleidet. Seine nackten Arme und die Brust waren muskulös und schimmerten, seine Züge wie aus Stein gemeißelt und ebenmäßig. Ein kurzer, schwarzer Bart zierte sein Kinn.
    Vani zuckte zusammen, und Grace verstand.
    Er hat sich wie Sareth aussehen lassen. Sareth, von dem er immer glaubte, er sei in allem besser als er.
    Xemeth musste Vanis Reaktion bemerkt haben, denn er verzog den Mund, was einen Schatten auf das schöne Gesicht warf, das genauso falsch war wie die goldene Maske, die er zuvor getragen hatte.
    »Was stimmt denn nicht, Beshala? Gefällt dir mein neues Antlitz nicht?«
    »Das Schicksal hat mich für einen anderen bestimmt, Xemeth«, sagte Vani ernst.
    Er wischte die Worte mit einer zittrigen Geste zur Seite. »Was interessiert einen wie mich das Schicksal? Ich bin der größte Zauberer seit Gottkönig Orú. Ich kann das Schicksal nach meinem Willen gestalten – oder ich kann es brechen. Sag mir, was ich tun muss, um dich zu gewinnen, und es ist erledigt.«
    Wieder stolperte er, konnte sich aber fangen. Grace wechselte einen Blick mit Beltan, und der Ritter nickte. Er war zum gleichen Schluss gekommen wie sie.
    »Also gut«, sagte Vani, und ihre Stimme erhob sich über den Wind. »Es gibt eine Möglichkeit, wie du mich gewinnen kannst, Xemeth.«
    Grace blieb der harte Ausdruck in den Augen der Meuchelmörderin nicht verborgen. Vani erkaufte ihnen Zeit.
    »Was ist es, Beshala? Sag mir, was ich tun muss, um dein Herz zu gewinnen.«
    »Binde den Dämon wieder, Xemeth. Du hast die Macht – das kann ich sehen.« Vani streckte die Hand aus und streichelte über die leuchtende Wange. »Ich weiß, dass du es schaffen kannst – Beshala.«
    Xemeths Augen wurden groß. Einen Augenblick lang konnte Grace ihn sehen – den kleinen, traurigen Jungen, der nie das bekam, was er wollte. In ihrem Herzen stieg Mitleid auf. Und sie schnitt es mit einem Gedanken heraus, der so kalt wie eine Messerklinge war.
    »Nun gut, Beshala. Ich brauche den Dämon nicht mehr. Die Scirathi sind vernichtet, und niemand anders kann mich jetzt noch aufhalten. Es wird geschehen, was du wünschst, und dann werden wir von hier fortgehen. Zusammen.«
    »Ja, Xemeth. Zusammen.«
    Er wandte sich von ihr ab und trat auf den Rand des Balkons zu. Der Wind riss an seinen Kleidern, aber das war auch schon alles; der Dämon hatte keinen Effekt auf ihn.
    Die Luft in der Etherion klärte sich. Das kreisende Treibgut war fast verschwunden. Grace konnte ihn in der Mitte der Etherion sehen: ein Punkt aus perfekter Finsternis. Ihr Blick schien ihn nicht festhalten zu können, ihr wurde schlecht. Alle paar Sekunden gab es einen weiteren Lichtblitz, wenn wieder etwas das Zentrum der Spirale erreichte. Grace glaubte sehen zu können, wie eine Gestalt im schwarzen Gewand sich ihm näherte.
    Ein Blitz. Sie war verschwunden.
    Sie zwang sich, Xemeth zuzusehen. Er stand schwankend am Rand des Balkons, dann riss er sich zusammen.
    »Seht die Macht von Orú!«, rief er.
    Er streckte dem Dämon die Arme entgegen, und eine Korona wie die der Sonne flammte um ihn herum auf. Goldene Strahlen schossen aus seinen Händen, zuckten auf den Mittelpunkt der Spirale zu und trafen den Dämon.
    Grace hörte ihn nicht aufschreien, aber sie konnte

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