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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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wirklich, Sie sind er, nicht wahr? Marius Lucius Albrecht. Der größte Sucher der Geschichte. Sie versuchen nicht nur, seiner Karriere zu folgen. Sie versuchen, er zu sein.«
    Farr bedeckte das Foto mit der Hand. »Wovon in aller Welt reden Sie da?«
    »Nein, das hat nichts mit dieser Welt zu tun.« Die Worte schossen wütend und wahrhaftig aus ihrem Mund. »Albrecht hatte sich in sie verliebt – in Lady Alis Faraday, die Frau, mit deren Beobachtung die Philosophen ihn beauftragt hatten. Und jetzt glauben Sie, Sie würden sie lieben. Grace Beckett.«
    Er wollte etwas erwidern, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Bei dem Buch, Farr, haben Sie den Verstand verloren? Haben Sie eine Liste von Albrechts Errungenschaften, so dass Sie etwas abhaken können, wenn Sie es vollbracht haben? Das alles hier – alles, was wir in Denver getan haben – ist nur passiert, damit Sie sie haben können, nicht wahr? Und, hat es geklappt? Haben Sie Ihren Augenblick mit ihr allein bekommen? Haben Sie den auf Ihrer Liste auch abgehakt?«
    Sie zitterte jetzt förmlich am ganzen Leib, schlug mit den Fäusten auf die Knie ihrer schwarzen Jeans. »Die anderen hatten Recht; ich wollte es nicht glauben, als ich anfing, mit Ihnen zu arbeiten, aber jetzt tue ich es. Hadrian Farr, Sie sind ein kalter, arroganter Hurensohn. Und sollten Sie wirklich der nächste Marius Albrecht sein, dann war er genauso ein Bastard.«
    Deirdre warf sich zurück gegen die Polster und starrte ihn böse an. Er rührte sich nicht, widersprach ihr nicht mit den glatten, wohl überlegten Argumenten, die sie erwartet hatte. Stattdessen blickte er zwischen den gespreizten Fingern auf das Foto. Dann schloss er den Ordner langsam und sah sie mit einem getriebenen Blick an.
    Deirdre keuchte auf; die Wut strömte in einer kalten Welle aus ihr heraus und hinterließ eine leere Hülle.
    »Nein«, flüsterte sie. »Mein Gott, nein, sagen Sie es bloß nicht.«
    Es war zu spät.
    »Ich liebe sie«, sagte er.
    Die Worte klangen gequält. In ihnen war weder Platz für Ironie noch für einen sorgfältig geplanten Effekt. Sie hatte Farr noch nie so reden hören – so schlicht und ohne Arglist. Es musste ihn mehr gekostet haben, als sie sich vorstellen konnte.
    »Sie können sie nicht haben«, sagte sie. »Das Buch verbietet es. Am Ende gab selbst Albrecht Lady Faraday auf.«
    Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und senkte den Kopf. »Ich weiß.«
    Die Geräusche des sie passierenden Verkehrs drangen durch die Fenster. Selbst in diesem Augenblick fuhren sie ihr entgegen – Grace Beckett. Aber jetzt hoffte Deirdre, dass es ihr und Vani und Travis gelungen war, das Artefakt zu benutzen, dass sie durch ein unvorstellbares Tor in eine andere Welt getreten waren. Farr war immer der Inbegriff eines Suchers gewesen, manchmal bewundernswürdig, manchmal verabscheuungswürdig, aber immer geheimnisvoll, mächtig und verführerisch. Ihn so zu sehen, von seiner eigenen Fehlbarkeit gestürzt, war fast mehr, als Deirdre ertragen konnte. Sie streckte eine Hand nach ihm aus, ohne selbst zu wissen, ob sie ihn trösten oder schlagen wollte.
    Ein elektronisches Piepen durchschnitt die Luft. Deirdre und Farr starrten den Pieper an, der neben ihm auf dem Sitz lag.
    Er riss ihn hoch.
    »Sind sie das?«, fragte Deirdre.
    »Das kann nicht sein. Es ist zu früh. Und ich habe ihnen gesagt, sie sollen anrufen, nicht mich anpiepen.« Er drückte eine Taste, runzelte die Stirn. »Die Telefonnummer ist mir unbekannt.«
    »Wie lautet sie?«
    »268-533-7128.«
    »Sagt mir nichts. Vielleicht hat der Anrufer sie falsch eingegeben. Können Sie sehen, von welchem Anschluss angerufen wurde?«
    Farr drückte eine andere Taste. »Ja.«
    Deirdre schaltete einen kleinen Notebook-Computer ein. Es war gut, etwas Alltägliches zu tun zu haben. Er las beide Nummern vor, und sie gab sie ein. Vor der Reise nach Denver hatte sie eine Datei mit sämtlichen Telefonnummern Colorados geladen. Standardprozedur. Sie fing die Suche an, und einen Augenblick später hatte sie ihr Ergebnis.
    »Der Anschluss, von dem der Anruf kam, gehört einer Adresse in Denver. Auf der West Colfax. Es ist ein Geschäft. Es heißt …« Ihre Finger erstarrten auf der Tastatur. »Marjis House of Mystery.«
    Deirdre schob den Computer zur Seite und schnappte sich ein Handy. »Ich rufe sie an.« Sie tippte die Nummer ein, wartete, während es läutete. Und läutete. Sie drückte einen Knopf und senkte das Telefon. »Marji

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