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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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er, während er Grace festhielt und sich fragte, wer ihn wohl stützen würde, wenn seine Knie nachgaben.
    Vani setzte sich in Bewegung. »Jetzt müssen wir …« Sie verstummte, blieb stehen.
    »Vani«, flüsterte Grace. »Was ist?«
    Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als Travis sie auch schon sah. Schlanke, spindeldürre, zusammengekrümmte Schatten, die hinter den leeren Kisten hervorkamen, aus dunklen Ecken herankrochen oder sich von den Stahlträgern über ihnen herabfallen ließen.
    »Es ist eine Falle«, sagte Vani.

11
    Deirdre ließ sich in den Ledersitz sinken, als die Limousine beschleunigte und das heruntergekommene, zu vermietende Haus hinter sich ließ, aus dem sie ihren Anruf bei der Polizei gemacht hatten.
    »Wissen Sie«, sagte sie und verschränkte die Arme über der Lederjacke, »das war völlig illegal.«
    »Nur auf dieser Welt«, meinte Farr scherzhaft.
    Er sah nicht gut aus. Er hatte sich an diesem Tag nicht rasiert, und die Bartstoppeln warfen einen Schatten auf sein Gesicht. Seine dunklen Augen lagen tief in ihren Höhlen, und seine für gewöhnlich so vollen und sinnlichen Lippen waren zu dünnen Strichen verzogen. Er fummelte an den Kontrollen eines kleinen Funkgeräts herum. Aus dem Lautsprecher drangen Stimmen. Er überwachte den Polizeifunk.
    Deirdre seufzte; vermutlich sah sie nicht viel besser aus. »Und, glauben Sie, die Polizei wird tatsächlich anrücken?«
    Farr hielt das Ohr an das Funkgerät. Noch mehr Stimmen zischten. Er sah mit dunklen Augen auf. »Anscheinend sind sie bereits auf dem Weg.«
    Wenn die Polizei kam, konnte Duratek nicht weit entfernt sein. Was bedeutete, dass der Plan tatsächlich funktioniert hatte – zumindest, was ihren Teil betraf. Deirdre konnte nur hoffen, dass Travis und die anderen ähnlich viel Glück hatten.
    Nicht, dass das auch nur irgendetwas mit Glück zu tun haben würde. Travis und Grace hatten die Dinge beschrieben, zu denen Vani fähig war. Duratek würde das Fabrikgelände ungenügend bewacht zurücklassen, um der Polizei zu folgen, und Vani würde sie in das Gebäude schaffen, das Artefakt holen und Beltan befreien. Selbst wenn sie keine Möglichkeit finden würden, das Artefakt zu aktivieren und nach AU-3 zurückzukehren, würden sie immerhin damit entkommen, was Duratek davon abhielt, das Geheimnis des Artefakts selbst zu entdecken. Es würde kein völliger Fehlschlag sein.
    Und mögen die Geister dich verfluchen, Deirdre Falling Hawk, denn das ist eine Lüge. Du willst nicht, dass sie herausfinden, wie man das Artefakt benutzt. Du willst nicht, dass sie gehen.
    Vielleicht war das nur der Sucher in ihr, der Teil, der diese faszinierenden Objekte noch länger studieren wollte. Aber auch das war eine Lüge. Der Grund, aus dem sie Travis und Grace nicht gehen sehen wollte, war ganz einfach: Sie würde sie vermissen.
    »Wie lange noch, bis die Polizei eintrifft?«, wollte sie wissen.
    »Geschätzte Ankunftszeit in drei Minuten. Bis dahin sind wir weit weg.«
    Farr hatte das Funkgerät zur Seite gelegt. Er blätterte in einem Ordner herum – Dokumente der Fälle, die alle unentwirrbar miteinander verbunden waren: Sarsin, Beckett, Wilder. Und welche anderen Fälle waren noch damit verbunden, ohne dass sie es wussten? Als sie den Suchern beigetreten war, war sie von der Hoffnung beseelt gewesen, eines Tages diejenigen finden zu können, die außerweltliche Verbindungen hatten. Sie hätte nie gedacht, dass sie selbst einmal zu einer dieser Personen werden würde.
    Aus dem Polizeifunk kamen neue Gesprächsfetzen. Farr schien sie nicht zu bemerken. Er starrte etwas in dem Ordner auf seinem Schoß an, strich mit dem Finger darüber. Eine seltsam sanfte Geste für den sonst so schroffen Farr. Deirdre verdrehte den Hals, dann sah sie, was er betrachtete. Es war ein Foto. Eine große, elegante Frau mit hellem Haar lief die Treppe eines aus Beton erbauten Gebäudes herunter. Sie sah zur Seite, blickte in die Dunkelheit, und ihr Gesichtsausdruck war zugleich verzweifelt und majestätisch.
    In der Dauer eines Herzschlags kam Deirdre eine Erkenntnis. Ihr Großvater hätte gesagt, dass es eine Botschaft aus der Geisterwelt war, denn solche Botschaften treffen plötzlich ein, und sie sind oft mit Schmerz verbunden und sie entsprechen immer der Wahrheit.
    »Sie verdammter Mistkerl«, murmelte sie.
    Farr sah überrascht auf. »Deirdre?«
    Sie setzte sich aufrecht hin, und ihr Temperament ging mit ihr durch. »Sie verdammter Mistkerl, Sie glauben

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