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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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einem bitteren Lächeln. »Das würde jedenfalls ich tun.«
    Aber Deirdre konnte es noch immer nicht verstehen. »Aber warum?«
    »Sie wollen natürlich wissen, was wir tun. Offensichtlich sind die Philosophen zu dem Schluss gekommen, dass wir zu tief in den Fall verstrickt sind, dass wir nicht länger Beobachter, sondern Spieler sind.« Er strich über den Ordner. »Anscheinend sind wir als Untersuchungsagenten weniger nützlich als Objekte mit außerweltlichen Verbindungen. Sie wollen sehen, was wir aus …«
    Deirdre holte scharf Luft. »Aus unserem freien Willen tun.«
    Sie und Farr sahen einander in die Augen. Ja, er dachte das Gleiche wie sie. Wenn die Sucher sie freigegeben hatten, dann bedeutete das, dass sie nichts mehr aufhielt. Nicht die Desiderate. Nicht der Schwur. Was wiederum bedeutete …
    »Wir können alles tun«, sagte sie. »Was wir wollen.«
    Farr grinste wie ein Wolf, den man auf die Schafe losgelassen hatte. Er öffnete eine kleine Klappe in der Wagentür und holte zwei Gegenstände hervor. Es waren Pistolen – im Kaliber neun Millimeter. Er hielt ihr eine hin. Sie zwang ihre Hand, nicht zu zittern, und schloss die Finger um die Pistole. Sie fühlte sich glatt auf ihrer Haut an, und sie musste sie festhalten, als wäre sie ein lebendes Ding.
    Farr beugte sich zur Seite, drückte eine Taste auf der Armstütze des Sitzes. »Fahrer. Bringen Sie uns so schnell Sie können zu dem Ort in Commerce City. Mir ist egal, was Sie deswegen tun müssen.«
    Deirdre spürte, wie die lange Limousine beschleunigte. Aber sie wusste auch, dass sie mindestens fünfzehn Minuten von der Fabrik entfernt waren. Sie würden zu spät kommen.
    Aber vielleicht spielte das keine Rolle. Da gab es etwas, das sie übersahen. Warum hatte Marji sie in den letzten Augenblicken ihres Lebens angerufen? Sie nahm ihr Laptop und starrte erneut die erste Nummer auf dem Bildschirm an. 268-533-7128.
    »Geben Sie mir das Telefon«, sagte sie, und Farr gab es ihr.
    Sie wählte die Nummer. Eine Reihe scharfer Töne erklang, dann teilte ihre eine vom Computer erzeugte Stimme mit, dass die Nummer nicht existierte. Irgendwie überraschte sie das nicht. Marji hatte sie angerufen, kurz bevor ihr Laden gebrannt hatte. Sie musste versucht haben, ihnen etwas mitzuteilen. Aber was? Farrs Pieper akzeptierte nur Telefonnummern.
    Und was, wenn sie dir keine Telefonnummer mitteilen wollte? Es gibt keine Grenzen mehr. Also denk nach. Marji war Hellseherin. Tarotkarten. Teeblätter. Handflächenlesen. Numerologie …
    Sie nahm das Handy, starrte die Tastatur an. Auf der Eins waren keine Buchstaben abgebildet. Also für den Augenblick mal die letzten drei Zahlen vergessen. Sie betrachtete die anderen. Zwei. Das war auf der Tastatur ein »B«. Sechs war ein »O«. Sie tippte sie ins Laptop ein, während sie sie entschlüsselte. Dann lehnte sie sich zurück.
    Farr ließ sie nicht aus den Augen. »Was ist?«
    Sie konnte den Blick nicht von dem Wort wenden, das sie auf den leuchtenden Schirm getippt hatte:
    BOULDER 128
    »Boulder«, murmelte sie.
    »Was?«
    Sie knallte den Computer zu. »Sie nehmen den Highway 128 nach Boulder. Duratek. Nachdem sie uns belauscht haben, müssen sie einen Frontalangriff der Sucher befürchtet haben, und sie sind abgehauen. Vielleicht haben sie in Boulder eine weitere Operationsbasis. Das ist nur dreißig Meilen nördlich von hier.«
    »Sind Sie sicher, Deirdre?«
    Sie packte die vergilbte Bärenkralle, die an ihrem Hals hing. »Ich bin sicher.«
    Farr drückte erneut auf die Taste. »Der letzte Befehl ist gestrichen, Fahrer. Bringen Sie uns zum Highway 128 nach Boulder. Sofort. Und halten Sie nicht an, egal was passiert.«
    Deirdre wurde im Sitz umhergeschleudert, als der Wagen eine harte Kehre fuhr. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, entdeckte sie, dass Farr ein wildes Grinsen im Gesicht trug. Er sah wie ein Wahnsinniger aus.
    Aber vielleicht war er das ja doch nicht. Die Desiderate waren Regeln in einem verstaubten Buch, das fünfhundert Jahre alt war. Was konnten sie schon mit dem menschlichen Herzen zu tun haben? Sie legte die Pistole neben sich auf den Sitz und berührte den Silberring an ihrem Finger.
    »Und was ist mit Travis und Grace?«
    »Wenn Sie Recht haben, müssten sie uns jeden Augenblick anrufen und mitteilen, dass Duratek die Fabrik evakuiert hat. Im Moment sind sie in Sicherheit.«
    Deirdre nickte. Duratek fuhr nach Norden, und sie und Farr würden sie abfangen und irgendwie aufhalten. Das war ihre

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