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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sich neben der Tür gegen die Mauer, Grace neben sich. Von Vani war keine Spur zu entdecken. Er wollte etwas zu Grace sagen …
    Vor der Tür flimmerte die Luft, riss auf und wurde wieder glatt.
    Still, bedeutete Vani mit einer Lippenbewegung.
    Travis verschluckte seine Worte. Vani probierte den Türknauf aus, aber er regte sich nicht. Das schien sie nicht aufzuhalten. Sie ergriff den Knauf mit beiden Händen, schloss die Augen, rückte heran und schmiegte den Körper gegen die Tür.
    Er bekam nicht mit, was genau sie tat. Über die rot lackierte Oberfläche der Tür schien eine Welle zu laufen, als wäre sie ein Teich, in den man einen Stein geworfen hatte. Lautlos schwang die Tür auf. Vanis Hände schossen nach oben, zu allem bereit.
    Niemand kam ihnen entgegen.
    Sie nahm die Hände herunter. »Hier entlang.«
    Sie standen am Ende eines langen, unauffälligen Korridors. Über ihren Köpfen summte eine Reihe von Leuchtstoffröhren, die sich bis zum Ende erstreckten. Die Hälfte von ihnen war dunkel, was den Korridor abwechselnd in Licht und Schatten tauchte. Unwillkürlich musste Travis an eine Roulettekugel denken, die durch den Kessel sprang. Wo würde sie landen? Rot oder Schwarz, Leben oder Tod. Bitte den Einsatz machen.
    Vani bewegte sich fast lautlos durch den Korridor. Grace und Travis folgten ihr und bemühten sich, nicht wie eine Herde wilder Schweine in Stepptanzschuhen zu klingen. Sie passierten mehrere Türen, von denen keine verschlossen war und die alle den Blick auf leere Zimmer mit nackten Wänden freigaben. Travis verspürte eine wachsende Beklemmung. Er ertappte sich bei dem Wunsch, sie würden sich ihnen einfach zeigen, aus einer Tür springen, hämisch lachen, ein Netz über sie werfen und sie einfangen. Ertappt zu werden konnte unmöglich so schlimm sein, wie darauf warten zu müssen.
    Mehr Türen, mehr leere Räume.
    »Wo sind die alle?«, flüsterte Grace und biss sich auf die Unterlippe, als Vani ihr einen bösen Blick zuwarf.
    Travis drückte seine Schulter gegen die ihre. Ich wollte das Gleiche sagen, dachte er angestrengt, nur für den Fall, dass sie mit Hilfe der Weltenkraft seine Gedanken lesen konnte. Er konnte nicht sagen, ob es funktionierte, aber sie erwiderte den Druck.
    Sie kamen zur nächsten Tür. Sie war verschlossen und größer als die anderen. Travis hörte ein leises Summen. Er berührte die Oberfläche der Tür. Sie vibrierte leicht.
    Vani schenkte jedem von ihnen einen scharfen Blick. Die Botschaft war eindeutig: Das war es. Grace und Travis traten zurück, als Vani den Türknauf nahm. Sobald sie ihn drehte, war die Zeit für verstohlene Aktionen vorbei. Grace und Travis mussten in Vanis Nähe bleiben, ihr aber genügend Raum lassen, während sie arbeitete. Und sie mussten in dem Augenblick, in dem sie Beltan entdeckten, an seine Seite eilen.
    »Jetzt«, flüsterte Vani.
    Mit einer fließenden Bewegung drehte sie den Knauf, öffnete die Tür und tauchte als schwarzer Schatten in den Raum.
    Travis und Grace folgten ihr. Er spannte jeden Muskel an in der Erwartung, Vani zu sehen, wie sie sich mit übermenschlicher Schnelligkeit bewegte, Duratek-Agenten wie Stoffpuppen umherschleuderte, ihnen einen Weg bahnte.
    »Oh«, sagte Grace an seiner Seite, und ihre Stimme hallte durch den Raum.
    Vani stand reglos da, die Hände in die Hüften gestemmt. Travis machte einen taumelnden Schritt vorwärts und riss sich die Sonnenbrille herunter.
    »Leer«, sagte er. »Er ist leer.«
    Der Raum war groß, mehrere Hundert Quadratmeter, und er war leer. Ein paar Kisten, zerknülltes Papier; das war alles. Hohe Wände streckten sich nackten Stahlträgern und einer im Schatten liegenden Decke entgegen. Es gab nur ein paar Lampen, die kein sehr helles Licht verbreiteten, und an der einen Wand war ein großer Ventilator, der sich langsam drehte – die Quelle des Summens.
    »Vielleicht sind sie ja woanders«, sagte Grace und schlang die Arme um den Oberkörper. »Da sind noch mehr Türen.«
    »Nein«, erwiderte Vani schneidend. »Sie sind weg. Alle.«
    Aber das ergab keinen Sinn. Es hätte sich nicht die ganze Belegschaft auf den Weg gemacht, um ihn und Grace gefangen zu nehmen. »Ich verstehe das nicht! Wie kann das nur sein?«, krächzte er.
    Vani drehte sich um. »Sie wussten, dass wir kommen.«
    Es traf ihn wie ein Schlag. Irgendwie hatten sie es erfahren und alles geräumt. Das Artefakt. Beltan. Alles. Er fühlte Graces Gewicht, als sie sich gegen ihn sacken ließ.
    »Und jetzt?«, sagte

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