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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Recht – sie folgen uns nicht. Lasst uns hier verschwinden und herausfinden, wo sie Beltan hingeschafft haben.«
    Grace fing an, den Korridor hinunterzulaufen, denselben Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Und plötzlich schrillte ein ohrenbetäubendes elektronisches Jaulen durch die ganze leer stehende Fabrik.
    Grace drehte sich um und drückte die Hände gegen die Ohren, aber der Laut schnitt durch Fleisch und Knochen, als wären sie Papier.
    »Was ist das?«, brüllte sie.
    »Eine Art Alarm!«, erwiderte Vani, deren Stimme wegen der Sirene aber kaum zu verstehen war.
    »Das ergibt doch keinen Sinn!«, rief Travis. »Warum ist er nicht losgegangen, als wir reingekommen sind?«
    »Weil sie wollten, dass wir das Gebäude betreten. Wir sollten es nur nicht verlassen.«
    Eine Sekunde später krachte etwas gegen die andere Seite der schweren Metalltür, die sie eben verschlossen hatten.
    Wieder bemühte Grace die Gabe, dann riss sie die Augen auf. Es hatte sich gegen die blendende Helle der Weltenkraft abgezeichnet: ein schwarzer, sich windender Knoten direkt auf der anderen Seite der Tür.
    »Sie versuchen dort herauszukommen!«
    Vani wich von der Tür zurück, als sie unter einem weiteren Schlag erzitterte. »Anscheinend hat der Alarm einen zweiten Befehl ihres Meisters aktiviert. Der Befehl, uns zu jagen.«
    Einen Augenblick lang lähmte der schrille Alarm sie, machte jedes Nachdenken unmöglich. Dann schüttelten sie die Beklemmung ab und rannten los.
    Hinter ihnen ertönte das nächste Krachen. Grace warf einen Blick zurück über die Schulter und sah, wie sich die Tür ausbeulte. Sie riss den Kopf wieder herum und lief hinter Vani und Travis her. Öffnungen huschten vorbei. Die Tür, durch die sie das Gebäude betreten hatten, wuchs in ihrem Blickfeld: ein von grauem Licht erfülltes Rechteck.
    Das Licht verdunkelte sich.
    Neun Meter vor ihnen schlüpften dunkle Schatten durch die Tür. Blasse Augen richteten sich auf die Läufer. Zwei geduckte Gestalten setzten sich in Bewegung und rannten ihnen mit hüpfenden Schritten entgegen.
    Gorleths. Noch während Grace sie anstarrte, tauchten hinter ihnen noch mehr davon auf.
    Grace wäre beinahe in Vani und Travis hineingelaufen.
    »Umdrehen«, sagte Vani, und ihre Stimme war genauso durchdringend wie die Sirene. »In die andere Richtung laufen. Sofort!«
    Gedanken drangen zu Nerven und Muskeln durch. Grace wirbelte herum, und sie und Travis rannten Seite an Seite durch den Korridor. Ihre Füße fühlten sich an, als bestünden sie aus Blei. Vor ihnen auf der linken Seite verformte sich die Tür, die die anderen Gorleths zurückhielt, mit einem dumpfen Krachen erneut. Hinter Grace ertönten, von der Alarmsirene teilweise überdeckt, feuchte, knirschende Geräusche, denen ein beklagenswerter Schrei folgte, dessen Ursprung nicht menschlich war. Ein schwarzer Komet schien an ihr vorzurasen, dann lief Vani vor ihnen her.
    »Ich habe zwei Gorleths ausgeschaltet«, rief sie über die Schulter zurück. »Aber da kommen noch mehr.«
    Grace fehlte der Atem, um eine Antwort zu geben. Sie passierten die Tür zu dem leer stehenden Lager. Stumpfes Metall kreischte auf und zerriss dann, ein langer Arm schoss durch die Lücke und schnappte mit funkelnden Krallen nach Grace.
    Er hätte ihr die Halsschlagader aufgeschlitzt, hätte Travis nicht ihren Pullover gepackt und sie zu sich gerissen. Sie prallten gegeneinander, wären um ein Haar gestürzt. Dann war Vani da und stützte sie mit starken Armen.
    Hinter ihnen ertönte das Bersten zerreißenden Metalls, begleitet von Schreien voller Hass und Hunger. Grace musste nicht zurückschauen, um zu wissen, dass sich dunkle Gestalten durch die zerstörte Tür schoben, sich zu ihren Artgenossen gesellten, die den Korridor entlangtrabten und ihre fliehenden Opfer verfolgten.
    Der Korridor endete an einer Tür. Travis erreichte sie als Erster. Er warf sich dagegen.
    Und taumelte zurück. Die Tür war verschlossen.
    »Weg da«, befahl Vani.
    Sie schmiegte sich mit dem ganzen Körper gegen die Tür, ließ die Hände über den Stahl gleiten, schloss die Augen. Der Alarm schrillte noch immer, aber nun hatte sich ein neuer, kratzender Laut hinzugesellt, der Graces Nerven zerfetzte. Er erinnerte sie an Fingernägel, die über eine Schultafel kratzten. Nur lauter. Viel lauter.
    »Ein wenig Eile wäre nicht schlecht, Vani«, sagte Travis mit aschfahlem Gesicht.
    Vani gab keine Antwort. Sie biss die Zähne zusammen. Unter ihren Händen fing die Tür

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