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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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an, sich zu verziehen und Blasen zu schlagen, als würde der Lack brennen.
    Grace verspürte namenloses Entsetzen; sie schaute nach hinten. Die Kreaturen kamen schnell den Korridor heran. Eine dicht zusammengedrängte Gruppe war den anderen ein Stück voraus. Ihre langen Arme baumelten beim Laufen herab, ihre Krallen gruben tiefe Furchen in den Boden. Das war die Quelle des furchtbaren Geräuschs.
    »Vani …«, sagte Travis mit schriller werdender Stimme.
    Grace riss den Kopf herum. Die Tür flackerte jetzt, verschwand aus der Realität und nahm wieder feste Formen an. An einigen Stellen konnte sie einen Blick auf die darunterliegenden Dinge werfen: das Stück eines grauen Himmels, Teile eines geparkten Autos.
    »Jetzt!«, brüllte Vani.
    Die Tür platzte förmlich auf.
    Sie stürmten in den grauen Nachmittag hinaus, liefen über den harten Asphalt. Es war ein Parkplatz, der sich genau auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes befand, an der sie eingedrungen waren. Hinter einem hohen Holzzaun ertönte Verkehrslärm. Grace sah zurück zur Tür. Vani hatte sie wieder verschlossen, aber sie erzitterte bereits unter den Schlägen. Ihnen blieben höchstens Sekunden.
    »Lauft«, sagte Vani, die mit erhobenen Händen die Nachhut bildete. »Klettert über den Zaun, lauft zur Straße und haltet ein Fahrzeug an.«
    Grace streckte eine Hand aus. »Was ist mit dir?«
    »Ich halte sie auf.«
    »Nein«, sagte Travis. Seine Miene war entschlossen. »Es sind zu viele. Das schaffst nicht mal du. Wir werden dich nicht im Stich lassen, Vani.«
    Vani drehte sich um; in ihren goldenen Augen lag ein seltsames, sanftes Leuchten. Doch bevor Grace entscheiden konnte, was es wohl bedeutete, wurde das Leuchten von funkelnder Wut ersetzt.
    »Sei kein Dummkopf, Travis. Wenn ich gezwungen bin, dich und Grace zu beschützen, macht mich das nur langsam. Du kannst mir nur auf eine Weise helfen, indem ihr verschwindet.«
    Sie hatte Recht. Grace ergriff seinen Arm. »Hör auf sie, Travis, wir müssen …«
    Etwas Dunkles und Schweres traf sie in der Seite und brachte sie zum Verstummen.
    Grace rollte über den Asphalt, kleine Steinchen und Glassplitter bohrten sich in ihre Hände und Wangen. Schmerz explodierte wie eine Supernova in ihrer Magengegend, strahlte von ihrem Solarplexus aus in alle Richtungen. Es gelang ihr, den Kopf zu heben, das Gesicht vor Schmerz verzogen, unfähig, auch nur einen Atemzug zu tun.
    Er hockte über ihr mit weit aufgerissenem Rachen. Speichel tropfte von gewaltigen Reißzähnen. Er strich beinahe sanft mit einer Kralle über ihre Brust, so als wollte er in Ruhe entscheiden, wo der erste Einschnitt erfolgen sollte. Dann nahm er mit ausgefahrenen Krallen den dürren Arm zurück, dazu bereit, ihr die Eingeweide aus dem Leib zu reißen.
    Hinter dem Gorleth schimmerte die Luft. Bevor er zuschlagen konnte, verbog sich sein Arm in einem seltsamen Winkel, was ein scharfes Knacken hervorrief. Das Ding warf den Kopf zurück, um einen Schrei auszustoßen, aber eine weitere schemenhafte Bewegung erfolgte, und der missgestaltete Kopf verdrehte sich in einem unmöglichen Winkel, bis das Genick brach. Der Gorleth sackte neben Grace auf den Asphalt. Die Luft verfestigte sich, und Vani stand da.
    »Travis!«, rief sie. »Fallen lassen. Sofort!«
    Sechs Meter von ihnen entfernt warf sich Travis zu Boden. Eine knurrende Gestalt warf sich auf ihn. Vani ließ den Arm in einem perfekten Bewegungsablauf nach vorn schnellen, drei kleine Gegenstände lösten sich aus ihrer Hand. Erst als sie ihr Ziel trafen, sah Grace, worum es sich dabei handelte: drei scharfe Stahldreiecke.
    Der Gorleth taumelte von Travis fort, die Stahldreiecke ragten aus seiner Brust. Er kratzte mit den Krallen daran, riss sich das eigene Fleisch auf und stürzte rücklings auf den Asphalt. Er verkrampfte sich einen Augenblick lang, dann wurde er ganz schlaff, aus dem weit aufgerissenen Maul sprudelte Schaum. Die Dreiecke waren nicht besonders tief eingedrungen. Grace brauchte erst gar nicht zu fragen; ihr war klar, dass sie vergiftet gewesen waren.
    Endlich konnte sie zitternd Luft holen. Die beiden Gorleths waren tot, aber wo waren sie hergekommen? Dann glitt ihr Blick zum Dach des Gebäudes.
    »Ja«, sagte Vani. »Sie kamen von dort oben. Ihr müsst gehen, bevor noch mehr kommen.«
    Sie half Grace auf die Füße. Travis war wieder aufgestanden. Er wollte etwas sagen, aber in diesem Augenblick explodierte die Tür des Gebäudes wie mit einem Donnerschlag. Ein

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