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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Rudel aus fünf Gorleths, das wie ein schwarzer, haariger Ball aussah, trabte über den Parkplatz auf sie zu.
    In einem Wimpernschlag schätzte Grace die Entfernungen und rechnete. Selbst Vani würde nicht schnell genug sein können. Die Gorleths würden Travis vorher erreichen. Sie stählte sich, bereitete sich auf den Anblick vor, wie ihr bester Freund in Stücke gerissen wurde.
    Etwas wie ein Schrei ertönte. Er wurde immer lauter, etwas kam um die Ecke des Gebäudes geschossen. Ein tiefes Dröhnen hallte durch die Luft, gefolgt von einem weiteren Quietschen. Das Ding blitzte grün auf. Die Gorleths drehten die Köpfe, ihre lidlosen Augen starrten gerade noch rechtzeitig in die richtige Richtung, um zu sehen, was sie traf.
    Fünf haarige Körper flogen durch die Luft, die spindeldürren Arme und Beine in alle Richtungen ausgestreckt. Blut sprühte auf und tauchte Travis, der den Kopf zur Seite riss, in einen scharlachroten Nebel. Die Gorleths schienen mitten in der Luft zu schweben, und zwar so lange, dass Grace einen schrecklichen Moment lang glaubte, die Kreaturen könnten tatsächlich fliegen. Dann krachten sie auf den Asphalt und kamen als fünf verkrümmt daliegende, blutende Körper zum Stillstand. Sie standen nicht wieder auf.
    Das Ding beschrieb eine enge Kurve. Erst als es zwischen ihr und den anderen quietschend zum Stehen kam, hob Begreifen Graces geistige Lähmung auf. Es war ein Wagen – ein großer, grüner Pick-up, dessen nun verbeulte Motorhaube mit Blut verschmiert war. In einem auf der Heckscheibe angebrachten Gewehrständer ruhten zwei Gewehre, am Rückspiegel baumelte ein Lufterfrischer wild hin und her. Auf der Vorderbank saßen zwei Männer.
    Nein, nicht bloß Männer, Grace. Sieh dir die Hüte an. Das sind Cowboys.
    Der schmale Mann auf der Beifahrerseite stieß ein Jubeln aus, als er mit den von Falten umgebenen blauen Augen durch die Windschutzscheibe starrte. »Das nenne ich einen Volltreffer, Mitchell.«
    Der Fahrer antwortete ihm nicht. Stattdessen sah er Grace mit ernstem Blick an.
    »Brauchen Sie eine Mitfahrgelegenheit, Ma’am?«, sagte er mit einem ausgeprägten melodischen Akzent.

13
    Travis schaute aus dem Heckfenster des Pick-ups, aber da waren nur andere Wagen und Asphalt zu sehen. Das Fabrikgebäude befand sich mindestens schon eine Meile hinter ihnen. Selbst wenn der Scirathi den Gorleths befohlen hatte, sie zu verfolgen, so schnell konnten selbst sie nicht laufen. Er fühlte, wie jemand seine Hand drückte. Grace. Er zwang sich, nach vorn zu sehen.
    »Also, Travis«, sagte Davis Burke-Favor und lehnte sich über den Beifahrersitz, »stellst du uns nun deinen Freunden vor oder nicht?«
    Sie waren alle Hals über Kopf auf die Rückbank des Pick-ups gestürmt in dem ungestümen Bemühen, zu entkommen, bevor noch mehr der Kreaturen aus dem Gebäude kamen, und Mitchell war vom Parkplatz gerast, bevor sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
    »Das ist Grace Beckett«, sagte Travis. »Sie ist Ärztin. Und das hier ist Vani. Sie ist …«
    Er verstummte. Was genau war Vani? Eine Spionin? Eine Leibwächterin?
    »Ich bin ihre Freundin«, sagte Vani.
    Travis sah sie an. Sie hob eine Braue, und er lächelte.
    »Das ist sie«, sagte er.
    Davis tippte an seinen grauen Stetson; sein schmales, gebräuntes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
    »Also gut, Travis«, sagte Grace. »Jetzt sind wir an der Reihe.«
    Sie lehnte sich gegen das Polster; ihr Gesicht war blass, ihr aschblondes Haar ein wirres Durcheinander, aber in ihren Augen funkelte eine seltsame Lebendigkeit. Sie hatte an mehreren Stellen im Gesicht Abschürfungen, und eine Hand, die nach ihrem Sturz geblutet hatte, war mit Davis’ Taschentuch verbunden.
    Travis beendete die Vorstellung. »Grace, Vani, das sind Freunde von mir aus Castle City, Davis und Mitchell Burke-Favor. Der Komische, der über alles lacht, ist Davis. Und der gut Aussehende mit der Radiomoderatorenstimme ist Mitchell.«
    »Siehst du, Davis«, sagte Mitchell gedehnt, ohne beim Fahren die Straße aus den Augen zu verlieren, »ich habe dir gesagt, dass ich der gut Aussehende bin.«
    »Nein, du bist der Alte.«
    »Das ist unfair. Ich bin auch gut aussehend.«
    »Nein, du hast doch gehört, was er gesagt hat. Du bist der Komische.«
    »Klar, komisch wie ein Witzbold, du weißt schon, der, der die Party in Schwung bringt. Nicht der, der komisch aussieht.« Davis sah wieder über den Sitz. »Stimmt’s,

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