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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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anstrengend gewesen. Es fühlte sich gut an, still sein zu können, wenn auch nur für einen Augenblick. Sie schaute auf den Weinpokal in ihrer Hand. Er war leer. Sie ging auf einen Diener zu, der auf der anderen Seite des Saals stand.
    Dann joggte sie. Dann lief sie.
    Als sie die andere Saalseite erreichte, pochte ihr Herz, schnappte sie nach Luft, und weder von dem Diener noch von dem Wein war eine Spur zu sehen. Die anderen stellten kleine Schatten in der Ferne dar. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu ihnen zurückzugehen und zu hoffen, dass sie es schaffte, bevor sie an Altersschwäche starben.
    Lass dir Zeit. Man sollte glauben, dass du bei diesem ganzen Hin-und-her-Gespringe zwischen den Welten in besserer Form bist.
    Sie hatte den Saal zur Hälfte durchquert, als ihr eine Statue auffiel, die sie in ihrem vergeblichen Versuch, noch etwas Wein zu bekommen, passiert haben musste. Es war die Statue eines Mannes, der überlebensgroß war. Grace vermochte nicht zu sagen, was sie stehen bleiben und ihn betrachten ließ. Die Statue schien hier fehl am Platz zu sein. Aber vielleicht machte sie gerade das so unwiderstehlich.
    Im Gegensatz zu dem weißen, glatten Marmor um sie herum war sie aus grobem, grauem Stein geschlagen. Trotzdem haftete ihr eine ungeheure Lebendigkeit an. Der Mann war offensichtlich eine Art Krieger; er war für die Schlacht gekleidet und hielt ein großes Schwert in der Hand. Seine Kleidung hatte etwas Primitives an sich – der Stein war geschickt bearbeitet worden, um Leder, Pelz, Knochen und gehämmerte Stahlplatten anzudeuten –, den scharfen Gesichtszügen und dem zotteligen Haar haftete etwas Wildes an, was ihm einen rauen, wölfischen Ausdruck verlieh. Trotzdem sah er attraktiv aus. Sogar mehr als attraktiv – imponierend. Das war ein Mann, vor dem andere ihr Knie beugten. Dann bemerkte Grace den Reif auf seiner Stirn, und ihr wurde klar, dass dieser Mann ein König gewesen war.
    Aber das ergab keinen Sinn. Tarras hatte Kaiser, keine Könige, und Grace hatte das Gefühl, dass keiner von ihnen so barbarisch ausgesehen hatte. Die Statue war angestoßen; sie war offensichtlich sehr alt.
    »Was habt Ihr da gefunden, Grace?«, sagte eine melodische Stimme hinter ihr. »Na, sieh sich das einmal einer an.«
    Erst als Falken sprach, bemerkte Grace, dass sie die Statue angestarrt hatte. Wie lange stand sie schon hier? Sie dreht sich zu Falken um. Die anderen bewegten sich auch in ihre Richtung.
    »Was muss er für ein König gewesen sein«, sagte der Barde leise.
    Also hatte Grace Recht. »Wer war er, Falken?«
    »Das ist Lord Ulther, der vor über tausend Jahren der König von Toringarth war. Ich glaube, Ihr kennt seine Geschichte, Grace – wie er und Elsara, die Kaiserin von Tarras, zusammenarbeiteten, um im Krieg der Steine den Fahlen König zu besiegen.« Falken trat näher an die Statue heran. »So sieht also Fellring aus. Das habe ich mich immer gefragt. Ich war immer der Meinung, dass sein Aussehen nicht überliefert wurde, bevor die Klinge zerbarst. Aber Elsara muss diese Statue von ihm in Auftrag gegeben haben, als er nach Tarras kam, um sie um Hilfe zu bitten.«
    Grace fühlte sich seltsam. Die warme, würzige Luft war plötzlich beklemmend. »Fellring.«
    »Ja, das ist der Name von Ulthers Schwert. Seht Ihr?« Falken zeigte auf die Klinge in der Hand der Statue. »Sie ist mit Runen der Macht beschrieben.«
    Graces Aufmerksamkeit war auf das Gesicht der Statue gerichtet gewesen; sie hatte dem Schwert kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Jetzt tat sie es – und der Boden unter ihren Füßen tat sich auf, während die Welt weiß wurde.
    Als sich ihre Sicht wieder klärte, sah sie Gesichter über sich gebeugt. Falken, Melia, Travis und die anderen. Das Rauschen in ihren Ohren verlor an Lautstärke, und sie konnte Stimmen hören.
    »… alles in Ordnung, Grace?«, sagte Travis.
    »Bitte, meine Liebe«, sagte Melia besorgt. »Könnt Ihr mit uns sprechen?«
    Eine weitere Stimme sprach in Graces Verstand. Schwester, was ist?
    Die ganze Aufmerksamkeit bereitete Grace Unbehagen. Sie schaffte es, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Mir geht es gut.« Aber das stimmte nicht. Im Augenblick ging es ihr alles andere als gut. Sie war … Aber sie wusste es nicht mehr. Vielleicht hatte sie es nie gewusst.
    »Du bist die Ärztin, Grace«, sagte Travis ernst, »aber selbst ich weiß, dass Leute nicht umkippen, wenn mit ihnen alles in Ordnung ist. Was ist los?«
    Es gab keinen Grund, es zu

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