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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ich auch … geliebte Schwester.«
    Die Luft schlug Wellen wie ein Teich, dann stand ein alter Mann in einer leuchtend weißen Robe vor Melia.
    »Ich … passe auf sie auf. Wie du mich gebeten hast … liebe Schwester.«
    Travis stieß einen leisen Seufzer aus. Der alte Mann war wunderschön. Seine faltige Haut war so dünn wie Papier, leuchtete aber, als befände sich darunter ein Licht. Strähniges weißes Haar schwebte um seinen Kopf, in seinen goldenen Augen lag eine sanfte Weisheit. Die Gestalt des alten Gottes flimmerte; er wurde abwechselnd durchsichtig und nahm dann wieder feste Formen an.
    »Ich bin froh, Mandu«, sagte Melia. »Sie brauchen einen Hirten, seit sie ihren verloren haben. Und ich fürchte, von jetzt an gibt es noch mehr verlorene Schäfchen, die sich zu ihnen gesellen werden.«
    »Ja … der liebe Misar hat seinen Kreis vollendet. Aber fürchte nicht … liebe Melindora. Ich werde auch über Misars Gemeinde wachen. Ich bin fast bereit … selbst den Kreis zu vollenden. Doch ich werde bleiben … zumindest noch eine Weile. Vielleicht bin ich … in meiner Weiterentwicklung allem … zu weit entrückt. Eine Zeit lang zu bleiben wird mir gut tun.«
    Melia strahlte. »O Mandu, ich bin froh, das zu hören. Deine Gegenwart wird uns allen Kraft geben, vor allem in diesen dunklen Zeiten. Konntest du vollbringen, was ich dir beschrieben habe?«
    »Ja. In diesem Augenblick verbreitet die Gemeinde Gebs … die Gerüchte, die du gewünscht hast.«
    »Wunderbar.«
    »Ich werde jetzt gehen … und ruhen. Ich fürchte, ich bin es nicht mehr gewöhnt … so … gegenwärtig zu sein.«
    »Natürlich, lieber Bruder«, sagte Melia leise. »Wenn alles vorbei ist, werde ich erneut mit dir sprechen.«
    Die Aura um den Alten leuchtete so hell auf, dass Travis gezwungen war, sich abzuwenden. Als er wieder hinsah, war der Gott verschwunden, und Melia kam bereits auf sie zu.
    Lirith betrachtete sie nachdenklich. »Hattet Ihr nicht gesagt, dass sich Mandu von den Angelegenheiten der anderen Götter lieber fern hält?«
    »Das tut er für gewöhnlich auch, meine Liebe. Aber die Ereignisse der letzten Zeit haben Mandu den Eindruck vermittelt, dass er möglicherweise etwas zu distanziert ist. Er hat eingewilligt, denen zu helfen, die ihre Götter verloren haben. Zumindest bis neue Götter erscheinen, um die Plätze von Ondo und Geb und Sif und Misar einzunehmen.«
    Beltan kratzte sich an seinem dünner werdenden blonden Haar. »Entschuldigt, Melia, aber das macht keinen Sinn. Die Götter gibt es schon ewig. Wie können dann plötzlich neue erscheinen, um die Plätze der Ermordeten einzunehmen?«
    »Das weiß nicht einmal ich, mein Lieber«, sagte Melia. »Darum nennt man es auch Mysterienkulte.«
    »Tira«, sagte Grace leise. »Sie wurde eine Göttin. Wir haben zugesehen, wie sie in den Himmel aufstieg. Werden einige von denen, die ihre Götter verloren haben, ihr folgen?«
    Melia schien darüber nachzudenken. »Vielleicht irgendwann einmal. Obwohl sie jetzt eine Göttin ist, habe ich den Eindruck, dass Tira noch immer ein Kind ist. Es kann noch eine lange Zeit dauern, bevor wir wirklich verstehen können, welchen Zweck sie erfüllt.«
    »Wovon hat Mandu da gesprochen?«, fragte Falken. »Gebs Gemeinde verbreitet Gerüchte?«
    Melia strich ihr blauschwarzes Haar glatt. »Ja. Mandu hat mit den Bettlern und Dieben von Tarras gesprochen. In diesem Augenblick verbreiten sie in der ganzen Stadt Gerüchte.«
    »Was für Gerüchte?«, wollte Durge wissen.
    »Gerüchte über ein Relikt aus dem alten Süden. Ein Relikt, das der Kaiser in der Etherion aufbewahrt.«
    Sareth riss die Augen auf. »Der Skarabäus! Ihr wollt die Scirathi davon überzeugen, dass der Kaiser irgendwie den Skarabäus in seinen Besitz gebracht hat und ihn in der Etherion bewacht. Darum habt Ihr all die Soldaten verlangt.«
    Melia lächelte. »Und? Glaubt Ihr, es wird funktionieren?«
    Der Mournisch rieb sich das bärtige Kinn, dann stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht. »Das Verlangen der Scirathi nach dem Skarabäus kennt keine Grenzen. Sie werden nicht widerstehen können, selbst nachzusehen, ob die Gerüchte stimmen. Sie werden kommen.«
    Travis sammelte seine Willenskraft. »Und das wird mir die Zeit verschaffen, die ich brauche, um mich unter die Stadt zu begeben und …«
    Und was? Er hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, also sprach er nicht weiter.
    Es war Zeit. Wenn Melias Plan funktionierte, konnten die Scirathi jeden Augenblick in der

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